So gross wie der Rutsch im Oberweidist ob Altstätten ist jener an einem Seitenbach des Widenbachs zwar nicht. Für jenen im Weidist errechnete man ein Volumen von 800'000 Kubikmetern auf einer Fläche von fast sieben Hektaren. Aber auch vor der Rutschfläche im Widenbachtobel kommt man sich klein vor. Auf rund zweieinhalb Hektaren scheint vom Waldboden das Unterste nach oben gekehrt. 300 Meter lang und bis etwa 15 Meter mächtig ist die runzlig gewordene instabile Erdmasse. Die Bäume drauf liegen kreuz und quer, als hätte ein Riese Mikado gespielt.Stösst der Rutsch in den Bach vor, droht ein MurgangProblematisch ist: Bei stärkerem Regen könnte sich die Rutschung beschleunigen und etwas weiter unten den Widenbach verschütten. Nach einer Stauphase droht ein Murgang, der in Hinterforst verheerende Schäden anrichten könnte.Deshalb hat man die Unterhaltspiste, die auf dieser Höhe an die Widenbachverbauungen heran führt, instand stellen lassen. Damit ist man in der Lage, rasch mit Baumaschinen einzugreifen und das Bachbett auszubaggern, erklärte der Präsident der Bachkommission, Stadtrat Hans Städler, am Mittwoch während einer Begehung vor Ort.Ausserdem wird der Forstdienst in den nächsten Wochen den Rutsch ausräumen. Weil die kreuz und quer hängenden Bäume unter Spannung stehen, ist dies nicht ungefährlich, sagt Förster Simon Zürcher. Die Arbeiten werden deshalb ausschliesslich von erfahrenen Waldarbeitern ausgeführt. In einem nächsten Schritt sollen auch noch Bäume seitlich der Rutschfläche gefällt werden, um zu verhindern, dass bei ausfransenden Anrissen noch weitere Bäume auf den Rutsch stürzen. Diese Arbeiten werden sich bis in den Frühling hineinziehen.Viel mehr könne man nicht tun, stellt der beigezogene Geologe, Joachim Malt von der FS Geotechnik in St. Gallen, fest. Eine technische Entwässerung des Hangs sei zwar denkbar, wäre aber teuer und die Erfolgsaussicht gering.Eigentümerin der grossen Waldparzelle ist die Rhode Hinterforst. Der Rutsch wird sie einiges kosten. Das Holz wird zwar einen Erlös abwerfen; er wird die Kosten aber nicht decken. Das Defizit werde allerdings noch etwas durch Beiträge gemindert, weil es sich hier um Schutzwald handle, relativiert Regionalförster Philipp Näf. Der Rutsch wird sich aber auch langfristig in den Zahlen der Rhode niederschlagen, stellt Rhodmeister Ernst Gschwend fest: Weil man auf der Fläche aus Sicherheitsgründen auch künftig keine Bäume mehr wird alt und schwer werden lassen können, sinkt der Ertragswert auf der betroffenen Fläche erheblich.Für Wanderer und Mountainbiker gesperrtAufmerksam auf die Bewegung im Hang wurde man anfangs Jahr, weil der Widenbach vermehrt trübes Wasser führte. Präventiv hat man erste Bäume gefällt. Nach kräftigem Regen Ende August beschleunigte sich die Rutschung. Anfang Oktober wurden die Wege, die in das Rutschgebiet führen, gesperrt.Allerdings halten sich nicht alle an das Verbot, das bereits bei der Alp Schwarzenweid signalisiert ist. Fahrspuren zeigen, dass noch immer Mountainbiker die Route befahren. «Das ist leichtsinnig», meint Hans Städler und zeigt auf Risse, die sich jüngst aufgetan haben – nicht nur im Gelände: Sie durchfurchen auch längs und quer den Wanderweg zum Widenbach hinab.Schuld ist der einstige GletscherDas Widenbachtobel ist schon lange als problematisch bekannt. Das ganze Gebiet vom Stoss bis fast nach Hinterforst hinab ist rutschgefährdet. Das rühre von der letzten Eiszeit her, erklärt Joachim Malt. Als sich der Rheingletscher zurückzog, blieben übersteile Hänge mit Moränenmaterial und Hangschutt zwischen Felsrippen zurück. Die ungünstige Geologie führte auch zu der aufwendigen Widenbachverbauung.