13.10.2018

Schule am Scheideweg

Die Primarschule Au-Heerbrugg ist in der Zwickmühle. Einer von mindestens zwei Gründen ist die strategische Unklarheit. Der Präsident durfte kürzlich weniger sagen, als er eigentlich hätte sagen wollen.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 03.11.2022
Gert BrudererDie grosse Frage ist, ob Au- Heerbrugg eine Einheitsgemeinde wird. Die Eingliederung der Schule in die politische Gemeinde hat zwar reichlich Gegner, auch im Schulrat, doch es gibt zugleich den klaren Wunsch der Bürgerschaft nach einer Klärung. Bis Ende März muss der Schulrat Entscheidungsgrundlagen vorlegen, die dem Volk eine klare Meinung erlauben.Indem der amtierende Schulpräsident Walter Portmann – gerade auch im Hinblick auf die bevorstehende Weichenstellung – den frühzeitigen Rücktritt bekannt gab, wollte er seinem Nachfolger oder der Nachfolgerin «genug Zeit für die Einarbeitung verschaffen» und somit erleichternd wirken. Doch es könnte auch ein wenig komplizierter werden.Schwindende ErfahrungZwar wird der neue Schulpräsident oder die neue Präsidentin, wie von Portmann beabsichtigt, die Möglichkeit haben, den strategisch allenfalls neuen Weg der Schule frühzeitig mitzuprägen. Doch Portmanns Rücktritt per Ende Juli 2019 (statt Ende 2020) bedeutet auch viel schwindende Erfahrung.Weil nach dem Abschied Portmanns wegen weiterer Wechsel im Schulrat bloss noch Christoph Sieber über reichlich Ratserfahrung verfügen wird, hat das strategisch verantwortliche Leitungsgremium angesichts der erhöh- ten Anforderungen eine Herkulesaufgabe zu meistern. Ausserdem ist noch nicht festgelegt, welches Pensum der neue Schulpräsident oder die neue Präsidentin zu bewältigen haben wird.Sind es 50 Prozent, weil die Schulgemeinde eigenständig bleibt, oder kann das Pensum höher sein, weil mit dem Schulpräsidium zusätzliche Aufgaben verbunden sein könnten, falls Au- Heerbrugg eine Einheitsgemeinde würde?Hat FDP-Präsidentin höhere Ambitionen?Klar ist, dass Christoph Sieber sicher bis Ende 2020 im Schulrat bleibt und ihm die soeben gewählte Judith Pizzingrilli als neue Schulrätin zur Seite steht.Die beiden anderen Schulratssitze sowie das Präsidium sind erst noch neu zu besetzen. Innerhalb der Meldefrist haben zwei Frauen ihre Kandidatur eingereicht.Die CVP tritt mit der Familienfrau Cornelia Hartmann-Sonderegger an (als Ersatz für Anita Maurer). Die Kandidatin ist 37 Jahre alt, verheiratet und hat vier Kinder. Sie leitet die Mütterrunde Au sowie das Muki-Turnen und war früher sowohl Fussballtrainerin als auch -spielerin.Die SVP, deren Mitglied Bettina Skala zurücktritt, unterstützt bei den Ersatzwahlen vom 25. November die parteilose Monica Gremminger, verheiratete Mutter von zwei Buben im Alter von 18 und 16 Jahren. Die 45-jährige Kandidatin wirkt bei der Feuerwehr als Korporal und ist bei den Samaritern und im Eventclub des FC Rebstein engagiert.Auf welche Weise ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin für Präsident Portmann gesucht wird, ist offen. Spannen die Parteien zusammen? Oder verfolgt jede ihr eigenes Interesse? Hat vielleicht sogar Judith Pizzingrilli, die immerhin die FDP-Ortspartei präsidiert und in Rüthi seit bald einem Jahrzehnt als Schulsekretärin wirkt, präsidiale Ambitionen?Sie wolle sich als Schulrätin in Ruhe gründlich einarbeiten und dann weiterschauen, sagt sie. Eine Präsidentschaft habe sie konkret zwar nicht im Sinn, doch wolle sie solche Gedanken andererseits «nicht komplett ausschliessen».SVP klar gegen EinheitsgemeindeCVP-Präsidentin Susan Zoller, die an der Fähnernstrasse Judith Pizzingrillis Nachbarin ist, sagt, sie habe schon Leute sagen gehört, ihnen sei vorstellbar, dass Judith Pizzingrilli den Job machen könnte.Die Aussage ist umso bemerkenswerter, als die beiden Nachbarinnen in den letzten Jahren zueinander auf Distanz gegangen sind und das Verhältnis abgekühlt ist.Nicht in Frage kommt eine Kandidatur von Schulrat Christoph Sieber. Er hat die Übernahme des Präsidiums Ende September bereits ausgeschlossen.SVP-Ortsparteipräsident Hansruedi Köppel, den Portmanns Ankündigung, früher zurückzutreten, nicht überrascht hat, will erst die interne Besprechung abwarten und sich noch nicht zum bevorzugten Vorgehen der SVP äussern. Sagen könne er hingegen, dass er selbst und die Partei eine Einheitsgemeinde klar ablehnen. Das bringe Au absolut nichts, ist der SVP-Präsident überzeugt.Präsident «wurde fast genötigt»Wie sehr das Thema Einheitsgemeinde bewegt, hat auch ein interner Anlass in der zweiten Septemberhälfte gezeigt, zu dem die Parteispitzen und der Gemeinderat eingeladen waren.Am Ende waren die Gäste enttäuscht, weil sie nichts Neues erfuhren. Walter Portmann hatte durchaus Neues zeigen wollen, verzichtete aber auf Wunsch seiner Ratskollegen darauf.Jemand, der bei dieser Präsentation dabei war, meint, der Präsident sei «fast genötigt worden», seine Folien nicht zu zeigen, eine zweite Person äussert sich in die gleiche Richtung, und von Portmann kommt kein Widerspruch. Er sagt, zu Unrecht sei es nicht so wahrgenommen worden.

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