15.07.2022

Schweizerinnen nahe an ihrem ersten Titel

Die Schweizer Faustballerinnen mit grossem Diepoldsauer Anteil erreichten am erstmals für Frauen ausgetragenen World-Games-Turnier in Birmingham (USA) überraschend den Final, in dem sie Deutschland nach einer 2:0-Satzführung unterlagen.

Von fb, ys
aktualisiert am 02.11.2022
Am Ende gewinnt immer Deutschland – das bewahrhei­tete sich auch an den World Games in Birmingham (Alabama, USA) bei den Frauen und den Männern.Eine Premiere an Titelkämpfen war dagegen, dass die Schweiz bei beiden Geschlechtern die Finalgegnerin war. Gerade den Schweizer Frauen war dies nicht zugetraut worden, ihr 3:1-Halbfinalsieg gegen Brasilien stellte eine mittlere Sensation dar.Aber schon gegen die Südamerikanerinnen zeigte die Schweiz, was sie mehrheitlich im Final gegen Deutschland bestätigte: Das Team um Servicefrau Tanja Bognar vom SVD Diepoldsau ist durch junge Spielerinnen wie Sara Peterhans und Noemi Egolf  kompakter geworden, gerade im Angriff wurde das Schweizer Spiel durch Peterhans variabler. Das ist auch gegen Deutschland eine Waffe, aber noch nicht automatisch eine siegbringende: Das aus Sonja Pfrommer und Svenja Schröder bestehende deutsche Angriffsduo ist immer noch das Mass aller Dinge.Erfolg in der Gegenwart und Versprechen für die ZukunftDen jüngeren Schweizerinnen gelang es aber, den bisher übermächtig scheinenden Gegner aus der Reserve zu locken, was schon in der Gegenwart eine beachtliche Leistung ist, vor allem aber ein Versprechen für die Zukunft darstellt.Der erste Faustballfinal der Frauen an World Games fing wegen eines Gewitters mit mehr als drei Stunden Verspätung an. Von dieser Verzögerung liessen sich die Schweizerinnen allerdings nicht aus der Ruhe bringen. Sie vertrieben sich die Zeit mit dem Kartenspiel «Uno», und als das Spiel doch noch begann, waren die Schweizerinnen hellwach.Nach einer ausgeglichenen Startphase konnte die Schweiz (in ihrer gewohnten Formation mit Tanja Bognar und Sara Peterhans im Angriff, Jamie Bucher in der Mitte sowie Fabienne Frischknecht und Noemi Egolf in der Abwehr) davonziehen. Der erste Satz ging sehr deutlich (11:6) an die Rot-Weissen.Auch im zweiten Satz powerten die Schweizerinnen im selben Stil weiter. Auch wenn die Deutschen etwas stärker wurden, hielten die Schweizerinnen, die im Verlauf des Satzes Fabienne Frischknecht durch die wiedergenesene Rahel Hess ersetzten, dagegen. Sie konnten gegen Satzende gar noch einmal zulegen, und diesen mit 11:9 für sich entscheiden.Im dritten Durchgang wurden die Deutschen aber zunehmend stärker. Sie konnten die Angaben von Tanja Bognar besser entschärfen und wurden ihrerseits im Aufbau präziser. Die Schweizerinnen wehrten sich weiterhin nach Kräften, konnten den dritten Satz aber nicht mehr ausgeglichen gestalten. Mit 11:5 ging dieser klar an die Favori­tinnen.[caption_left: Diepoldsauer Einfluss: Captainne Jamie Bucher legt für Angreiferin Tanja Bognar auf.  Bild: Moritz Kaufmann, IFA]Je älter das Spiel, desto stärker wurde DeutschlandUnd im vierten Satz ging es im selben Stil weiter. Die Schweizerinnen waren nicht mehr in der Lage, genügend Druck zu erzeugen und bekundeten zugleich auch immer mehr Mühe, die Angriffe der Deutschen zu kontrollieren. Auch der Wechsel in der Abwehr – Fabienne Frischknecht kam für Noemi Egolf  ins Spiel – brachte keine Verbesserung. Der vierte Satz ging wieder mit 11:5 an Deutschland.Damit war nach knapp einer Stunde alles wieder ausgeglichen. Und ausgeglichen war es auch über weite Strecken zu Beginn des fünften Satzes. Ab dem Stand von 6:6 zog Deutsch­land jedoch davon. Daran änderte auch ein weiterer Wechsel nichts, Noemi Egolf war in der Mitte für Jamie Bucher gekommen. Zwar konnten die Schweizerinnen nochmals verkürzen, doch letztlich ging der Satz mit 11:8 an Deutschland.Jetzt waren die Schweize­rinnen definitiv wieder gefordert. Das Trainer-Duo Toni Lässer/Jogi Bork brachte bei gut 30 Grad Celsius frische Kräfte. Adéla Lang spielte anstelle von Sara Peterhans, Jamie Bucher kehrte in die Mitte zurück und Noemi Egolf übernahm für Fabienne Frischknecht in der Abwehr. In dieser Konstellation konnten die Schweizerinnen im sechsten Satz vorerst mithalten. Sie erspielten sich bei 10:9 sogar einen Satzball, den die Deutschen aber souverän abwehr­-ten. Wenig später erkämpften sich die Favoritinnen den ersten Matchball und verwerteten diesen auf  beeindruckende Art und Weise.Mit vier Diepoldsauerinnen und einer VorderländerinDie Schweizer Faustballerinnen haben gesehen, was es noch braucht, um den letzten Schritt zu machen. Im Team stehen vier Spielerinnen von Schweizer Meister Diepoldsau (Tanja Bognar, Captainne Jamie Bucher, Sarina Mattle, Mirjam Schlattinger), und auch Trainer Toni Lässer ist ein Diepoldsauer (wo er beim SVD ebenfalls als Trainer wirkt). Dazu kommt noch die 26-jährige Fabienne Frischknecht; die Verteidigerin von Kreuzlingen ist eine Walzen­hauserin. Nicht zu vergessen: Co-Trainer Jogi Bork ist zwar Deutscher, aber hat eine Vergangenheit als Trainer der Widnauer und später der Diepolds­auer Männer. [caption_left: Einizger (halber) Rheintaler Einfluss auf die Silbermedaille der Männer: Raphael Schlattinger, der lange bei Diepoldsau spielte.  Bild: Moritz Kaufmann, IFA]Zweittext:Schweiz ohne RheintalDie Schweizer Männer unterlagen im Final der World Games ebenfalls Deutschland, sie zogen mit 1:4 den Kürzeren. Bis zum dritten Satz war das Spiel ausgeglichen. Der 15:14-Erfolg der Deutschen in diesem Durchgang war der Knackpunkt: Danach kamen die Favoriten deutlich zu zwei weiteren Satzgewinnen und damit zum Titel an den World Games.Auch für die Schweizer Männer ist die Finalteilnahme als Erfolg zu werten, wenn sie auch nicht so überraschend kam wie bei den Frauen. Allerdings befindet sich in der Schweizer Nationalmannschaft zum ersten Mal seit gefühlt 100 Jahren kein Rheintaler. Allenfalls der bei Calw in der deutschen Bundesliga spielende Raphael Schlattinger hat eine Rheintaler Vergangenheit: Der aus Dozwil stammende Angreifer spielte lange für den SVD Diepoldsau-Schmitter. (ys)

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