Businessjets landen beinahe im Minutentakt. Es riecht nach Kerosin. Frauen und Männer im gelb leuchtenden People’s-Arbeitsgewand weisen Piloten ein, führen Fluggäste durch den Sicherheitsbereich oder geleiten diese noch auf dem Flugfeld zu auf Hochglanz polierten Limousinen. Grenzwachtbeamte beobachten das Treiben diskret im Hintergrund, während Jet um Jet in Hangars oder auf die Plätze dazwischen geschoben wird. In Altenrhein können je nach Grösse der Maschinen bis zu 50 Geschäftsflugzeuge gleichzeitig parken. Die WEF-Passagiere reisen nach der Landung entweder per Helikopter oder mit der Limousine weiter nach Davos.Normalerweise läuft das im Januar so am Airport in Altenrhein, während in Davos das Weltwirtschaftsforum läuft. Doch dieses Jahr ist auch im Bündner Bergort tote Hose. «Davos» findet wegen der Coronakrise nur online statt.[caption_left: Normalerweise drängen sich die Businessflieger in Altenrhein aneinander, wenn WEF ist.]Acht bis zehn Prozent des Jahresumsatzes fehlenDas bekommt nun auch der Flugplatz Altenrhein zu spüren, der während der WEF-Woche jeweils zum Drehkreuz für Businessjets aus aller Welt wird. Nun ist er beinah menschenleer, eine einzige Maschine verliert sich auf dem Vorfeld. Wirtschaftlich hat das für die Flugplatzbetreiber Konsequenzen. «Die Absage des WEF macht sich bei uns nicht nur emotional bemerkbar. Wir spüren dies auch finanziell, denn während des WEF machen wir acht bis zehn Prozent unseres Jahresumsatzes», sagt Thomas Krutzler, CEO der People’s Air Group. Eine betriebswirtschaftliche Überlebensfrage sei die WEF-Woche für das Unternehmen jedoch nicht.Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter würden sich jeweils auf diese stressigen Tage im Januar freuen. Alle müssten dann anpacken und einen besonderen Effort leisten, um den Grossandrang von Jets und Fluggästen bewältigen zu können. Das schweisse das Team zusammen und führe zu einem ansteckenden Miteinander. «Nun passiert nicht nur wegen des Ausfalls des WEF, sondern auch wegen der verschärften Coronamassnahmen genau das Gegenteil. Arbeiten werden, wo möglich, im Homeoffice erledigt und wir sehen uns nur selten.»Die jüngste Pandemieentwicklung hat denn auch dazu geführt, dass die Geschäftsleitung der Fluglinie People’s die Wiederaufnahme der Linienverbindung Altenrhein – Wien auf Beginn des Sommerflugplans, den 28. März, verschieben musste. Auch wenn die Coronakrise die Welt weiter in Atem hält, Krutzler bleibt zuversichtlich, dass dieser Termin eingehalten werden kann. Er räumt aber ein, dass unter Umständen die Flüge nach Wien erst nach Ostern wieder aufgenommen werden.Rückgang beim Airport trifft auch ZuliefererKeine Einbussen muss die Airport-Leitung bei der «Business Aviation», also dem Verkehr mit Geschäftsflugzeugen, hinnehmen. «Wir bewegen uns im Januar auf dem Niveau der vergangenen Jahre. Auch der Februar dürfte normal laufen.» Massiv abgenommen habe jedoch der Flugverkehr an den Wochenenden, da vor allen Skitouristen ausblieben.Direkt und indirekt hängen laut dem Büro Infras über 460 Arbeitsplätze in der Region am Airport St. Gallen-Altenrhein. Der Beinahestillstand am Airport trifft also auch zahlreiche andere Unternehmen. «Wir sehen uns als Systempartner, ohne den Anderen geht es nicht. Trotz aller Schwierigkeiten halten wir zusammen, schauen gemeinsam auf die weitere Entwicklung und bleiben zuversichtlich», sagt der People’s-CEO.Man müsse auch das Positive sehen. Trotz Lockdown, Wiederinbetriebnahme, Teillockdown, also einem ständigen Auf und Ab, habe es keine Zahlungsausfälle gegeben. «Wir haben ein solides Geschäft hier am Platz. Ich hoffe, es bleibt so, auch wenn die Pandemie noch etwas andauert.»