Es ist für viele ein Traumberuf: Im Herbst bei Prachtwetter Trauben sammeln, abends im Weinkeller ein Gläschen des frischgepressten Saftes geniessen. Doch Winzer sein ist ist auch verbunden mit harter Arbeit und Entbehrungen. Winzer müssen zudem körperlich fit sein, denn die Arbeit ist besonders anstrengend, wenn sich die Reben an Hanglage befinden, wie jene am Buechberg oder an den Hügeln im Rheintal.Seit Corona erleben die heimischen Winzer harte Zeiten. Während Wochen ist der Verkauf an die Gastronomie eingebrochen, auch die grossen Anlässe, wo zig Flaschen verkauft werden, haben nicht stattgefunden. So dürfte das eine oder andere Gut wirtschaftlich zumindest in Schieflage geraten. Die heimischen Winzer sind ausgezeichnet ausgebildetFür den Rorschacher Christian Gerber ist der Moment gekommen, statt ausländischem Wein mehr einheimischen zu konsumieren. Seine Leidenschaft kommt nicht von ungefähr. Im Januar hat er nach 13 Jahren das Amt als Gildenmeister der Weingilde Gallus an Franz Bertsch weitergegeben.Dieser teilt die Sorge um den Fortbestand hiesiger Weinbaubetriebe und hat sich mit Christian Gerber und den Winzern Kaspar Wetli, Berneck, und Tom Kobel, Thal, bei Roman Rutishauser vom Weingut am Steinig Tisch zu einem Strategietreffen eingefunden. «Wir wollen nicht jammern, doch Fakt ist, dass wir in den letzten Wochen insbesondere bei Rotweinen kaum eine Flasche verkauft haben», sagt Gastgeber Rutishauser. Umso mehr freue es ihn, dass die Vertreter der Weingilde Gallus den hiesigen Wein leidenschaftlich propagieren würden.Tom Kobel vom Ochsentorkel Thal verweist darauf, dass am Buechberg und im Rheintal innovative, ausgezeichnet ausgebildete Winzer tätig seien. «Mit dem Ergebnis», so Bertsch, «dass die Qualität vorzüglich ist.» Diverse Goldmedaillen zeugen vom önologischen Können der heimischen Winzerfamilien. Zudem kürte «Gault-Millau» den Thaler Jungwinzer Roman Rutishauser zum «Rookie of the Year 2019».Alle sind sich einig, dass auf den 2700 Ostschweizer Hektaren eine einzigartige Vielfalt von Weinen gekeltert wird. «Wir haben von Berneck bis zum Bodensee 15 Bodensorten. Auch das spiegelt sich in der Vielfalt der hiesigen Weine wieder, sagt Kaspar Wetli. Jeder Wein erhalte so seinen eigenen, unverwechselbaren Charakter. Wichtig sei auch, dass Hunderte Frauen und Männer von den Winzern in der Ostschweiz beschäftigt würden. «Allein auf unseren 18 Hektaren erwirtschaften sechs Familien ihr Einkommen vom Weinbau», sagt Wetli, der in Berneck auch eine Weinstube führt, wo Anlässe von bis zu 50 Personen durchgeführt werden können.Degustationen finden bei allen Winzern statt. Eine Gelegenheit, die Weintrinker nach Meinung der beiden Gildevertreter unbedingt nutzen sollten. «Viele sind sich nicht bewusst, welch ausgezeichnete Qualität wir hier haben.» Tom Kobel sagt, die Weine seien handwerklich gut gemacht, viele würden durch die Lagerung noch besser. Die Lage zwingt auch die hiesigen Winzer, neue (Absatz-)Wege zu suchen. Zuoberst steht der Onlineverkauf und die digitale Information auf Social Media.