25.10.2022

Schönes lindert gesundheitliche Not

Der an Morbus Bechterew erkrankte Widnauer Marcel Hasler hat durch die Krankheit zu einem neuen, künstlerischen Hobby gefunden.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 02.11.2022
Als der 39-Jährige im Jahr 2009 mit seiner Frau von Au nach Widnau zog, war Marcel Haslers Welt in Ordnung. Der gelernte Schlosser hatte einen Job und erfreute sich seiner Gesundheit. Heute hat er künstliche Hüftgelenke, das linke Knie schmerzt oft, der Rücken immer.Einen schmerzfreien Tag kennt der gebürtige Bernecker nur aus der Vergangenheit; seit sechs Jahren bekommt er wöchentlich eine Spritze. Morbus Bechterew bedeutet, dass Marcel Hasler unter einer chronisch-entzündlichen rheumatischen Erkrankung mit Schmerzen und der Versteifung von Gelenken leben muss.Künstlerisches Schaffen begann mit dem PflanzenEine starke physische Belastung schlägt zwangsläufig aufs Gemüt. Doch eine Zuwendung zu Schönem lindert die seelische Not. Aus der kreativen Betätigung für Haus und Garten ist ein Hobby geworden, dessen Früchte auch Aussenstehenden aufgefallen sind und zu einem Hinweis an die Redaktion geführt haben.«Ich kann meine Tage ja nicht vor dem Fernseher verbringen», sagt Marcel Hasler. Also arbeitet er nicht nur an einem Vormittag pro Woche in der Katzenstation in Montlingen, sondern fertigt ausserdem im Rahmen der begrenzten Möglichkeiten Gebrauchsgegenstände, Dekoratives und künstlerische Werke an. Mit dem Pflanzen im Garten hat es begonnen. Entzündungshemmende Kräuter im Garten hegt und pflegt der Widnauer leichter, wenn sie in der Höhe sind. Also sind zunächst Hochbeete entstanden, darunter eine «Erdbeerpyramide» mit kleinen Töpfen auf mehreren Etagen. Für die Himbeeren hat Marcel Hasler ein grosses Blatt als grosse, künstlerische Rankehilfe gebaut – und sein Gewächshaus, das Wasserfass, zwei Stelen mit selbst Getöpfertem, mehrere Kugeln aus Draht, das Vogelhäuschen, der Steinboden der Grillstelle, das Bienenhotel und die kunstvoll gemachten Köpfe aus Ton («ein anderer Blick auf mich selbst»): alles selbstgemacht.Erstmals mit Stand an einem WeihnachtsmarktIm Laufe mancher Jahre kam schon einiges zusammen. Das erlaubt es dem Kreativen, erstmals mit einem Stand an einem Weihnachtsmarkt teilzunehmen. Er hat dafür den Anlass vom 26. November in Altstätten gewählt, wo die Malia-Stiftung auf dem Gutshof Forst zum ersten Mal einen Weihnachtsmarkt durchführt. Sternenkugeln, Vasen, eine Teelicht-Eule, getöpferte Becher und einiges mehr liegen bereit. Vor dem grossen Tag hat Marcel Hasler allerdings Respekt: den ganzen Tag vor Ort zu sein, fällt angesichts der Krankheit sicher eher schwer.Viele Ideen kommen «beim Machen»Marcel Hasler verwendet ausnahmslos Material aus der Natur oder Sachen, die sonst entsorgt würden. Das bedeutet, dass er sich gelegentlich gedulden muss, bis er Benötigtes von irgendwo erhält. Es sind daher stets mehrere Arbeiten pendent. Marcel Hasler lässt zeitweise ruhen, was sich nicht vollenden lässt, und widmet sich jenem Projekt, an dem sich weiterarbeiten lässt.Viele Ideen entstehen «beim Machen»; inspirierend ist auch die Natur.Ein besonderes, ehrgeiziges Vorhaben ist der Lebensturm, für den schon etwas Holz bereitsteht. Es handelt sich um ein Objekt, das vielen Tieren dienen soll – hauptsächlich Bienen, Florfliegen und Igeln. Marcel Hasler bezeichnet seinen Lebensturm als ausgebaute Variante des Bienenhotels.Fasziniert von den Vikings und ihren FarbenAusser seinem Schaffensdrang hat Marcel Hasler ein zweites Hobby. Zumal ihn die Wikinger stets faszinierten, fand er irgendwann zu den Minnesota Vikings, einem amerikanischen Football-Team.Dessen Clubfarben (Purpur, Gold, Weiss) gefallen dem Widnauer besonders. Malt er, fühlt er sich zu diesen Farben hingezogen. Und die Spiele «seiner» Vikings lassen ihn dort Zeit verbringen, wo er ja nicht immer sitzen kann: vor dem Fernsehgerät.

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