Es gibt nicht viele Menschen, die auf ein derart erfülltes Leben blicken können wie der Rebsteiner Josef Gruber. Er hat mit Ausdauer und viel Kraft beinahe alles umgesetzt, was er sich vorgenommen hat. Ihm gelang es, mehr als ein Jahrzehnt lang als alleinerziehender Vater vier Kinder grosszuziehen und sich neu zu verlieben. Er ist stolz auf seine sieben Enkel und fünf Urenkel, wobei Urenkel Nummer sechs gerade unterwegs ist. Josef Gruber ist heute 87 Jahre alt.«1953, mit etwa zwanzig Jahren, habe ich mein erstes Baugeschäft gegründet. Als Bauernbub einer armen Familie habe ich früh gelernt, was es heisst, zu arbeiten. Da musste ich morgens in aller Herrgottsfrühe aus dem Bett, hinaus aufs Feld im Riet, um zu mähen. Dann ging es nach kurzem Frühstück in die Schule und von dort wieder direkt zu Fuss zurück ins Riet oder in die Reben. Da konnte ich nicht in einen Verein oder Ähnliches. Ich hatte 14 Geschwister, das ist heute ja fast unvorstellbar. Einige sind in sehr jungen oder jungen Jahren gestorben, an Krankheiten oder Unfällen. Heute sind nur noch mein Bruder Edmund, Jahrgang 1930, und ich am Leben.»Seiner ersten Frau zuliebe verkaufte er das Baugeschäft der Konkurrenz, bei der er bis 1978 als Bauführer tätig war. Dennoch wollte sie Anfang der 60er-Jahre die Scheidung und liess Josef Gruber mit den vier kleinen Kindern alleine. Harte Jahre voller Doppelbelastung mit Arbeit und Haushalt folgten, bis er 1974 seine heutige Frau Silvia kennen und lieben lernte und heiratete.«Meine Silvia hat die Kinder von Anfang an akzeptiert, als ob sie ihre eigenen wären – und ist selber kinderlos geblieben. Wir haben heute noch viel Kontakt und ein tolles Verhältnis zu allen Enkeln und Urenkeln. Silvia hat mich auch unterstützt, als ich nach dem Rücktritt des damaligen Seniorchefs meine Anstellung als Bauführer kündigte. Der Juniorchef war ein studierter ‹Lalli›, mit dem ich mich gleich überworfen hatte. Also habe ich wieder ein eigenes Baugeschäft gegründet, die Gruber Bau AG, die gut lief. Einige Kollegen hatten mir gleich gesagt: «Komm, bau für uns ein Haus.» Mitte der Achtziger musste ich mich an beiden Hüften operieren lassen. Das war im Baugeschäft mühsam, man kann ja nicht nur den Boss spielen. Deshalb habe ich das Geschäft meinem Göttibueb verkauft und noch mitgearbeitet, bis es nicht mehr gegangen ist.»Was noch nicht das Ende des Broterwerbs für Josef Gruber war. Denn er gründete zusammen mit seinem Sohn Markus das Architekturbüro Magru AG und arbeitete, bis er mit 66 Jahren in den Ruhestand trat. Kaum zu glauben ist, dass er neben all der Arbeit und den Mühen um seine Familie Zeit für den Sport und die örtliche Feuerwehr fand. Bei der Feuerwehr Rebstein brachte er es vor der Fusion mit Marbach sogar zum Vizekommandanten. Und kaum war er bei den Faustballern vom KTV Rebstein aktiv, musste er auch schon für einige Jahre das Präsidentenamt übernehmen. Sein Herzblut hängt aber am Schützenverein Rebstein.«Ich habe schon in der Rekrutenschule das Schützenabzeichen gemacht. Dann war ich jedes Jahr bei den Militärschützen Rebstein als B-Schütze dabei, ich habe das Feldschiessen, das Bundesprogramm und das Endschiessen gemacht. Damals hatte ich kaum Zeit, erst als ich älter wurde, habe ich intensiver angefangen und bin mit der Zeit in die Sache hineingewachsen. Wird man aktiv, wird man halt überall in ein Ämtli hineingedrückt. Erstmals wollten mich die Schützen 1954 als Aktuar. Da hatte ich aber zeitlich keine Möglichkeit, weil ich das Baugeschäft mit viel Arbeit führte. Bei den Schützen bin ich nicht der Beste, aber bei Weitem auch nicht der Mindeste, sondern immer vorne dabei. Ich schiesse mit dem Karabiner, da hast du gegen die Sturmgewehre keine Chance. Beim Hollensteincup war ich einmal sogar im Final und wurde mit vier Punkten Rückstand Zweiter. Da bläst die Musik auch noch.»Zu Beginn der Vereinsangehörigkeit bei den Schützen gab es in Rebstein noch zwei Vereine, die Feldschützen und die Militärschützen, die zum Schützenverein Rebstein fusionierten. 2004 haben dann die Feldschützengesellschaft Balgach und der Schützenverein Rebstein zum heutigen Schützenverein Balgach-Rebstein fusioniert.«Bei der Fusion haben die beim Namen den Grind durchgesetzt, weil sie der grössere Verein waren. Ich war damals beim Verein in Rebstein Kassier, habe die Statuten entworfen und wurde 2009 als Nachfolger von Jakob Tanner zum Präsidenten gewählt. Nächstes Jahr werde ich dieses Amt aber abgeben, ich bin dann 88 Jahre alt. Besonders stolz bin ich auf das alle zwei Jahre stattfindende Sonnenbräu-Schiessen, das ich aus der Taufe heben konnte. Von dieser Veranstaltung und dem Gewinn aus den Inseraten in der Festschrift lebt finanziell der ganze Verein.»Josef Gruber wurde 1998 zum Präsidenten der Schützenveteranen Rheintal-Werdenberg gewählt. Er führte das Veteranenschiessen mit Broschüre und der Akquisition von Inserenten zum Erfolg. Neun Jahre später gab er das Amt ab und wurde Ehrenpräsident und Ehrenmitglied im Kantonalverband. Trotz des hohen Alters produziert Josef Gruber am Computer ganz alleine die Festschriften für das Sonnenbräu-Schiessen und für befreundete Vereine, wie etwa für das Kantonalveteranenschiessen in Widnau vor zwei Jahren. Und noch ein grosses Hobby hat der Rebsteiner Senior. Seit über 30 Jahren geht er mit seinen Kollegen aus der «Radfahrergruppe Ost», Pensionisten der Jahrgänge 1926 (!) bis 1946, auf wöchentliche Ausfahrten.«Die Radfahrgruppe habe ich selber gegründet. Auf dem Velo merke ich nichts von meinen ramponierten Hüften, hundert Kilometer machen mir gar nichts aus. Das Weiteste war einmal Walenstadt und retour an einem Tag – ohne Probleme. Seit fünf Jahren fahre ich jetzt schon mit E-Bikes. Auf dem ersten waren am Schluss 65000 km drauf, auf dem neuen sind es auch schon wieder 5000. Normal führe ich ein genaues Tagebuch über die Ausfahrten, auch für die Gruppe. Dann versende ich Exceltabellen an alle Mitglieder. So weiss ich, dass ich in normalen Jahren etwa 18000 Kilometer im Sattel verbringe.»