24.04.2021

Schutzprojekt wird jetzt konkret

Um die Gemeinden im unteren Rheintal vor Hochwasser zu schützen, wurde ein Projektentwurf eingereicht.

Von Ralph Dietsche
aktualisiert am 03.11.2022
Ralph DietscheDas Hochwasserschutzprojekt am Rheintaler Binnenkanal hat verschiedene Ziele. Zentral ist der Schutz des Siedlungsgebiets und der Industrie vor einem statistisch alle 100 Jahre stattfindenden Hochwasserereignis. Bei der Projektumsetzung werden der Binnenkanal und die Rietaach als Naherholungsgebiet aufgewertet. Es sind zudem gezielte Massnahmen zur Verbesserung der Ökologie vorgesehen.Auch die Landwirtschaft soll profitieren: Durch die Verbesserung der Entwässerung mit den Meliorationsleitungen im vorgesehenen Rückhalteraum wird die landwirtschaftliche Nutzung optimiert. Insgesamt wird mit Investitionskosten von 41,3 Millionen Franken gerechnet. Die Realisierung des Projektes soll von 2025 bis 2027 erfolgen. Es betrifft einen gut acht Kilometer langen Abschnitt des Binnenkanals von St. Margrethen bis Höhe Mittlerer Seegraben sowie zwei Kilometer der Rietaach.Ein neuer Rückhalteraum im Gebiet Drei BrückenIm Gebiet Drei Brücken soll ein Rückhalteraum mit einem Drosselbauwerk entstehen. Mit diesem werden Abflussspitzen gebrochen und die darunterliegenden Gebiete vor Überflutungen geschützt. Entlang der Strasse ist beim Windschutzstreifen zwischen «Rietmüli» und Krummensee ein rund 1,1 Kilometer langer Hauptdamm geplant. Zusätzlich werden Zwischen- und Seitendämme realisiert, damit rund 700000 Kubik Wasser kurzzeitig zurückgehalten werden können.Im Ereignisfall wird die Wassermenge, die von den Drei Brücken abwärts fliesst, gedrosselt. So kann der Abfluss des Binnenkanals auf den Maximalpegel eingestellt werden. Es wird nur das nötigste Wasser zurückgehalten. Auch berücksichtigt ist, dass es bei den Zuflüssen Äächeli und Littenbach keinen Rückstau gibt. Bei den Höfen im Rückhalteraum wird die Entwässerung angepasst, beim Erlenhof sind permanente Objektschutzmassnahmen vorgesehen. Beim Werkhof der Melioration soll es mobile Objektschutzmassnahmen geben.Uferlinien werden erhöht, die Ökologie verbessertUm den Überflutungsraum möglichst klein zu halten, braucht es unter dem Rückhalteraum zusätzliche Massnahmen. Durch Dammschüttungen und Stellriemen werden die Uferlinien erhöht. Zudem müssen bei der Brücke Neugasse und der Gleisbrücke Viscose Anpassungen vorgenommen werden, damit es dort nicht zu Rückstauungen kommt.Um die Ökologie des heutigen, monotonen Gewässers zu verbessern, werden Sohle und Uferbereich stärker strukturiert. Weiter wird das Naturschutzgebiet Moosanger mit dem Kanal vernetzt und die Aufwertungsmassnahmen an der Rietaach werden bis zum Naturschutzgebiet Obermäder weitergeführt. Von den ökologischen Massnahmen werden auch Erholungssuchende profitieren. Zudem wird in Widnau und in Au der Zugang zum Gewässer verbessert.Es laufen Verhandlungen, ein Modell wird angefertigtUm das Projekt zu realisieren, braucht es etwa 4,7 Hektaren Land. Die Verhandlungen bezüglich Landerwerb und Abtausch laufen. Zudem wurde mit Experten des Bauernverbandes die Entschädigungsregelung für allfällige Ereignisse ausgearbeitet. Mit den Bewirtschaftern und der Melioration wurden Entwässerungsmassnahmen entwickelt. Davon profitiert die Landwirtschaft nicht nur im Fall eines Einstaus, sondern auch bei üblichen Niederschlagsereignissen. Für trockenere Phasen ist vorgesorgt: Mit einem Schieber kann bei Trockenwetter eine unerwünschte Entwässerung gestoppt werden.Damit die geplanten Massnahmen besser nachvollzogen werden können, wird in einem Versuchslabor ein Modell des Rückhalteraums hergestellt. Mit hybriden Modellversuchen können die berechneten Werte überprüft werden. Weiter werden numerische Animationen angefertigt, um der Bevölkerung realitätsnah zu zeigen, wie das Drosselbauwerk bei einem Hochwasser funktioniert.Ab Herbst werden Besichtigungsfahrten zum Labor organisiert. Aktuell wird der Entwurf des Bauprojekts kantonalen Fachstellen, der Begleitgruppe sowie Umweltverbänden vorgestellt. Dann folgt die Vorprüfung durch Bund und Kanton. Parallel dazu werden ergänzende Unterlagen für das definitive Bauprojekt erarbeitet. Nach der Vorprüfung findet das Mitwirkungsverfahren statt. Ziel ist es, die geplanten Schutzmassnahmen im Sommer 2022 auflegen zu können.HinweisWeitere Infos zum Hochwasserschutzprojekt gibt es auf der Homepage des Zweckverbandes Rheintaler Binnenkanalunternehmen unter www.binnen kanal.ch/hochwasser

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