20.09.2021

«Schleudern lohnte sich kaum»

Rheintaler Imker schauen auf ein schwaches Honigjahr zurück. Die Bienen sammelten nur wenig Nektar.

Von Hildegard Bickel
aktualisiert am 03.11.2022
18 Grad, leichter Regen. Beim Besuch bei Werner Strub und seinen elf Bienenvölkern in der Hinderi Lachen in Altstätten ist es bewölkt. Das hält die Insekten aber nicht vom Fliegen ab. «Sie können den Tropfen ausweichen», sagt der Imker. Schwieriger sei es bei hoher Feuchtigkeit, wenn es zum Beispiel neblig sei. Oder bei anhaltendem Regen und Kälte, was das Wetter dieses Jahr oft bescherte.Die Bienen sind weniger ausgeflogen, haben weniger Blüten bestäubt und weniger Nektar in den Bienenstock gebracht. Werner Strub konnte knapp zehn Kilo Honig für den Eigenbedarf gewinnen. «Für das Butterbrot reicht es.» Er habe sich zweimal überlegt, ob er die Schleuder benutzen will oder nicht. Im Vergleich: In guten Jahren liegt der Honigertrag zwischen 60 bis 100 Kilo.Bereits im Sommer kam es zu EngpässenDer Honig ist als Futtervorrat für das Bienenvolk im Winter gedacht. Dieses Jahr war die Lage zum Teil so prekär, dass das Futterangebot nicht einmal im Sommer ausreichte. Es gab Imker, die ihre Bienen füttern mussten, damit die Völker keinen Hunger hatten. Das ist aussergewöhnlich. So weit kam es bei den Bienen von Werner Strub nicht. Der gesammelte Nektar reichte knapp, um die eigene Brut zu füttern. Ausserdem lebt er die Philosophie: «Was ich den Bienen nicht wegnehme, muss ich ihnen nicht füttern.» Wer mit Zuckerwasser zu füttern beginnt, darf keinen Honig ernten, auch im Spätsommer nicht, wenn es Waldhonig geben könnte. «Damit sich der Honig nicht mit dem Zuckerwasser mischt», sagt Werner Strub. Ist der längste Tag im Jahr vorbei, ist auch der Blütenhonig vorbei. Die Waldhonigsaison, die nicht jedes Jahr zu erwarten ist, kann bis Ende August dauern oder länger.Magere Ernte folgte auf ein RekordjahrAuch bei den Mitgliedern des Imkervereins Unterrheintal ist die Ernte 2021 im Vergleich zu durchschnittlichen Jahren zwischen sehr gering bis Null ausgefallen. Die Messlatte gegenüber 2020 war aber auch hoch. «Wir hatten letztes Jahr ein absolutes Rekordjahr», sagt Präsident Niklaus Geiger. Wobei immer regionale Unterschiede zu berücksichtigen seien. «Wer imkert, arbeitet im Einklang mit der Natur.»Schlechte Honigjahre sind grundsätzlich nichts Aussergewöhnliches und kommen immer wieder vor, wie letztes Mal im Jahr 2019, heisst es auf der Website bienen.ch. Die Ernte von Blütenhonig im Frühling und Vorsommer hängt vom geeigneten Flugwetter für die Bienen zum Blühzeitpunkt der Pflanzen ab, die gute Nektarerzeuger sind. Dazu gehören die diversen Obstbäume, der Löwenzahn, der Raps und viele mehr.Niklaus Geiger erwähnt Brombeeren und Himbeeren, die bei ihm im Garten wachsen und zur Blütezeit gern von den Bienen angeflogen werden. «Wenn zu diesem Zeitpunkt schlechtes Wetter herrscht, fliegt die Biene nicht, sie bleibt zu Hause in ihrem Stock und ernährt sich vom Futtervorrat.» In der Folge kann auch die Beerenmenge geringer ausfallen.Immerhin geht es den Bienen gutTrotz schwieriger Wetterbedingungen macht sich Werner Strub keine Sorgen um seine Bienen. Es gehe ihnen gut. «In der Region wird wohl manch ein Imker schöne Völker einwintern», so seine Einschätzung. Da die Bienen weniger Honig produzierten und teilweise gefüttert wurden, blieb ihnen mehr Zeit, sich selber zu pflegen. Doch im Kampf gegen die Varroamilbe, einen Parasiten, ist die Hilfe der Imker nötig. Das Problem sei ähnlich wie mit Zecken und Menschen. Die Varroamilbe sei eigentlich nicht schlimm, aber Krankheiten, die sie übertragen könne. Die Varroabehandlung beginnt im Herbst, da keine Eingriffe während der Honigphase geschehen dürfen.Bienen als Hobby zu halten, bedeutet Aufwand, aber auch Freude, sagt Werner Strub. «Und wenn es gut läuft, gibt es ein Zückerli, den Honig.» Das flüssige Gold ist aber nicht das einzige Produkt, das er schätzt. Aus Wachs macht er Kerzen, die harzartige Masse Propolis, mit der die Bienen im Winter den Stock abdichten, nutzt er als natürliches Antibiotikum.Derzeit sei zu beobachten, wie sich die Bienen auf die kalte Jahreszeit vorbereiten. Damit sie den Honigvorrat einlagern können, müssen sie ihm Wasser entziehen. «Honig darf nicht mehr als 20 Prozent Wasser enthalten, sonst wird er sauer», sagt Werner Strub. Danach verschliessen die Bienen den reifen Honig mit Wachsdeckeln. Das Verhalten der Insekten sei immer wieder faszinierend, sagt Werner Strub. «Wir wissen noch vieles nicht über die Bienen.»Zur PersonDas Imkern ist Werner Strub seit seiner Kindheit vertraut, da seine Eltern Bienenvölker hielten. Der Altstätter ist im Imkerverein Unterrheintal Mitglied wie auch im Bienenzüchterverein Oberrheintal, wo er sich im Vorstand engagiert. Er ist zudem als Berater tätig. Die eigenen Bienenvölker betreut er gemeinsam mit seiner Frau Cornelia Strub. (hb)Hinweiswww.rheintalimker.chwww.bzvo.ch 

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