Vor wenigen Tagen ist ein Kind von einem Auto angefahren worden, sagt Turgay Demirsoy. Glücklicherweise habe es sich nicht ernsthaft verletzt. Doch das Kind wolle nun nicht mehr selber in den Kindergarten laufen. Zu sehr sei es bei dem Vorfall erschrocken und jetzt verängstigt. Auch Turgay Demirsoy ist alarmiert und schickt seine zwei Kinder, die den Kindergarten und erste Klasse besuchen, nicht mehr allein zur Schule. Er wohnt mit seiner Familie im Quartier und kennt die Kreuzung Unterdorfstrasse / Ländernachstrasse. Schon oft stand er am Fussgängerstreifen und beobachtete, dass viele Autos nicht anhalten.Der Fussgängerstreifen ist unübersichtlich, sagt er. Die Bäume verdecken die Hinweisschilder, vor allem wenn im Frühling und Sommer die Blätter gewachsen sind. Auch die Rosensträucher am Strassenrand im Bereich der Kreuzung sieht er eher als Risiko denn als Zierde, da wartende Kinder nicht deutlich zu erkennen sind.Bremsbereitschaft wird angestrebtDie Bäume und Grünzonen im Fussgängerbereich sind gestalterische Elemente, die vermitteln sollen, dass es sich um keine Hauptverkehrsachse handelt, lautet die Erklärung der Kantonspolizei St. Gallen. Motorisierte Verkehrsteilnehmende sollen in solchen eingeengten Bereichen das Tempo drosseln.Bäume sind kaum ein Grund, abzubremsen, so Turgay Demirsoys Erfahrung. Erschwerend komme die Mittelinsel auf dem Fussgängerstreifen hinzu. Ein weiteres Element, das eigentlich die Sicherheit erhöhen sollte, gerade bei Kindern aber Verwirrung und Unsicherheit auslöse.Verkehrsinsel teilt denFussgängerstreifenWenn eine Verkehrsinsel oder eine Mittelinsel den Fussgängerstreifen in zwei Teile trennt, gilt jeder Teil des Übergangs als selbstständiger Streifen. Somit müssen Fussgängerinnen und Fussgänger, wenn sie die Mittelinsel erreichen, erneut sicherstellen, dass ihre Vortrittsbedingungen auch für den folgenden Teil des Übergangs erfüllt sind.Das kann bei den Kindern zu langen Wartezeiten und Zweifeln führen, denn sie lernen, dass die Autos auf beiden Seiten stehen bleiben müssen, bis sie die Strasse sicher überqueren können. Rad steht, Kind geht. Ein Dilemma.Trotz Schwierigkeiten kein UnfallschwerpunktDie Situation ist schwierig für Kinder, räumt Werner Lendenmann, Leiter Verkehrstechnik der Kantonspolizei St. Gallen ein. Rein rechtlich sind die Verhältnisse bei der Kreuzung aber korrekt geregelt. Es sei kein Handlungsbedarf gegeben. Die Kreuzung ist zudem kein Unfallschwerpunkt. Die Statistik führt seit 2017 vier Unfälle auf, einmal war ein Fussgänger beteiligt, in den anderen Fällen führte das Abbiegen und Einbiegen von Fahrzeugen auf der Kreuzung zu den Unfällen. Situationen, die beinahe zu Unfällen führen, werden nicht erhoben. Für die Eltern ist das kein Trost. «Wieso kann es kein durchgehender Fussgängerstreifen sein?» fragt Turgay Demirsoy. Ein solcher würde seiner Meinung nach die Leute am Steuer eher zum Stoppen animieren.[caption_left: Turgay Demirsoy geht es um die Sicherheit der Kinder.]Ein weiterer problematischer Fussgängerstreifen sei jener auf der Ländernachstrasse, kurz vor der Kreuzung in die Unterdorfstrasse. Es fehle dort eine Signaltafel, die auf den Streifen hinweist. Liegt Schnee auf der Strasse, merkt man am Steuer gar nicht, dass sich dort ein Fussgängerstreifen befindet, sagt er. «Viele vermindern kaum das Tempo beim Abbiegen.» Auf der Strasse ist Tempo 50 erlaubt, die Tafel, die auf freiwilliges Tempo 30 hinweist, ist vergilbt. Turgay Demirsoy geht es um die Sicherheit der Kinder. Deshalb hat er bei der Gemeinde sein Anliegen vorgebracht und sich nach Massnahmen erkundigt, die eine Entschärfung an den Übergangswegen bewirken könnten.Gemeinde prüft Möglichkeiten vor OrtMitarbeitende der Gemeinde haben unterdessen den Ist-Zustand der Kreuzung fotografisch aufgenommen. Es soll geprüft werden, was sich kurzfristig umsetzen lässt. Mittelfristig ist die Unterdorfstrasse sanierungsbedürftig. Bauamtsleiter Eric Pasche sagt, bei der Planung in den kommenden Jahren würden Schwachstellen beachtet.Turgay Demirsoy wird seine Kinder auch nach den Ferien auf dem Schulweg begleiten. Obwohl Lehrkräfte empfehlen, Kinder den Schulweg allein meistern zu lassen. Im Gespräch sei den Argumenten der Eltern aber Verständnis entgegengebracht worden.