15.09.2019

Sechs Mamis, Liebe und viel «Härz»

Das Kulturbrugg-Konzert in Heerbrugg der Gruppe Härz war der Kontrapunkt zum Queen-Konzert am Tag zuvor.

Von Gerhard Huber
aktualisiert am 03.11.2022
Pascal Zäch, Leiter des «Madlens» und des an selber Stelle in dieser Woche stattfindenden Festivals Kulturbrugg, war in der Pause des Konzerts der Frauenband Härz begeistert von der Musik, der Ausstrahlung und der Stimmung, die die sechs sympathischen Sängerinnen verbreiteten. «Als ich den letztjährigen Weihnachtssong ‹so nä momänt› aus dem Werbespot eines der beiden grossen Detaillisten der Schweiz hörte, da wusste ich sofort, diesen Sound muss ich an unserem Festival haben.» Denn Kulturbrugg verstehe sich ja als Festival der Kontraste. «Gestern eine sensationelle Queen-Cover-Band, heute die Musik von Härz. Morgen eine Oper auf der Leinwand.»Ungewöhnliche BühnenperformanceWill man die Gruppe Härz und ihre Songs in die gängigen Musikgenres einordnen, tut man sich schwer. Denn die sechs bekennenden Mamis und Hausfrauen, die aus verschiedenen Teilen der Schweiz musikalisch zueinander gefunden haben, zeigen eine ungewöhnliche, einfache, wohltuend natürli-che Bühnenperformance ohne Tanzshow oder künstliche visuelle Effekte. Sechs Stimmen, die die meisten Teilnehmer von «Voice of Switzerland» wohl vor Neid erblassen lassen würden.Sechs unterschiedliche Timbres, von der typischen Soulstimme über das ideale Schlagerorgan bis zu französischem Chanson, mit dem typischen Zittern in den höheren Stimmlagen. Eine Musik, die wohl noch am ehesten einer Mischung aus Pop, intelligentem und leisem Schlager und volkstümlicher Musik zuzuordnen ist, die aber in dieser zauberhaften Form nur von Härz geliefert wird.Begleitet wurden die sechs Sängerinnen, die sich aus ihrer Tätigkeit in verschiedenen Chören kannten und nach eigener Angabe aus Leidenschaft für ihre Musik zusammengefunden haben, nur von einem Pianisten und einer Akustikgitarre. Oder sangen überhaupt a cappella. Trugen ihre Lieder vor, die durchwegs von Liebe, Treue und der Familie handelten. Und von ihrem eigenen Leben, ihren eigenen Erlebnissen. Dem ersten Kennenlernen, der Geburt ihrer Kinder, dem langsamen Loslassen, wenn die Kinder älter werden.Episoden aus dem eigenen LebenZwischen den Songs erzählten Deborah, Tabea, Nyna, Ai-Yen, Isabelle und Cathryn Episoden aus dem eigenen Leben. Wie etwa Tabea sich als bereits ältere Singlefrau entschloss, in Ägypten Urlaub zu machen und ihre Mutter noch warnte, «nicht, dass Du Dich da unten verliebst.» Und sie natürlich prompt im Land der Pyramiden ihre Liebe fand, die mittlerweile bei ihr in der Schweiz lebt und mit der sie zwei Kinder hat. Das passende Lied dazu war «Namen im Sand». Oder Cathryn, die als Kindergärtnerin und Mutter das erste Loslassen der Kinder porträtierte und dazu «La di los» sang.Die Musik von Härz ist ohne Ecken und Kanten. Ein easy-listening happy Wohlfühlsound, der sich trotz seiner Einfachheit tatsächlich ins «Härz» schlich. Der bewirkte, dass alle Zuhörer ihre Sorgen und Nöte, ihre kleinen Depressionen und Kränkungen für die Dauer des Konzerts an der Garderobe abgeben konnten. Beispielgebend die beiden Songs, mit denen die Sangesgruppe in der Schweiz bekannt wurde, «Eifache Liabi» und das schon erwähnte «So nä momänt». Oder auch der Opener «Wia a Fädara im Wind».Die Zusammenfassung des Abends lieferten die Sängerinnen bereits in ihrer Textzeile «Was wär ‘s Läba ohne Liabi, ohne di?» Vermutlich gleich trostlos wie ein Leben ohne Härz und ohne Musik.HinweisMehr Bilder auf rheintaler.ch unter Bilderstrecken.

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