Lange, sehr lange sah es im Spiel zwischen Rüthi und Rebstein so aus, dass das Spiel 1:1 ausgehen würde: Beide Mannschaften taten sich schwer, nach vorne gute Szenen zu zeigen, beide Teams litten unter den Temperaturen, die ein Stück über 30 Grad hoch waren. Dann fasste Rüthi sich ein Herz: Ein weiter Ball landete bei Pascal Zäch, der sich über Umwege durchzusetzen wusste und das 2:1 erzielte. Das 3:1 von Jarno Loher, das wenige Minuten später fiel, war die Draufgabe: Einmal mehr war es Rüthi, das den Drittliga-Klassiker für sich entschied.
«Wir haben uns den Sieg erarbeitet», sagte Rüthi-Trainer Granit Bojaxhi nach dem Spiel, er war zufrieden. Er sagte aber auch:
Meine Mannschaft kann noch viel mehr.
Was er damit mutmasslich gemeint hat: Vor der Pause waren die Gäste aktiver, hatten mehr Spielanteile. So waren es auch die Rebsteiner, die nach einer Viertelstunde in Führung gingen: Eine Freistossflanke landete bei Emre Kocabas, der den Ball per Kopf so perfekt auf Philip Baumgartner weiterleitete, dass «Kutscher» mit einem sehenswerten Tor aus 20 Metern das erste Ausrufezeichen in diesem Spiel setzte.
Rebstein beschäftigt sich viel zu sehr mit sich selbst
Nach diesem Tor gab es eine längere ereignislose Phase. Simon Schranz versuchte es per Kopf, Pascal Zäch per Kopf, Sven Städler per Weitschuss – ein Tor fiel aber nicht. Bis der Rüthner Robin Sonderegger kurz vor der Pause einen Ball an der Grundlinie nicht verloren gab, ihn zu Nando Eugster spielte, der das 1:1 erzielte – Rebsteins Abwehr dachte, dass der Ball im Out war, was aber nicht zutraf, und stellte den Betrieb fast ein, wovon der FC Rüthi profitierte.
Der FC Rebstein zeigte kein schlechtes Spiel, muss sich aber ankreiden lassen, sich zu viel mit sich selbst und dem Schiedsrichter zu beschäftigen: Dieser zeigte zwar für ein so faires Spiel deutlich zu viele Karten – mit drei gelben für Reklamieren tut der FCR sich selbst aber auch keinen Gefallen.
Das Spiel hätte auf beide Seiten kippen können
Am spannendsten war das Spiel zwischen Rüthis Ausgleich und dem Führungstor der Platzherren. Die beiden Teams gestanden sich dabei viel Raum zu und die Partie hätte auf beide Seiten kippen können. Für Rebstein hatte der eingewechselte Verteidiger Farid Fousseni die beste Chance: Sein Kopfball landete am Pfosten, weil Rüthis Michael Heeb mit den Haarspitzen noch dran war.
So ging das einmal mehr umkämpfte und gute Oberrheintaler Derby an die Rüthner, die den Sieg nicht gestohlen haben, aber wie Trainer Bojaxhi sagt, «doch noch viel mehr Luft nach oben» haben.
«Ein Derby, wie es halt ist»
Am Freitag erschien im «Rheintaler» und der «Rheintalischen Volkszeitung» die Beilage zur neuen Saison, in der alle Mannschaften vorgestellt werden. Auf der Titelseite sind Rüthis Sven Städler sowie Rebsteins Philip Baumgartner zu sehen – sie sind Identifikationsfiguren der beiden Oberrheintaler FCR, kennen und schätzen sich aber auch gegenseitig. Es dauert nicht lange, um sie für ein gemeinsames Gespräch zur Seite zu rufen, obwohl Rebsteins Goalie Dominik Roth gerade seinen Polterabend erlebt (in dessen Rahmen sich der Autor dieser Zeilen beim Penaltyschiessen blamiert). Es sind Mannschaften, die sich oft und gern bekämpfen, aber mögen – wie die beiden Protagonisten der Titelseite eben.
«Es war ein Derby, wie es halt ist», sagte Sven Städler nach dem Spiel, und er hatte recht: Es war zwar heiss, aber die beiden Teams liessen es sich doch nicht nehmen, sich einen engagier-ten Derbyfight zu liefern. «Mit einem glücklichen Gewinner», sagte Philip Baumgartner, der zwar das 1:0 für Rebstein erzielt, aber auch noch mehr Chancen hatte. Beide Spieler zeigten aber auch, weshalb sie auf die Titelseite der Fussballbeilage gehören: Es sind genau sie, die ein Derby – und damit den Regionalfussball – ausmachen.
3. Liga, Gruppe 2
Rüthi – Rebstein 3:1 (2:0)
Rheinblick – 200 Zuschauer.
Tore: 15. Baumgartner 0:1, 45. Eugster 1:1, 84. Zäch 2:1, 93. Loher 3:1.
Rüthi: Hallauer; Bojaxhi, Shoshi, Schnüriger, S. Baumgartner; Sonderegger, Städler, Geisser, Berisha; Zäch; Osmani. Eingewechselt: Sönmez, Eugster, Loher.
Rebstein: Roth; Haltiner, Tomasic, Hirschbühl, Kocabas; Gottscher, Dursun, Köppel: Schranz, Steiger; Baumgartner. Eingewechselt: Fousseni, Murati.
Gelbe Karten: 29. Steiger, 44. Köppel, 45. Hirschbühl, 47. Heeb (Rebstein-Trainer), 55. Tomasic, 56. Schnüriger, 62. Bojaxhi, 64. S. Baumgartner, 93. P. Baumgartner.
Weitere Ergebnisse: Montlingen II – Besa 2:5, St. Margrethen – Ruggell 0:4, Rüthi – Rebstein 3:1, Buchs II – Staad 4:2, Rorschach II – Diepoldsau-S. 0:2, Gams – Eschen II 0:2.