Wetter 27.07.2023

Schnee auf dem Säntis – aber immer öfter bleibt es trocken

Am Mittwoch lag auf dem Säntis Schnee. Doch Kältephasen im Juli werden seltener, Monate ohne Niederschlag nehmen dagegen zu.

Von Larissa Flammer
aktualisiert am 27.07.2023

Wetterberg. Unter diesem Namen ist der Säntis auch bekannt. Seine exponierte Lage sorgt dafür, dass es auf dem rund 2500 Meter hohen Gipfel das ganze Jahr über Schnee geben kann. Aussergewöhnlich ist es daher nicht, dass sich der Säntis am Mittwochmorgen mit einer rund fünf Zentimeter hohen Schneedecke zeigte. Tatsächlich hält der Hausberg der Ostschweiz sogar den Rekord an Juli-Neuschnee, wie SRF Meteo mitteilt: Am Morgen des 9. Juli 1996 lagen auf dem Gipfel 44 Zentimeter Schnee.

Und doch tönt es in Zeiten von Hitzerekorden und Klimawandel ungewöhnlich: Schnee im Juli. Michael Wehrli, Leiter Technik und Infrastruktur bei der Säntis-Schwebebahn AG, kann sich denn auch nicht erinnern, dass es in den letzten paar Jahren im Juli einen solchen Kälteeinbruch gab.

Michael Eichmann von ­Meteonews nennt gegenüber «FM1 Today» den Juli 2016 als Datum des letzten vergleichbaren Schneefalls auf dem Säntis. «Im August gibt es eher mal Schnee», sagt Wehrli. Nach dem Schwägalp-Schwinget, das dieses Jahr am 20. August stattfindet, habe es auf dem Säntis schon öfter einen kurzen Wintereinbruch gegeben.

Zwar kann es also nach wie vor das ganze Jahr über Schnee auf dem Säntis geben. Dass es aber jeden Monat einmal schneit, sei nicht mehr der Fall. «In den vergangenen Jahren gab es immer häufiger Monate ganz ohne Niederschlag auf dem Gipfel», sagt Wehrli. So sei auch der diesjährige Juni sehr trocken ­gewesen. «Da kann es nicht schneien, selbst wenn es kalt geworden wäre.»

Wenige Touristen trotzen dem garstigen Wetter

Die längeren Trockenheitsphasen haben damit auch den Säntis erreicht, den niederschlagsreichsten Ort der ganzen Schweiz. Erst im vergangenen April berichtete diese Zeitung, dass in der Klimaperiode 1991 bis 2020 auf dem Säntis die landesweit höchste durchschnittliche Jahressumme an Niederschlag gemessen wurde.

Dass der Schnee auf dem Säntis lange liegen bleibt, damit rechnet Wehrli nicht. Zwar blieb es auf dem Gipfel am Mittwoch den ganzen Tag über wolkenverhangen, nass und damit kalt, aber der Fels sei in den Tagen zuvor nicht sehr abgekühlt. Das garstige Wetter sorgte auch für ruhigen Betrieb. Die News vom Schneefall habe nur wenige paar Touristen angelockt, sagt Wehrli. Trotzdem haben die Verantwortlichen der Säntis-Schwebebahn AG die Wege zur Terrasse bei der Bergstation freigeschaufelt. Und auch beim Berggasthaus Alter Säntis war Schneeräumung angesagt. Gastgeber Ruedi Manser sagt gegenüber TVO:

Vor allem unsere ausländischen Mitarbeitenden waren überrascht, als ich ihnen am Morgen gesagt habe, dass wir zuerst Schneeschaufeln gehen.

Michael Wehrli, der auch für die Seilbahn verantwortlich ist, sagt: «Wir waren auch darauf vorbereitet, am frühen Morgen die Rollen und Seile der Bahn zu enteisen.» Doch das sei nicht nötig gewesen. Schnee gab es in der Nacht auf Mittwoch auch auf den Gipfeln der Churfirsten. Aufnahmen vom Chäserrugg zeigen wenige Zentimeter Neuschnee, die aber das Gras nicht vollständig bedeckten.


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