10.04.2020

Saatkartoffeln «äugeln»

Normalerweise kann man bei uns Saatkartoffeln in beliebiger Menge von beliebigen Sorten kaufen. Zurzeit gestaltet sich das ein wenig schwieriger und man ist oft froh, wenn man nur ein paar der gewünschten Knollen ergattert.

Von Eveline Dudda
aktualisiert am 03.11.2022
Dann hilft das Wissen von früher weiter: Unsere Gross- und Urgrosseltern haben Saatkartoffeln nämlich häufig geteilt. Im Extremfall haben sie sogar nur die Augen aus den Kartoffeln herausgeschnitten – und den grossen Rest der Kartoffel gegessen. Dieses «Äugeln» ergibt auch heute noch Sinn: Die über die Augen vermehrten Kartoffeln werden zwar nicht ganz so gross, aber dafür sind sie besonders vital und gesund. Es ist sogar möglich, nur den Keimling, ganz ohne Kartoffelfleisch, zu verwenden. In diesem Fall sollte man ihn aber nicht direkt ins Beet, sondern zuerst in Aussaaterde pflanzen und Stecklinge ziehen. Da der Keimling nicht auf das Nährstoffreservoir der Pflanzkartoffel zugreifen kann, muss er selbst Wurzeln bilden und das kostet ihn Kraft. Dafür sind diese Pflanzen später besonders stark.Am besten verwendet man für die Stecklingsanzucht aus Kartoffelkeimen oder -augen kleine Töpfe, zur Not tun’s auch leere Klopapierrollen (die sollte es im Moment ja zur Genüge geben), füllt Garten- oder Blumenerde hinein und stellt sie dann so in einen Behälter, dass sie nicht kippen können. Sobald die Stecklinge einige Blätter gebildet haben, werden sie mitsamt der Klopapierrolle gepflanzt. Zwar brauchen diese Stecklinge ein wenig länger, bis sie erntereif sind.Dafür kann man mit der Methode von jeder Kartoffel so viele Pflanzen ziehen, wie die Kartoffel Augen hat und das sind in der Regel einige.Im Hausgarten lässt sich auf diese Weise übrigens nicht nur jede beliebige Kartoffelsorte vermehren, sondern auch dann noch gesund halten, wenn man die eigenen Kartoffeln nachzieht. Normalerweise degenerieren nachgebaute Kartoffeln nämlich nach wenigen Jahren. Sie leiden an Viruskrankheiten, die vor allem über Läuse übertragen werden. Aber keine Angst, diese Viren haben nichts mit Covid-19 zu tun. Und mit dem «Äugeln» steht uns schon lange ein Mittel dagegen zur Verfügung.Eveline Dudda, Hinterforstwww.spriessbuerger.ch

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