06.01.2019

Schwimmen im Rhein bei vier Grad

Beim Neujahrsschwimmen wassert die Tauchgruppe Widnau (TGW) traditionell mit einem Maskottchen in den winterlichen Rhein ein. Elf Mitglieder liessen sich gestern mit der Strömung von der Zollbrücke Kriessern bis zur «Habsburg» treiben.

Von Hildegard Bickel
aktualisiert am 03.11.2022
Hildegard BickelSchlottern sie wohl oder haben sie nach dem Schwumm im Rhein blau angelaufene Lippen? Nichts dergleichen. Nur ihre Backen hatten eine rote, aber gesunde Farbe, als die zehn Männer und eine Frau der Tauchgruppe auswasserten. Auf dem Parkplatz schälten sie sich aus ihren Tauchanzügen. Ihre Körper dampften. «Alles blieb trocken», sagt Marco Sutter aus Altstätten und lacht. Zwei Stunden zuvor stieg er mit Vereinsmitgliedern bei der Zollbrücke in Kriessern in das brusttiefe Wasser, um eine beliebte Tradition zu pflegen.Wasserstand bot ideale BedingungenDas Neujahrsschwimmen führt die TGW bereits seit 40 Jahren durch. Ohne Unterbrüche, bei jedem Wetter. «Einzig wenn der Rhein sehr viel Wasser oder Schwemmholz führen würde, wäre es zu gefährlich», sagt Ingo Rauch, Präsident der Tauchgruppe. Doch auch dieses Jahr fanden die Taucher gute Bedingungen vor. Der Wasserstand war ähnlich hoch wie in den vergangenen Jahren, vereinzelt mit niedrigen Stellen, wo Steine aus dem Wasser ragen. «Dort mussten wir aufpassen und drum herum paddeln.» Ansonsten waren keine Hindernisse zu überwinden. Kaltes Wasser sind sich die Taucher gewöhnt, da sie auch im Winter durchschnittlich einmal pro Woche einen Tauchgang unternehmen, beispielsweise im Bodensee oder in anderen Gewässern.Das Neujahrsschwimmen gehört jedoch in eine eigene Liga. Der Spassfaktor steht bei den Tauchern im Zentrum und sie möchten sich auch bei der Bevölkerung bemerkbar machen. Das gelingt ihnen mit dem Maskottchen, das jeweils mit auf die Wasserreise kommt. Alle zwei bis drei Jahre basteln sie ein neues Sujet. Dieses Mal hatten sie ein Stehaufmännchen dabei. Auf einem zusammengezimmerten Floss montierten sie eine Autobatterie, die das Gebläse für das Männchen antrieb. In bunten Neonfarben flatterte das Maskottchen, das aus altem Gleitschirmstoff zusammengenäht worden war.Mit diesem Auftritt konnten Schaulustige von Weitem die nahenden Taucher erkennen. Auf der Diepoldsauer Schrägseilbrücke und entlang dem Rheindamm blieben Passanten stehen und nahmen den Neujahrsgruss der Taucher entgegen. Diese stiegen dort aus dem Wasser und gönnten sich eine kurze Aufwärmpause mit Punsch und Gebäck, bevor sie die zweite Etappe in Angriff nahmen.Kaum geknallt, dafür bestauntEigentlich wollte die Tauchgruppe auch akustisch auffallen, mit Raketenschüssen. Doch das meiste Feuerwerk bekam gestern etwas zu viel Regen. Bei der «Habsburg» in Widnau endete schliesslich das Vergnügen der Taucher und sie stapften mit ihrem Maskottchen durch den Schnee. Schlittelnde Kinder und ihre Eltern staunten über die aussergewöhnliche Erscheinung der in Schwarz gehüllten Taucher. Nach dem Umziehen gönnten sie sich einen verdienten Spaghetti-Plausch.

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