08.04.2019

Saisoneröffnung in der «Prestegg»

Mit einer speziellen Führung wurde vergangenen Freitag die Saison des Museums Prestegg in Altstätten eröffnet. Im Mittelpunkt des Anlasses standen ein über 350 und ein gut 200 Jahre alter Taufstein.

Von pd
aktualisiert am 03.11.2022
Am Freitag lud die Museumsgesellschaft Altstätten zur Saisoneröffnung in die «Prestegg» ein. Vizepräsident Werner Ritter präsentierte den Gästen die beiden Taufsteine aus den Jahren 1661 und 1805. Sie sind ein Symbol für die ebenso konfliktreiche wie interessante Geschichte der beiden Konfessionen im Rheintal. Die Taufe spielt im Christentum eine sehr grosse Rolle. Doch obwohl es sich dabei bei Katholiken und Evangelischen grundsätzlich um denselben Vorgang handle, werde die Taufe jeweils unterschiedlich vollzogen. So tauften die Katholiken zum Beispiel mit Weihwasser, die Evangelischen aber mit ungeweihtem Taufwasser. Laut Ritter führten die Taufe und der Taufstein während und nach der Reformation daher immer wieder zu Konflikten zwischen den verschiedenen christlichen Glaubensrichtungen.«Überliefert ist, dass in Altstätten Stadtammann Hans Vogler der Jüngere und der Prädikant Valentin Fortmüller das geweihte Taufwasser jeweils ausleerten, damit die Katholiken keine Taufen mehr vornehmen konnten», sagte Ritter. Später hätten die Evangelischen ihre Kinder auf einem Tischlein taufen müssen, da der Taufstein den Katholiken vorbehalten gewesen sei. Im Museum Prestegg stehen zwei Taufsteine. Derjenige aus dem Jahr 1661 soll aus der Stadtpfarrkirche stammen. An ihm habe der Zahn der Zeit heftig genagt, wie Ritter ausführte: Das Taufbecken aus verzinktem Kupferblech und der hölzerne Deckel hätten gefehlt und seien nun nach dem Vorbild anderer Taufsteine aus dieser Zeit ersetzt worden. Interessant ist auch der Fuss des Taufsteins. Eine Inschrift am Sockel weist nämlich darauf hin, dass er von einem Grabmal stammen muss.  Der Taufstein von 1805 wurde für die neue Stadtpfarrkirche angeschafft. Da diese nach wie vor von beiden Konfessionen genutzt wurde, wurde der Taufstein als Zeichen der Eintracht mit einem katholischen und einem evangelischen Taufbecken versehen. Die gemeinsame Nutzung des Taufsteins dauerte bis 1906, als die Evangelischen eine eigene Pfarrkirche erhielten. Bei einem Glas Wein hatten die Gäste anschliessend die Möglichkeit, sich die Taufsteine genauer anzuschauen und einen Blick in die aktuelle Sonderausstellung «Masken und Figuren – Fasnacht in der Schweiz und in Europa» zu werfen. Diese ist noch bis am 7. Juli zu sehen. Dann wird das Museum seine Türen für die Umbauarbeiten an der «Prestegg» bis 2021 schliessen.

Abo Aktion schliessen
News aus der Region?

Alle Geschichten, alle Bilder

... für nur 12 Franken im Monat oder 132 Franken im Jahr.