Als der heute 18- Jährige nach einer Lehrstelle Ausschau hielt, war er erst seit eineinhalb Jahren in der Schweiz und sein Deutsch noch dürftig. Mit drei Bewerbungen hatte er sicher aus diesem Grund, wie er meint, keinen Erfolg, aber bei Schütz in Montlingen staunte man. Lehrmeister Marco Hautle hatte noch nie einen Schnupperstift, der beim Eignungstest von Swissmem so viele Punkte erzielte wie Majuran, mit zuvor nie erreichten 0 Fehlern im Rechnen.Schon im Praktikum Schulbücher studiertIn den drei Tagen spürte Marco Hautle den Lern- und Einsatzwillen. Er erkannte: Erhält der Jugendliche eine Chance, gibt er alles. Und so war es auch. Vor dem Ausbildungsbeginn absolvierte er ein halbjähriges Praktikum mit einem 80-Prozent-Pensum und las in dieser Zeit bereits die Schulbücher für Verfahrenstechnik und Physik, zum Teil auch das für Mathe.Einzig der damalige Nachholbedarf in Deutsch war der Grund, weshalb Majuran Elankanathan die Ausbildung zum Kunststoffverarbeiter mit Eidgenössischem Berufsattest in Angriffnahm, statt den Eidgenössischen Fähigkeitsausweis zu erwerben. Doch sein Abschluss als landesweit Zweitbester – mit 5,3 – ist erst der Anfang.Erster Ansprechpartner bei ProblemenGegenwärtig arbeitet der 18-Jährige bei Schütz im Vierschichtbetrieb als Schichtmechaniker, wobei er in der Instandhaltung eine vertiefte, einjährige Ausbildung in Pneumatik und in Mechanik geniesst. Zudem beabsichtigt Majuran Elankanathan, die dreijährige Ausbildung zum Kunststofftechnologen anzuhängen, sobald seine finanziellen Verhältnisse es zulassen.Anfangs hatte ihn die Wohngemeinde Oberriet noch unterstützt, jetzt steht er ganz auf eigenen Beinen. Das Administrative erledigte er sowieso stets selbst.Marco Hautle ist für seinen Mitarbeiter voll des Lobes. Sei Majuran Elankanathan nachts oder am Wochenende (übrigens als erster Ansprechpartner bei Problemen) einer Schicht zugeteilt, laufe es überdurchschnittlich gut, was umso wertvoller sei, als sich gutes, gelerntes Personal schwer finden lasse. Sein Mitarbeiter aus Sri Lanka sei mit Spritzguss sehr vertraut, habe sich während der ganzen Lehre durch Selbstständigkeit und eine schnelle Auffassungsgabe ausgezeichnet, und «auch Administratives musste man nie zweimal sagen».Schütz gibt zweitem Flüchtling eine ChanceIn Sri Lanka hatte Majuran Elankanathan eine Ausbildung als Informationstechnologe be-gonnen, ehe er flüchtete – via Malaysia und die Türkei in die Schweiz. In Heerbrugg lebt schon sein Onkel, den er oft besucht, in Holland lebt der Bruder.Seine Eltern und die Schwester sind noch in Sri Lanka.Für Schütz war Majuran Elankanathan der erste Flüchtling, der hier eine Lehre absolvierte. Doch ermutigt durch die mehr als tadellose Leistung, hat bereits der nächste Flüchtling mit der Lehre angefangen – ein Afghane, mit dem das Unternehmen ebenfalls sehr zufrieden ist und der in einer beaufsichtigten Wohngemeinschaft lebt.Auf die praktische Arbeit kommt es vor allem anMarco Hautle hat die Erfahrung gemacht, dass die Deutschkenntnisse nicht im Vordergrund stehen sollten, zumal diese – entsprechenden Lernwillen vorausgesetzt – schnell merklich besser werden können. Worauf es vor allem ankomme, sei das praktische Arbeiten während mehrerer Schnuppertage.Natürlich sei gegenüber einem Flüchtling eine gewisse Offenheit nötig und eine vorurteilsfreie Beurteilung, dann komme es gut. Gerade ein Flüchtling sei sich seiner Situation ja bewusst und schätze eine Chance, die er erhalte, weshalb tendenziell eine besonders hohe Motivation vorhanden sei.14 Jahre war ein Landsmann von Majuran Elankanathan bei Schütz tätig, bevor sein Erwerbsleben endete und er in Pension gehen konnte. Auch mit seiner Leistung war das Unternehmen sehr zufrieden.Kleine Serie:Wir stellen insgesamt drei junge Flüchtlinge vor, die in der Ausbildung eine besondere Leistung erbringen und ihre Lehrmeister voll und ganz überzeugen.