Chris EggenbergerIm Zeitalter der Digitalisierung müssen auch Schulen umdenken. Der Papierblock wird zum hochmodernen Tablet, die Wandtafel zum Smartboard und die Telefonkette wird zu: was eigentlich?WhatsApp-Chats zwischen Lehrern und Schülern sind eine naheliegende Lösung. Doch beim zu Facebook gehörenden Kommunikationsgiganten sind auch die Datenschutzlücken riesig. Infolge neuer europaweiter Bestimmungen hat WhatsApp das Mindestalter für seine Nutzer letztes Jahr von 13 auf 16 Jahre erhöhen müssen.Daraufhin zogen auch das Bildungsdepartement und Datenschützer des Kantons St. Gallen mit und wiesen Schulen in einer Mitteilung darauf hin, dass Klassenchats auf WhatsApp mit Schülern unter 16 Jahren, also den meisten im Oberstufen- und Kantialter, nicht mehr geführt werden sollen. Was die Schüler im Privaten tun, sei nicht zu beeinflussen, doch als Organ für offizielle Kommunikation sei Whats-App nicht genügend.Die Mitteilung relativiert zwar, diese Altersgrenze existiere nicht zum Schutz der Kinder oder als Altersempfehlung, sondern nur als Schutz vor Klagen gegen den Konzern. Die endgültige Verantwortung liege bei den Eltern der Kinder. Trotzdem sprach die Empfehlung an Schulen klar gegen die Nutzung des US-Dienstes.Wechsel auf AlternativproduktDie konkrete Umsetzung dieser Massnahmen an Oberstufen und der Kanti im Rheintal ist verschieden fortgeschritten, zeigt aber überall in eine Zukunft ohne WhatsApp. An der Oberstufe Feld in Altstätten hat man sich für den Kommunikationsservice Teams von Microsoft entschieden. Teams gehört zum Angebot von Office 365, das zum Beispiel auch für die Tabletcomputer der immer öfter vorkommenenden Tabletklassen genutzt wird. Auch in dieser Richtung könnte Teams also das Produkt der Zukunft sein.Der Altstätter Oberstufenschulleiter Sandro Hess sagt, das Thema Datensicherheit habe an Schulen generell an Stellenwert zugenommen. «Man muss genau hinschauen, welche Apps man verwendet», meint Hess. Die Schule sei aber sensibilisiert auf Gefahren der Digitalisierung und bespreche diese auch mit Lehrern, Schülern und Eltern.Auch an der OMR (Oberstufe Mittelrheintal) in Heerbrugg nutzen Schüler bereits Teams, bestätigt Schulleiter Markus Waser. Man habe auf die Empfehlung des Kantons hin gehandelt und die Nutzung von Lehrer-Schülerchats auf WhatsApp untersagt. Teams sei inhaltlich vergleichbar mit WhatsApp. Laut diversen Internettest schneidet das Microsoft-Produkt in Gruppenfunktionen sogar besser ab.Stefan Signer, Schulleiter am Oberstufenzentrum Johannes Brassel in St. Margrethen, ist sich mit seinen beiden Amtskollegen nur teilweise einig. «Es gibt am OZ Johannes Brassel in einigen Klassen Klassenchats mit Whats-App», sagt er. Eltern müssen ihrem Kind aber schriftlich erlauben, diese zu nutzen. Signer sagt zudem, die Evaluation eines Systems mit dem datenschutztechnisch besseren Teams sei in Arbeit.Einzig an der Kantonsschule Heerbrugg greift man noch nicht auf alternative Apps zurück. Prorektor Marc Caduff sagt, man empfehle das E-Mail als internes Kommunikationsmittel.Digitalisierung gegen Sicherheit?Einige Datenschützer fordern sogar ein Verbot von Kommunikationsapps im Schulbetrieb. Sandro Hess fände dies unsinnig. Es würde der angestrebten Digitalisierung im Schulwesen komplett widersprechen.Etwas anders sieht man das in St. Gallen. Franziska Gschwend vom Bildungsdepartement sieht keinen Widerspruch in einem Teilverbot. Das «Fortschrittsargument» müsse sich dem Datenschutz unterordnen.