13.12.2018

Schauspielern mit verrückter Taktik

Nichts scheint normal. Die Theatergruppe Heldsberg lässt bei den Proben zum Stück «Pension Schöller» kuriose Verwechslungen aufeinanderprallen. Auch die Technik trumpft mit «verrückten» Finessen auf.

Von Hildegard Bickel
aktualisiert am 03.11.2022
Hildegard BickelEs muss etwas Besonderes sein, das die Theatergruppe für die Aufführungen im März plant. Drei Techniker sind an diesem Probenabend extra vorbeigekommen und verkabeln vor der Bühne im Rheinausaal zwei quadratische Dinger. Der Regisseur Michael Weder sowie die Darsteller, die zur Probe erscheinen, scharen sich erwartungsvoll darum. «Das sind LED-Elemente», erklärt Darsteller Attilio D’Alessandro. 60 Stück davon werden auf der Bühne zu einer grosszügigen, zweieinhalb Meter hohen und drei Meter breiten Wand im Hintergrund zusammenfügt. Eine elektronische Kulisse, statt eine gezimmerte oder gemalte.Darauf kann die Theatergruppe bewegte Bilder abspielen und dem Publikum eine neue technische Dimension auf der Bühne bieten. «Das ist eine Neuheit, die man so noch nicht gesehen hat in einem Laientheater», sagt Attilio D’Alessandro.Exaktes Timing beim ProbenDie Freude an der Technik gehört wie selbstverständlich zum Verein. Die damit verbundenen Kosten sind zwar aufwendig, dennoch leisten sich die Theater-Begeisterten diese Spielerei. Die moderne LED-Wand bietet einen wirkungsvollen Kontrast zum Stück, das vor 100 Jahren spielt.«Pension Schöller» ist ein beliebtes Lustspiel, das sich um einen Schwindel dreht, wo normale Verrückte und verrückte Normale in einem vermeintlichen Irrenhaus aneinander geraten. «Tönt lustig», befand der Vorstand, als Michael Weder das Stück vorschlug. Der Regisseur wählte eine schweizerdeutsche Fassung, bei der er gern Änderungen einbaute. Warum nicht eine Männerrolle mit einer Frau besetzen? Michael Weder versteht es, die Rollen auf das bewährte Ensemble zuzuschneiden. Das zeigt sich in den Szenen, in denen Peter Grundlehner als Gutsbesitzer und Max Weder als Grosswildjäger mit viel Ausdruckskraft in der Stimme ihren Einsatz auf der Bühne proben. Michael Weder schaut aufmerksam zu. Kurze Pause. Er will exaktes Timing sehen, die Darsteller wiederholen die Szene. Sie arbeiten am Feinschliff, denn der Text sitzt bereits.Das Stück zeigt Parallelen zu heute«Pension Schöller» verdankt seinen Unterhaltungswert zahlreichen Charakterköpfen und dem Fakt, dass die Zeit ins Jahr 1919 zurückgedreht wird. «Die Hauptfigur wäre heute ein Nerd, ein Technikfreak. Damals war er einer der ersten, der eine Fotokamera hatte», sagt Michael Weder. Es herrschte Aufbruchstimmung. Die technische Entwicklung schritt voran, Elektrizität fand den Weg in die Privathaushalte und auf den Strassen waren nebst Ross und Wagen öfter Autos unterwegs. Die Parallelen zu heute mit zunehmender Digitalisierung liegen auf der Hand. «Es wird gemotzt, dass sich alles beschleunigt», sagt der Regisseur. «Vor 100 Jahren war es ähnlich.»Dem Publikum wird der Zeitsprung in eine frühere Epoche anhand von Kostümen und Dekorationen veranschaulicht. Gleichzeitig blenden die hochmodernen LED-Wände Filmclips ein, die die Inneneinrichtung der Pension oder der Gartenterrasse zeigen. Alt und Neu verbinden sich durch technischen Fortschritt auf der Bühne. Niemand motzt, alle freut’s. «Wir Darsteller dürfen uns nur nicht davon ablenken lassen», sagt Attilio D’Alessandro. «Aber wir lieben ja diese Herausforderungen.»Die Theatergruppe Heldsberg führt das Stück «Pension Schöller» an den ersten beiden Wochenenden im März auf. Premiere ist am Freitag, 1. März. Neu gibt es auf Voranmeldung ein Penne-Buffet à discrétion.www.heldsberg-theater.ch

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