Die Krawatte sitzt, blau auf blau. In der Uniform fühlt sich der neue Postenchef der Polizeistation Rorschach wohl. Sein Büro mit Blick auf den derzeit unruhigen See scheint dem Oberrieter Marcel Dietsche zu gefallen. Im Hintergrund rauscht der Polizeifunk. Mit einem Ohr mithören müsse er immer.Seit Anfang Februar steht Dietsche dem neunköpfigen Team in Rorschach vor. «Von der Katze, die nicht mehr alleine vom Baum herunterkommt, bis zum Tötungsdelikt sind wir für alles zuständig», sagt er. Zumindest für alles, was sich in der Stadt Rorschach und der Gemeinde Rorschacherberg abspielt. «Natürlich helfen wir auch im angrenzenden Gemeindegebiet aus, wenn etwas ansteht.» Zuvor war er als Postenchef in Oberriet, wo nur drei Beamte tätig sind. In der Rheintaler Gemeinde wohnt Dietsche auch weiterhin mit seiner Frau und zwei Töchtern. «Ich wollte schon immer zur Polizei», sagt der 38-Jährige. Nach der Lehre als Elektromonteur und dem Militärdienst bestand er 2001 die Polizeiprüfung. Anschliessend folgten Einsätze bei der mobilen Polizei in Thal und Oberbüren. Auch in Rorschach war er zuvor schon einmal tätig. «In Oberriet ist es ländlicher. Ganz anders in Rorschach, wo mehr Kulturen aufeinandertreffen.» Die neue Herausforderung habe ihn gereizt.Auch Präsenz markieren gehört zu den AufgabenDie Polizeistation in Rorschach ist nicht wie jene in Thal rund um die Uhr besetzt. Dennoch ist sie voll ausgestattet und verfügt auch über eine Arrestzelle, wo Personen für kurze Zeit festgehalten werden können. Die Beamten auf dem Rorschacher Posten nehmen auch Aufträge von den beiden Gemeinden entgegen, zum Beispiel für das Betreibungsamt oder wenn die Behörden eine bestimmte Person nicht erreichen können. Aber auch das Kontrollieren von Gastrobetrieben oder Grossveranstaltungen wie den Beachevent zu begleiten, sind Aufgaben der Polizisten. «Wichtig ist auch, dass man uns wahrnimmt und wir Präsenz markieren», sagt Dietsche. Den Rorschacher Polizisten gelang es zum Beispiel auch schon, Einbruchserien in der Umgebung zu klären.In seiner Freizeit engagiert sich Dietsche seit vielen Jahren im Turnverein oder steht im Winter auf den Ski. Und wenn man ihn nicht in der Uniform antrifft, widmet sich Dietsche der Politik. Seit 2004 sitzt er für die SVP im Kantonsrat. 2016 stellte er sich in Oberriet als Gemeindepräsident zur Wahl. Gereicht hat es damals nicht. Vom politischen Parkett verabschiedet hat er sich aber nicht, im Gegenteil. «Ich fühle mich im Kantonsrat gut aufgehoben und arbeite gerne in Kommissionen mit», sagt Dietsche. Dort könne man Geschäfte vertieft behandeln.Bei Interpellationen hingegen sei er lieber zurückhaltend. Diese würden hohe Kosten bei der Verwaltung verursachen. Dennoch hat er sich für «Polizeithemen» eingesetzt – zum Beispiel für mehr Ausbildungsplätze der sicherheitspolitischen Ausbildung. «Die Anforderungen an die Polizei werden immer höher. Die Attentate zum Beispiel in Paris oder München waren sehr nahe bei uns», sagt Dietsche. Das Thema beschäftige ihn nach wie vor. «Wir brauchen mehr geeignete Ausbildungsplätze.» Die Bereiche Bau, Sport und Energie liegen ihm politisch ebenfalls nahe.Grundsätzlich lasse sich sein Beruf gut mit dem Kantonsratsamt vereinbaren. Für Fraktionssitzungen setzt Dietsche jährlich 30 Freitage ein. Zwischen Politik und Beruf entscheiden will er sich momentan nicht.Jolanda Riedener