02.06.2020

Schwarze Schafe in der Luft

Diepoldsauer Boden wird oft illegal von Motorflugzeugen überflogen. Beschwerden fruchteten nichts.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 03.11.2022
Ein Schriftwechsel in dieser Sache erfolgte im Jahr 2016. Der erhobene Vorwurf in Richtung Hohenems, wo ein Flugplatz besteht, lautete so: An- und abfliegende Maschinen überqueren regelmässig die Landesgrenze; es werde oft quer über das Dorf geflogen.Die Initiative hatte damals der Diepoldsauer Karl Schneider ergriffen, nachdem seine telefonischen Interventionen beim Hohenemser Flugplatz zu keiner Besserung geführt hatten. In seinem Mail an das Bundesamt für zivile Luftfahrt (Bazl) wies er auch darauf hin, dass «die Mindestflughöhen von 300 Metern laufend unterschritten werden».Bazl schrieb der LandesregierungSchneider fragte: «Muss sich unsere Region dies wirklich bieten lassen?» Abgesehen vom Lärm besteht auch das Risiko eines Absturzes über bewohntem Gebiet. Eine Notlandung wegen Treibstoffmangels habe bereits einmal stattgefunden. In der Sache hat Karl Schneider unbestritten recht.«Grundsätzlich sollen Sichtflug-Flüge, die von Hohenems starten und in Hohenems langen, über österreichischem Boden bleiben», schrieb das Bazl der Vorarlberger Landesregierung, «die publizierten Verfahren sehen dies so vor.» Für Flüge ins Ausland bestehe zudem eine Sichtflug-Flugplanpflicht. Das heisst, Flüge, für die kein Flugplan aufgegeben wurde, dürfen die Grenze nicht überfliegen. Die Vorarlberger Landesregierung wurde ersucht, den Flugplatz Hohenems zu einer Stellungnahme einzuladen und diese dem Bazl zukommen zu lassen oder Karl Schneider direkt zu antworten. Dieser war über die rasche und unkomplizierte Behandlung der Angelegenheit sehr erfreut, stellt aber heute fest, dass die Intervention nicht wirklich gefruchtet habe.Aero-Club sprach von EinzelfällenDer Österreichische Aero-Club bestritt schon 2016, dass «praktisch sämtliche An- und Abflüge des Flugplatzes Hohenems quer über das Dorf Diepoldsau erfolgen würden», und meinte, natürlich könne der Flugplatzhalter nicht ausschliessen, dass «in Einzelfällen» die veröffentlichte Platzrunde missachtet und Diepoldsauer Gebiet tief überflogen werde, es handle sich dabei vor allem um «nicht am Platz beheimatete Piloten».Sofern diese «schwarzen Schafe» identifiziert würden, schrieb der Aero-Club weiter, würden «entsprechende Massnahmen gegen den verantwortlichen Piloten» ergriffen.An Behörden liegt es, Regeln durchzusetzenAuch die Gemeinde Diepodsau intervenierte schon. Das war in der zweiten Hälfte des Jahres 2018, was darauf schliessen lässt, dass das Problem bestehen blieb.Und in der jüngsten Zeit, als grenzüberschreitende Flugbewegungen schon wegen Corona ausgeschlossen sein sollten, fielen die weiterhin über Diepolds-auer Gebiet fliegenden Kleinmotorigen von und nach Hohenems besonders auf. Der Diepoldsauer Gemeindepräsident Roland Wälter sagt allerdings, in diesem Jahr sei wegen des Flugverkehrs bisher keine Beschwerde eingegangen.Karl Schneider geht davon aus, dass die anhaltende Missachtung klarer Bestimmungen und die Erfolglosigkeit von Interventionen Resignation erzeuge – quasi nach dem Muster: Wozu reklamieren, wenn es sowieso nichts bringt! Den Vorschlag des Bazl, «die fehlbaren Piloten mit Immatrikulation des Flugzeuges direkt dem Flugplatz Hohenems zu melden», findet er jedenfalls einen befremdlichen Rat, zumal es ja nicht seine Aufgabe sei, Polizist zu spielen. Vielmehr sei es Sache der Behörden, die geltenden Regeln durchzusetzen.Beobachtungen geben Kritiker rechtBeobachtungen an zwei zufällig gewählten Tagen der jüngsten Zeit geben Karl Schneider recht. Am Mittwochnachmittag, 6. Mai, waren innerhalb einer Dreiviertelstunde drei Motorflugzeuge zu beobachten, die beim Sportplatz tief über Diepoldsauer Gebiet in Richtung Flugplatz unterwegs waren. Drei Tage später, am Samstagnachmittag, waren ebenfalls innerhalb einer knappen Stunde drei oder vier Flugzeuge vorschriftswidrig über Diepoldsauer Boden.Der einheimische Patrick Sieber, der beim Sportplatz anzutreffen war, sieht zwar im Flugverkehr kein Problem, bestätigt aber, dass tags zuvor, also am Freitagabend, 8. Mai, drei oder vier Flugzeuge sogar «recht weit in den Schweizer Luftraum über Diepoldsau hineingeflogen» seien.Mehrere Spaziergänger, denen das Gebiet vertraut ist, verneinten die Frage, ob die Sportfliegerei an Diepoldsaus Grenze ihrer Ansicht nach ein Problem sei. Auch ein Anwohner meinte, er fühle sich nicht gestört. Dass das Überfliegen der Landesgrenze beim Starten oder Landen nicht erlaubt ist, war übrigens kaum einem Befragten bewusst.

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