15.01.2021

Schnee bremst Dienstleister aus

Es war ein aussergewöhnlicher Freitag. Post, Bauämter, Feuerwehren, RTB und die Kehrichtabfuhr meisterten ihn.

Von vdl, acp, ys
aktualisiert am 03.11.2022
Endlich fällt auch einmal in unserer Region richtig viel Schnee. Das dachten sich am Donnerstag wohl noch die meisten Leute. Er bietet einen schönen Ausgleich für all die uns auferlegten Einschränkungen. Spätestens am Freitagmorgen relativierten viele ihre Freude. Die Räumequipen arbeiteten nahezu rund um die Uhr, vermochten es aber nicht, die Schneemassen zu bewältigen. Folglich hatten auch andere Dienstleister mit den Widrigkeiten zu kämpfen.Die Briefkästen bleiben bis Samstag leerAm Freitag um 7 Uhr entschied die Post, keine Briefe zuzustellen. Auch diese Zeitung war betroffen. «Wir hatten keine Chance, in Seitenstrassen hineinzufahren und alle Hauseingänge zu erreichen», sagt Patrik Steiger. Er ist zuständig für die Zustellung in der Region.Die dreirädrigen Töffli, mit denen die Briefpöstler unterwegs sind, sind zwar mit Schneeketten bestückt, im Tiefschnee nützen sie aber nichts. «Ausserdem hätten wir die Räumungsdienste behindert.» An vielen Verteilstellen war die Zulieferung am Vormittag noch nicht erfolgt. «Zum Schutz der Mitarbeiter und des Materials sowie um ein weiteres Chaos auf den Strassen zu verhindern, verschoben wir die Zustellung auf Samstag.» Damit sie es gewährleisten kann, hat die Post mehr Mitarbeiter aufgeboten. Sie werden Briefe und Zeitungen von Freitag und Samstag so schnell wie möglich zustellen. Expressbriefe hingegen wurden zugestellt und die Postfächer bestückt. Patrik Steiger hofft auf das Verständnis der Kundschaft. In 35 Jahren bei der Post hat er solch einen Schneeeinbruch mit derartigen Auswirkungen noch nicht erlebt.Die Paketpost ist nicht so sehr betroffen. «Wir sind zwar eingeschränkt, stellen aber zu», sagt Marcel Schraner, Leiter der Distributionsbasis Berneck. Es gebe aber auch Strassen und Häuser, die nicht erreichbar seien. Den grössten Teil der Pakete wollte die Post am Freitag ausliefern. Der Rest folgt am Montag.RTB Rheintal Bus konnte alle Linien bedienenGegen 6.30 Uhr am Freitagmorgen erreichte Hans Koller, Leiter Markt bei der RTB, sein Büro in Altstätten. Wie er kurz darauf am Telefon sagte, sei er mit dem Bus gekommen. An der Haltestelle Hinterforst-Post war er eingestiegen, der Bus sei pünktlich gewesen. «Die anderen Fahrgäste waren sehr zu­frieden, dass der Bus kam», gibt er an.Anders als in der Stadt Zürich, wo bereits am Donnerstagabend der Linienverkehr wegen der starken Schneefälle eingestellt worden war, lief der Busbetrieb im Rheintal ohne grössere Einschränkungen. «Man kann sagen, es läuft», beschreibt Koller den Start in einen aussergewöhnlichen Tag. Die RTB konnte den Linienbetrieb auf dem gesamten Rheintaler Streckennetz bereits früh am Freitagmorgen aufnehmen.[caption_left: Daniel Litscher war am Freitagmorgen Fahrgast der RTB. Der Bus kam pünktlich zur Haltestelle Bünteli Widnau.]Mit Verspätungen zwischen fünf und zehn Minuten sei zu rechnen, prognostizierte Koller. Ausfälle aufgrund blockierter Strassen waren bis am Nachmittag ausgeblieben. «Zum Glück gab es keine Unfälle», hält Koller fest.Schneeräumung begann in der Nacht«Die Gemeinden haben sich seit Donnerstagabend sehr ins Zeug gelegt mit dem Schneeräumen», lobt Hans Koller. Bis 22 Uhr am Donnerstagabend waren beispielsweise in Widnau die Räumfahrzeuge unterwegs. Bereits um 1 Uhr Freitagnacht ging es weiter. Drei Schneepflüge von Lohnunternehmern kommen in Widnau jeweils zum Einsatz, dazu zwei Kleintraktoren des Bauamts, die gestern Freitag mit einer Schneefräse ausgestattet worden waren, sagte Werkhofleiter Marco Köppel. Bei der Räumung von Bushaltebuchten kämen Teleskopstapler mit anmontierter Schneeschaufel zum Einsatz.[caption_left: Den Schneepflug versucht der weissen Pracht am Freitagmorgen in der Widnauer Büntelistrasse Herr zu werden.]Und wohin mit all dem Schnee? Der werde  auf dem Parkplatz bei der Sportanlage Aegeten abgeladen, so Marco Köppel. In den zwanzig Jahren, in denen er beim Werkhof Widnau tätig sei, habe er noch nie mit derartigen Schneemassen zu kämpfen gehabt. «Immer mal wieder Neuschnee, das kennt man, aber nicht diese ununterbrochenen Schneefälle und solche Mengen», sagt er.Die Frage, wohin mit dem Schnee beschäftigte am Freitagmittag auch Adrian Bücheli, den Leiter des Werkhofs in Eichberg. Die weisse Pracht einfach in einen Bach oder den Rhein zu kippen, wie früher, ist nicht mehr erlaubt. Die Strassen auf dem Gemeindegebiet seien soweit geräumt und auf schmaler Spur befahrbar, sagt Bücheli. Am Nachmittag müsse die Eichbergstrasse bis zur Kantonsgrenze Appenzell mit der Schnee­fräse geräumt werden; ein eher schwieriges Unterfangen, so die Einschätzung des Werkhofleiters. «Das macht ein Landwirt aus Altstätten für uns.» Für Sonntag sind weitere Schneefälle vorausgesagt, Anfang Woche soll die Temperatur ansteigen. «Dann kann es rutschig werden auf den Strassen», befürchtet Adrian Bücheli.Auch die Kehrichtabfuhr ist vom Schneechaos betroffen. Allerdings wurde der Abfall an den meisten Orten im Tal termingerecht abgeholt. Einzelne Touren wie in Walzenhausen, im Hölzlisberg oder an anderen Bergstrassen fielen aus: Der Kehrichtwagen kam nicht durch.«So schlimm, dass wir einige Strecken nicht fahren konnten, war es nie in den letzten 30 Jahren», sagt Karl Schmitter, Geschäftsführer der Karl Schmitter Transporte AG. «In Walzenhausen kamen wir nicht den Stich hoch, und in Balgach konnten wir einige Bergstrassen nicht befahren. Diese Touren holen wir, wenn meteorologisch möglich, am Montag nach.» Seine Firma und die Thür Transporte AG beseitigen im Auftrag des Zweckverbands Kehrichtverwertung Rheintal (KVR) den Hauskehricht nach einem festen Plan: Einmal pro Woche kommt der Kehrichtwagen bei jedem Haushalt vorbei. Am Donnerstag und Freitag konnte nicht jeder Abfallsack eingesammelt werden, der zum Abholen rausgestellt wurde. Trotz Schneeketten seien einige Bergstrassen derzeit nicht befahrbar, sagen sowohl Karl Schmitter als auch Michael Thür, Mitglied der Geschäftsleitung von Thür Transporte. Seine Firma konnte den Kehricht an der Hölzlisbergstrasse in Eichberg nicht entsorgen.Eine weitere Schwierigkeit besteht darin, dass auch Abfallsäcke vom Schneefall zugedeckt oder von Räumungsfahrzeugen weggeschoben wurden. Einige dieser Kehrichtsäcke bleiben ebenfalls liegen, wenn sie nicht vom Besitzer wieder bis zur nächsten Tour reingeholt werden. Die tiefen Temperaturen bieten immerhin den Vorteil, dass der Abfall nicht anfängt zu stinken. «Wir appellieren ans Verständnis der Bürgerinnen und Bürger, dass nicht jeder einzelne Abfallsack abgeholt werden kann», sagt Michael Thür.«Wir machen, was wir können», sagt auch Karl Schmitter. Die Arbeit für die Angestellten der Kehrichtabfuhr ist durch die Schneemassen erschwert. Sie werden zu Hindernisläufern, denn um zu den Abfallsäcken zu gelangen, müssen sie oft über Schneemauern steigen. Dadurch steigt der Zeitbedarf. «Normalerweise dauert die Tour in Marbach von 6.15 bis 11.15 Uhr», sagt Michael Thür, «am Donnerstag brauchten wir bis 15.30 Uhr.»Beide Transportunternehmen hoffen darauf, die ab nächster Woche geplanten Kehrichttouren wieder plangemäss durchführen zu können.

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