Der 20-jährige Romeo Lüchinger steht nicht auf traditionelle Partnervermittlung. Vor ein paar Monaten hat er auf einer Website seine eigene Dating-Plattform ins Internet gestellt – dort war er der einzige Kandidat. Auf diese Weise wollte der gelernte Lebensmitteltechnologe seine Julia finden. Jetzt scheint die Liebe zum Greifen nah: «Es gibt eine klare Favoritin», sagt er.
Eines vorweg: Sie hat keine «Böda z’Muntlaga», was er auf der Website als Pluspunkt deklarierte. «Aber was noch nicht ist, kann noch werden», sagt er und lacht. Ihr Name ist auch nicht Julia. Mehr will er über seine Favoritin im Augenblick noch nicht verraten. Derzeit sind die beiden noch dabei, sich kennenzulernen. «Wir sind schon zwei-, dreimal ausgegangen», sagt er. Der Funke ist übergesprungen. Von Liebe will Romeo aber noch nicht sprechen: «Das kommt erst noch.»Ein Abnehmer für die Website ist schon gefundenSeine möglicherweise baldige Freundin ist jedoch nicht die einzige, die Romeo angeschrieben hat. «Es waren mehr, als ich erwartet habe», sagt er. Bei den meisten handelte es sich um Kolleginnen und Kollegen, die sich einen Spass erlaubten. Lüchinger nahm es gelassen und musste oft selbst lachen. «Es war aber auch komisch, wenn ich mich bei den angegebenen Handynummern meldete und das Gegenüber überhaupt keinen Plan hatte, weshalb ich sie anrufe», sagt er. Ernsthafte Anfragen gab es 15. Mit einigen war er auch auf Dates. Zehn seien es insgesamt gewesen. «Die meisten jedoch mit der gleichen Person», sagt er. Rund drei Monate nach der Aufschaltung der Website scheint Romeo sein Ziel erreicht zu haben. Und obwohl der Fokus auf der Suche nach einer Freundin lag, gab es auch witzige Begegnungen. Wie am Open Air St. Gallen, als er von einigen Festivalbesucherinnen und -besuchern erkannt wurde. Oft fanden die Leute seine Aktion cool. Aber es gab auch andere: «Einer sagte, es sei ein bisschen verzweifelt, was ich da mache. Aber wir haben es bei einem Bier besprochen und er fand die Idee dahinter dann doch gut», sagt Lüchinger. Ein zweites Mal würde er allerdings nicht mehr so viel Aufwand betreiben, um eine Freundin zu finden. Seine Freunde hätten aktiv Karten mit dem QR-Code der Website verteilt – aber es sind noch ein paar übrig. Auf denen wird er wohl sitzen bleiben. «Vielleicht habe ich dafür meine Julia gefunden. Die ist mir mehr wert», sagt Romeo. Und einen Interessenten für seine Website hat er auch schon gefunden. Ein anderer Romeo aus der Region hat Interesse gezeigt. Vielleicht ist also bald ein neuer, junger Charmeur auf der Suche nach der grossen Liebe. Romeo Lüchinger jedenfalls scheint seine gefunden zu haben.