02.10.2019

Schonend Fische fangen und zählen

Die Qualität der Fliessgewässer ist gut, wenn es viele Fische gibt. Im Klusbach gibt es sie – und eine Überraschung.

Von Benjamin Schmid
aktualisiert am 03.11.2022
Benjamin SchmidOberhalb von Wolfhalden machen sich der Ausserrhoder Fischereiaufseher Mario Rova und Biologe Alexandre Gouskov vom Ökobüro Fornat AG in Zürich mit ihrem Team bereit, den Klusbach zu untersuchen. Dieser entspringt auf Heidener Gemeindegebiet und fliesst dann über Wolfhalden zum Weiler Tobelmühle, wo er die Grenze in den Kanton St. Gallen und somit die Gemeinde Thal erreicht. Später mündet er in den Gstaldenbach.Die Männer ziehen die Wathosen oder Fischerstiefel an, montieren das Rückentrag-Elektrofanggerät, schnappen sich Eimer, Kescher und Fangnetz. Während Mario Rova zusammen mit Köbi Menet und Fabian Weibel (Praktikant Amt für Umwelt) in den Bach watet, installieren Alexandre Gouskov und Johannes Hellmann die Messstation. Die Kathode mit Kupferband hängt vom Generator als schwarzes Kabel ins Wasser. Die Anode wird von Rova gezielt durchs Wasser geführt.Mittels Gleichstrom werden die Fische aus ihren Verstecken zur Anode gelockt und sogleich eingefangen.Wie aus dem Nichts gekommenUm die Qualität der Schweizer Fliessgewässer zu beurteilen, werden sie regelmässig untersucht. Die Untersuchungen erfolgen methodisch nach verschiedenen Indikatoren.Einer ist der Fischbestand: Fische unterliegen in hohem Mass dem komplexen Wirkungsgefüge eines Fliessgewässerökosystems. «Elektrofischen ermöglicht es, Fischbestände schnell und schonend zu erfassen und zu untersuchen», sagt Mario Rova. Kaum bewegt er die Anode über den kiesig-steinigen Bachboden, tauchen wie aus dem Nichts unzählige grössere und kleinere Bachforellen auf.Alle fünf Jahre werden im Herbst die Flüsse Urnäsch, Glatt, Rotbach und Klusbach abgefischt und die Bestände ausgewertet. Im Herbst seien die Bedingungen dafür ideal: Es herrschen normalerweise «Niederwassersituationen», die Laichzeit hat noch nicht begonnen und die Jungfische sind bereits gut entwickelt. Auf einer Länge von 170 Metern werden in zwei Durchgängen möglichst alle Bachforellen abgefischt.Natürliche Reproduktion funktioniertIn einem wassergefüllten Eimer werden die Tiere zur Messstation gebracht, wo sie Alexandre Gouskov misst, auf Deformationen und Anomalien untersucht und alles dokumentiert. «Notfalls gebe ich etwas Nelkenöl ins Wasser», sagt der Biologe, «dann halten sie bei der Untersuchung still.»Die vermessenen Tiere kommen in eine alte, wasserdurchlässige Waschmaschinentrommel, die in den Bach gestellt wird. Nach der Zählung werden alle Fische wieder freigelassen. «Der Klusbach ist wegen der vielen natürlichen und künstlichen Barrieren nicht fischgängig», sagt Mario Rova, «umso erstaunlicher ist der hohe Sömmerlingsbestand.»Weil auf diesem Streckenabschnitt keine Jungfische ausgesetzt werden, deute ein hoher Bestand auf eine funktionierende natürliche Reproduktion hin. Aufgrund von Erfahrungswerten vermutet Mario Rova, dass sich die Fischpopulation seit der letzten Zählung positiv entwickelt habe. «Genaue Zahlen werden voraussichtlich erst Ende Jahr vorliegen», sagt Alexandre Gouskov.

Abo Aktion schliessen
News aus der Region?

Alle Geschichten, alle Bilder

... für nur 12 Franken im Monat oder 132 Franken im Jahr.