17.08.2021

Schwierige Suche nach Lehrpersonen

An den Ostschweizer Volksschulen ist der Lehrermangel weniger akut als anderswo. Dennoch bereitet er Fachleuten Sorge.

Von Rossella Blattmann
aktualisiert am 03.11.2022
Kleine Menschen mit bunten (und viel zu grossen) Schultheks stapfen stolz durch die verregneten Quartierstrassen, Jugendliche mit Airpods in den Ohren und Smartphone in der Hand zwängen sich in den vollgestopften Bus: Am Montag ging in den Kantonen St. Gallen, Thurgau sowie den beiden Appenzell die Schule wieder los. Pünktlich zum Schulstart stellt sich im ganzen Land auch die Frage des Lehrermangels in den Volksschulen. Im Kanton Aargau beispielsweise fehlten zum Schulstart vor einer Woche 130 Lehrerinnen und Lehrer, berichtete die «Aargauer Zeitung». Doch wie präsentiert sich die Situation in der Ostschweiz? Mangelt es auch in Ostschweizer Kindergärten, Primar- und Sekundarschulen an Lehrpersonen?Zu wenig Lehrpersonen an St. Galler VolksschulenAn den Volksschulen im Kanton St. Gallen fehlen zum Schulstart 19 Lehrerinnen und Lehrer, drei mehr als vor einem Jahr (Stichtag 30. Juni). Eine nächste Umfrage lanciert der Kanton am 20. August. Daraus werde dann ersichtlich sein, wie viele Stellen letztendlich nicht besetzt werden konnten, sagt Jürg Raschle, Generalsekretär beim Bildungsdepartement des Kantons St. Gallen. Er ergänzt: «Offengebliebene Stellen bedeuten nicht, dass Schulklassen ohne Lehrpersonen dastehen.» Von einem eigentlichen Lehrermangel will Raschle nicht sprechen. Doch er sagt auch: «Es ist einfach so, dass es gemäss Rückmeldungen der Schulträger im Vergleich zu Vorjahren schwieriger war, adäquates Lehrpersonal zu finden.»Um die noch offenen Stellen zu besetzen oder die noch offenen Lektionen abzudecken, stehen den Schulträgern gemäss Raschle verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Die Einstellung von Stellvertretungen, der Einsatz von Teilzeit-Lehrpersonen oder die Verteilung der offenen Lektionen auf das bestehende Lehrerteam. «Gemäss Rückmeldungen der Schulträger mussten vermehrt Lehrpersonen mit nicht stufengerechten Lehrdiplomen angestellt werden», ergänzt Raschle. Man gehe davon aus, dass die eine oder andere Stelle bis zum Schulstart noch mit entsprechendem qualifiziertem Lehrpersonal besetzt werden konnte, so Raschle.Der Kanton Thurgau hingegen ist am Montag mit genügend Lehrerinnen und Lehrern gestartet, wie Beat Brüllmann, Leiter des Thurgauer Amtes für Volksschule, mitteilt. Dennoch manifestiert sich der Lehrermangel. «Auch im Kanton Thurgau spüren wir, dass es schwieriger wird, die offenen Stellen zu besetzen.»Ähnlich tönt es im Appenzellerland: Sowohl in Appenzell Ausserrhoden als auch in Innerrhoden fehlen keine Lehrpersonen, doch beide Volksschulämter melden Schwierigkeiten bei der Stellenbesetzung.Lösen mehr Studierende das Problem?Die Suche nach Lehrpersonen gestaltet sich auch in der Ostschweiz schwierig: Warum? Bei den Lehrpersonen haben die sogenannten Babyboomer-Jahrgänge das Pensionsalter erreicht, was zu Lücken führt, heisst es unisono. Wie lässt sich das Problem Lehrermangel nun lösen? Die Pädagogischen Hochschulen, darunter auch die Pädagogische Hochschule St. Gallen (PHSG) und die Pädagogische Hochschule Thurgau (PHTG), melden konstant hohe Anmeldezahlen. Laut dem obersten Schulleiter, dem Thurgauer Thomas Minder, zu wenig, um das Problem Lehrermangel zu lösen.Der Lehrermangel hängt nicht nur mit Pensionierungen und Studierendenzahlen zusammen. Gemäss den Ostschweizer Vertreterinnen und Vertretern der Lehrer- und Schulleiterverbände ist es wichtig, dass der Beruf attraktiv bleibt.

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