05.08.2020

Schottergärten heizen die Luft auf

Es gibt immer mehr Schottergärten, auch im Rheintal. Baden-Württemberg will solche Anlagen verbieten.

Von Kurt Latzer
aktualisiert am 03.11.2022
Die Nachbarn ennet dem See haben einem neuen Naturschutzgesetz zur Stärkung der Biodiversität zugestimmt. Das war Ende Juli in süddeutschen Medien zu lesen. Ziel ist, den Anteil Ökolandbau zu erhöhen und den Einsatz von Pestiziden zu verringern.«In Einklang mit Naturschutz- und Landwirtschaftsverbänden haben wir ein Gesetzespaket beschlossen, das sich wirklich sehen lassen kann», wird Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller zitiert. Von der Gesetzesnovelle sind nicht nur geplante Gartenanlagen betroffen. Bestehende Kies- oder Schottergärten sind gegebenenfalls zu beseitigen oder umzubauen.«Jeder Schottergarten ist eine verpasse Chance»Gab es im Kanton St. Gallen im Zusammenhang mit Schottergärten auch schon Vorstösse? «Ein parlamentarischer Vorstoss nur zu diesem Thema ist mir nicht bekannt», sagt der Altstätter Meinrad Gschwend, Kantonsrat Grüne.Auf anderem Weg habe er den Kanton mehrfach darauf aufmerksam gemacht, bei eigenen Liegenschaften mehr auf eine ökologisch einwandfreie Gestaltung zu achten. «Das bringt nicht nur der Natur etwas, sondern erfreut auch die Menschen und zahlt sich auch finanziell aus.» In deutschen Medien war in Diskussionen rund die Naturschutzgesetz-Novelle zu lesen: «Freiwillig geht nicht.»Gemeinden, Gärtner und Private gefordertFunktioniert freiwillig im Rheintal? «Es ist möglich, dass durch richtige Anreize und sozialen Druck künftig weniger Schottergärten angelegt und bestehende rekultiviert werden», sagt Simon Zeller, Leiter der Abteilung Natur und Landschaft im Amt für Natur, Jagd und Fischerei des Kantons St. Gallen. Gefordert ist seiner Meinung die Gartenbaubranche, bei der ein Umdenken stattfinden und die Alternativen anbieten müsse. Die Gemeinden könnten laut Zeller aktiver sein und das Schaffen von Schottergärten via Baureglement erschweren. Zudem soll die Be-völkerung stärker sensibilisiert werden. «Es gibt überaus attraktive Alternativen, die im Unterhalt günstiger sind.»Meinrad Gschwend: «Die doch grosse Zahl neu erstellter Schottergärten zeigt, es braucht dringend ein Umdenken.» Um dies zu ermöglichen, sei wohl ein gewisser Druck nötig. Auch er sieht vor allem die Gartenbaubranche in der Pflicht. Wenn Gärtner Kunden Alternativen zeigen, wie die Hausumgebung ökologisch aufgewertet werden kann, sei schon viel gewonnen, ist der Kantonsrat überzeugt.Schottergärten fördern Hitzeinseln in SiedlungenAusser den Stein- und Kiesgärten stehen Mähroboter immer mehr in der Kritik, weil in den damit gepflegten Rasenflächen nichts mehr blüht. Was von beidem schadet mehr? «Beide Lebensräume sind aus Sicht der Biodiversität so gut wie wertlos», sagt Simon Zeller, «Schottergärten aber sind auch aus klimatischer Sicht problematisch.» Sie fördern Hitzeinseln im Siedlungsraum.Auch in Baden-Württemberg sind die Temperaturen in nicht bepflanzten Kies- und Steingärten ein Thema. Laut Medienberichten heizt sich der Schotter bei hohen Temperaturen stark auf. Bis zu 70 Grad könnten erreicht werden, «was das Stadtklima verschlechtert». Weder Tieren noch Pflanzen könne man dort Lebensraum bieten.Kanton unterstütztDer Kanton St. Gallen setzt sich aktiv für blühende Landschaften ein. Er unterstützt Gemeinden durch Informationen und Weiterbildung bei der Wiederbelegung von naturnahen Frei- und Grünflächen. Weiter unterstützt er Projekte, die der Bevölkerung zugute kommen. Interessierte Gartenbesitzer können sich über die Auskunftsstelle «Naturinfo.ch», die durch das Naturmuseum St. Gallen betrieben wird, melden. Dort erhalten sie kompetente Auskunft – auch zum Thema Schottergarten. Interessierte erfahren auch, wie man Gärten in einen attraktiven Lebensraum rekultiviert. 

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