Sanftheit mit Kraft gepaart

«Specchiati» heisst das Werk, auf Englisch ist hinzugefügt: «Reflect yourself» – spiegle dich. Wie von Borrelli gewohnt, kommt alles hochprofessionell daher, mit künstlerischer CD-Gestaltung und informativem Booklet. Die im Studio entstandenen, sehr stimmungsvollen Fotos hat der als Kuspi bekannte Widnauer Kurt Spirig aufgenommen.Manchmal eine Zusatzprise SentimentalitätMario Borrelli, der Marbacher Cantautore, hat eine volle Stimme, die mal sanft, mal kräftig über einen ordentlichen Umfang verfügt und gleich zu Beginn, bei sparsamer Instrumentierung, ihre Möglichkeiten offenbart. In «Canterai», dem ersten von elf Liedern, entfaltet Mario Borrelli einen Wohlklang, der in langgezogene Töne mündet und sein Publikum während der ganzen CD-Spieldauer begleitet.Die hochqualifizierte, versierte Band hält sich im Hintergrund und lässt dem Sänger reichlich Raum. Er nutzt ihn, um Sanftheit mit Kraft zu verbinden, zwischendurch eine Zusatzprise Sentimentalität einzustreuen oder mit dem Song «Il mondo è un bambino» regelrechte Gassenhauerqualität erkennen zu lassen. Die Lieder, grossteils langsam vorgetragene Besinnlichkeit oder Stücke von mittlerem Tempo, fügen sich zu einer homogenen Einheit, die eine mediterrane Atmosphäre erzeugt.Borrelli weiss, wie man Spannung erzeugt«Un storia fantastica» hebt sich rhythmisch ab, «Notte nuda» packt mit einer kurzen, wiederkehrenden Bassschlaufe – und «Il miracolo nascosto» steht beispielhaft für überzeugende Überleitungen. Wie hier hohe Töne von Borrelli gestreckt und von der Gitarre abgelöst werden, erzeugt viel Spannung. Gitarrist Saki Hatzigeorgiou hat am Album wesentlichen Anteil. Mit Borrelli hat er fünf Jahre am Werk gearbeitet und zehn der Stücke komponiert.Dass die multikulturellen Wurzeln der beiden erkennbar sind, versteht sich von selbst. Rheintalisch-italienisch sind sie im Falle des Sängers, wogegen der im Thurgau lebende Hatzigeorgiou eine griechische Familientradition hat.Die CD-Taufe findet am Samstag, 4. September in Eschen statt. Das Staablueme-Publikum hatte allerdings bereits Gelegenheit, zu hören, wie das neue Album klingt.