24.06.2021

Russen suchten bei uns nach Öl

Bei Hohenems und Götzis führten die Russen Versuchsbohrungen durch; das war Ende der Vierzigerjahre.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 03.11.2022
Gert BrudererDer «Rheintaler» berichtete zu Beginn des Jahres 1949. Die Besatzungsmacht hatte nach dem Zweiten Weltkrieg das Recht, in ganz Österreich Erdölforschungen durchzuführen. Derzeit werde «in diesem Lande eine rege Explorationstätigkeit ausgeübt», schrieb der «Rheintaler» am 5. Januar.Dass die Russen bei Hohen-ems und Götzis Versuchsbohrungen ausführten, sei «aus wohlinformierter Quelle verlautet», war zu lesen. Als die Zeitungsmeldung erschien, waren die Arbeiten zwar eingestellt, man rechnete aber damit, dass sie «im Frühling wieder aufgenommen werden».Amtsstellen hüllten sich in SchweigenIm Bohrgebiet seien schon lange Gasvorkommen bekannt, hiess es. Vermutlich sei dies der Grund gewesen, dass man bei Hohen-ems und Götzis mit den Bohrungen begonnen habe.Der «Rheintaler» meinte damals, dass die im St. Galler Rheintal einst abgebrochenen Erdgasforschungen wieder aufgenommen würden, sollten die Russen mit ihren Bohrungen Erfolg haben. Ein solcher sei «auf die Dauer kaum zu verheimlichen». Erkundigungen bei amtlichen Stellen in Vorarlberg über die russischen Forschungen fruchteten nichts. Der «Rheintaler» schrieb, man bekomme eine ausweichende oder gar keine Antwort. Die Leserschaft erfuhr: «Man sieht die Tätigkeit der Russen nicht gerne und fürchtet, bei einem positiven Resultat könnten sie sich im Lande längere Zeit festsetzen.» Österreich blieb bis 1955 von Streitkräften der Alliierten besetzt, die das Land von der nationalsozialistischen Diktatur befreit hatten.Auch als unser Nachbarland seine volle Souveränität wiedererlangt hatte, wurde systematisch weitergebohrt – nach Erdöl ebenso wie nach Erdgas. Diese Arbeiten erstreckten sich bis Mitte der Achtzigerjahre, führten aber zu keinen Funden, die sich wirtschaftlich hätten verwerten lassen.Ölpipeline wurde 1997 stillgelegtEs wurden zwar natürliche Gasaustritte festgestellt, doch dürfte es sich bei diesen um biogene Gase gehandelt haben. Auch diesseits der Grenze, in Altstätten, kam es laut Wikipedia 1923 und 1937 zu Gasausbrüchen. Gemeint ist ein plötzliches starkes Ausströmen von im Gestein gespeichertem Gas. Auch wenn im Rheintal weder Öl noch Gas zu finden war – beides war bzw. ist dank einer Pipeline trotzdem da. 1966 wurde eine Erdölpipeline von Genua nach Ingolstadt durchs Alpenrheintal gezogen, die täglich 175 Mio. Liter transportieren konnte. Die Kantonsregierung erhoffte sich vom Bau der Pipeline günstigere Rahmenbedingungen für die industrielle Entwicklung der Region. Am 3. Februar 1997 wurde sie wegen Umweltproblemen und hohen Sanierungskosten stillgelegt.Am 22. August 2008 war im «Rheintaler» zu lesen: «Die stillgelegte Öl-Pipeline im St. Galler Rheintal wird in Zukunft die Region mit Erdgas versorgen.» Die Erdgas Ostschweiz AG hatte das Teilstück zwischen St. Margrethen und Bad Ragaz gekauft. «Im kommenden Herbst beginnen die Umbauarbeiten am 56,6 Kilometer langen Abschnitt zwischen St. Margrethen und Bad Ragaz. Die Erdgas Ostschweiz AG will damit die örtliche Erdgasversorgung sicherstellen», schrieb die Zeitung. Auf dem St. Galler Kantonsgebiet wurde die Pipeline 2009 in eine Erdgas-Hochdruckleitung umgenutzt.

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