14.12.2020

Rüthner sind am höchsten verschuldet

Im regionalen Vergleich ist Balgach die Gemeinde mit dem höchsten Pro-Kopf-Vermögen, Rüthi jene mit den meisten Schulden.

Von Seraina Hess
aktualisiert am 03.11.2022
Die gestern veröffentlichte Gemeindefinanzstatistik 2019 zeigt in 70 der 77 politischen Gemeinden des Kantons St. Gallen positive Rechnungsabschlüsse. Gemäss Mitteilung wurde über alle Gemeinden hinweg ein Ertragsüberschuss von 137 Millionen Franken erwirtschaftet. Ausserdem weist die durchschnittliche Pro-Kopf-Verschuldung im Kanton zum zweiten Mal seit Erhebungsbeginn ein Nettovermögen auf. Dieser Gradmesser, berechnet aus Fremdkapital minus Finanzvermögen der Gemeinden, beträgt 2019 rund 660 Franken pro Einwohner. Der Trend habe sich vor allem durch die Umstellung auf das neue Rechnungsmodell der St. Galler Gemeinden (RMSG) verstärkt fortgesetzt. Die Unterschiede zwischen den Gemeinden sind allerdings beträchtlich: Während die reichste Gemeinde über ein Nettovermögen von rund 5800 Franken pro Kopf verfügt, weist die finanzschwächste Gemeinde eine Nettoschuld von über 6000 Franken pro Kopf aus. Rheintal: Nettovermögen von 1083 Franken pro KopfDas durchschnittliche Nettovermögen pro Einwohner beträgt im Rheintal im Rechnungsjahr 2019 insgesamt 1083 Franken und fällt somit deutlich höher aus als der Kantonsdurchschnitt. Der Schnitt setzt sich jedoch ohne die Zahlen aus Altstätten, Rebstein und Marbach zusammen, denn die drei Gemeinden haben wie zwei weitere im Kanton noch nicht vom bisherigen harmonisierten Rechnungsmodell 1 (HRM1) auf die neue Rechnungslegung nach RMSG umgestellt. Zu den Änderungen, die mit RMSG Einzug gehalten haben, gehören vor allem neue Bewertungs- und Verbuchungsvorgaben. Die gestaffelte Umstellung der Gemeinden hat zur Folge, dass der Kanton im Jahr 2019 erneut zwei unterschiedliche Gemeindefinanzstatistiken erstellen musste. Ein Vergleich zwischen alter und neuer Rechnungslegung ist allerdings wenig aussagekräftig.Hohe Verschuldung ab 2500 FrankenGegenüberstellen lassen sich aber die Kennzahlen der Rheintaler Gemeinden, bei denen die Rechnungsmodell-Umstellung bereits erfolgt ist. Die höchste Nettoschuld pro Einwohner hatte Ende 2019 die Gemeinde Rü­thi mit 3933 Franken. Gemäss Mario Gemperle vom kantonalen Amt für Gemeinden und Bürgerrecht ist diese Verschuldung am oberen Ende der Skala anzusiedeln: «Eine Nettoschuld unter 1000 Franken pro Einwohner wird nach den Richtwerten der Konferenz der kantonalen Finanzdirektoren als tiefe Verschuldung angesehen. Werte von 1001 bis 2500 Franken gelten als mittlere Werte. Liegt die Nettoverschuldung zwischen 2501 und 5000 Franken, so gilt die Gemeinde als hoch verschuldet – alles darüber als sehr hoch.»Tiefe Steuererträge und hohe AusgabenDie hohe Verschuldung Rü­this verortet Monika Eggenberger, Gemeindepräsidentin ad interim, einerseits bei den tiefen Steuererträgen, andererseits bei nötigen Unterhalts-, Sanierungs- und Ersatzausgaben, die für die Gemeinde jeweils eine grosse Belastung darstellen würden. «Diese Vorhaben sind teilweise fremdfinanziert und können nicht immer durch Einnahmen allein gedeckt werden. Dieser Umstand ist aber nicht neu, Rüthi trägt die hohe Verschuldung bereits viele Jahre mit sich», ergänzt Eggenberger.Anders sieht es in Balgach aus: Mit insgesamt 5797 Franken ist das Pro-Kopf-Vermögen nicht nur im regionalen Vergleich am höchsten, sondern auch im Kanton an der Spitze anzusiedeln. Ein höheres Nettovermögen pro Einwohner gibt es einzig in der Gemeinde Oberbüren mit 5867 Franken. Auch die Mehrjahresstatistik, die noch dem alten Rechnungsmodell HRM1 unterstellt ist, zeigt: In Balgach steigt das Nettovermögen pro Kopf bereits seit über einem Jahrzehnt stark.Neben St. Margrethen mit einer Nettoverschuldung von insgesamt 687 Franken pro Einwohner weisen alle anderen Rheintaler Gemeinden, die bereits mit RMSG rechneten, ein Vermögen auf (siehe Karte). Marbach, Rebstein und Altstätten ziehen bald nachEin Blick auf die Gemeinden mit Rechnungslegung nach HRM1 zeigt für Altstätten ein Pro-Kopf-Nettovermögen in der Höhe von 1425 Franken (ohne Schulgemeinden) und für Marbach ein Vermögen von 385 Franken, während Rebstein eine Nettoschuld von 184 Franken pro Einwohner verzeichnet. «Weil die Verschuldung im neuen Rechnungsmodell mit der vorzunehmenden Neubewertung des Finanzvermögens aber tendenziell tiefer ausfällt, können die Altstätter, Rebsteiner und Marbacher Zahlen nicht direkt mit den übrigen Rheintaler Gemeinden verglichen werden», sagt Finanzexperte Mario Gemperle. Das soll sich aber schon bald ändern: Während die Altstätter Schulgemeinden bereits 2019 auf RMSG umgestellt haben, ist es in der politischen Gemeinde 2021 so weit. Marbach und Rebstein ziehen bereits im laufenden Rechnungsjahr nach. 

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