16.04.2020

Schulunterricht über den Atlantik hinweg

Für den 17-jährigen Eishockeyspieler Gion Coray ist die Coronakrise nicht nur sportlich, sondern auch schulisch eine Herausforderung.

Von Yves Solenthaler
aktualisiert am 03.11.2022
Seit knapp vier Wochen wohnt Gion Coray wieder in Reute. Die Eltern Isabelle und Raphael Coray freuen sich, ihren Sohn wieder regelmässig zu sehen, und dieser geniesst die Kochkünste seiner Mutter: «In der ersten Woche nach der Rückkehr gab es alle Menüvariationen mit geschmolzenem Käse.»Wenn nicht die Corona-Pandemie dazwischen gekommen wäre, würde Gion Coray seine Mahlzeiten immer noch in der Kantine der Eishockey-Akademie einnehmen. Aber als sich Mitte März die Lage in Kanada verschärfte, wurden die ausländischen Schüler einigermassen kurzfristig nach Hause geschickt. Das Schuljahr dauert aber noch bis Ende Jahr, deshalb verbindet sich Gion Coray täglich mit Kanada. Homeschooling bedeutet in seinem Fall, dass er die Aufgaben im Appenzeller Vorderland ausführt, die ihm ein Lehrer in Kanada aufträgt.Für die nordamerikanischen Kollegen ist es dann jeweils Vormittag, Gion Coray büffelt den Schulstoff aber von 16 bis 19 Uhr mitteleuropäischer Zeit. Für das Training, natürlich ebenfalls zu Hause, bleibt genug Zeit. Der Vorderländer hat sich mit der Situation arrangiert: «Ich kann ja ohnehin nichts daran ändern.» Er hält sich an der Kraftmaschine in Schwung und nutzt die elterliche Garage fürs Schusstraining. «Das Einzige, was ich wirklich vermisse, ist das Hockeytraining auf dem Eis mit den Teamkollegen», sagt Gion Coray. Im Juni soll ein Vorbereitungscamp in Ottawa stattfinden. Coray hofft, dass dieses nicht auch abgesagt wird – denn so erhielte er endlich wieder Eiskontakt.Auch was die Freizeit angeht, ist der Aktionsradius wegen des Lockdowns eingeschränkt. Aber das ist sich Coray gewohnt: In Rockland kommt er so gut wie nie aus dem weit ausserhalb der Stadt gelegenen Internatsgelände raus. Einmal in der Woche werden die 90 Schüler der Akademie mit Bussen zum nächsten Supermarkt gefahren, wo sie sich mit Esswaren eindecken können.Was die Eishockeyschüler in der Freizeit unternehmen, hat meist mit Eishockey zu tun: «Ich besuchte viele Spiele von den 67’s (Ontario Hockey League) aus Ottawa, von denen ich ei­-nen österreichischen Spieler gut kenne, einmal war ich an einem NHL-Match der Ottawa Senators.» Mit Kollegen hält er über Skype Kontakt: «Und einige Schweizer, die ebenfalls in Kanada sind, treffe ich jeweils, wenn wir gegeneinander spielen.

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