03.02.2019

Röllelibutzen nicht ausgerottet

Die Rede von Werner Ritter zur Eröffnung der Brauchtumsausstellung im Altstätter Museum war geistreich und witzig von A bis Z. Wir publizieren sie hiermit vollständig. Werner Ritter ist Vizepräsident der Museumsgesellschaft.

Von red
aktualisiert am 03.11.2022
Hochverehrter ButzenkönigLiebe RöllelibutzenLiebe GästeDie Röllelibutzen sind in Altstätten eindeutig die Newcomer der letzten hundert Jahre, wie es so schön heisst. Im 19. Jahrhundert waren sie der Schrecken von Pfarrern, Lehrern und Gebildeten, welche nichts unversucht liessen, um diesen Gesellen den Garaus zu machen. Nicht zufällig besammelten sich die Röllelibutzen damals in der Kugelgasse, der wohl berüchtigsten und verruchtesten Strasse in Altstätten. Seit der Vereinsgründung im Jahr 1919 haben sich die Röllelibutzen jedoch zum Stolz von Altstätten entwickelt.Alle wünschen sich kulturelle Leuchttürme, die Röllelibutzen sind ein solcher Leuchtturm. Alle wünschen sich eine internationale Ausstrahlung, die Röllelibutzen haben eine internationale Ausstrahlung. Alle wünschen sich einen riesigen Publikumsaufmarsch, die Röllelibutzen haben einen riesigen Publikumsaufmarsch.Heute käme es deshalb in Altstätten niemandem mehr in den Sinn, die Röllelibutzen ausrotten zu wollen. Zu gross sind Freude und Stolz. Was die Regierung in St. Gallen macht, steht auf einem anderen Stern. Unsere Regierung versucht zwar immer wieder, Altstätten zu piesacken. Aber eher werde ich ein berühmter Ballett-Tänzer als dass ihr das gelingt.Beeindruckend ist auch, wie sehr die Altstätter Fasnacht lebt und sich immer wieder weiter entwickelt und sozusagen neu erfindet. Im Gegensatz zu mancher Bar oder Discothek handelt es sich nicht um eine Eintagsfliege, sondern um einen mehr als nur nachhaltigen Volksbrauch. Bereits Stadtammann Hans Vogler der Aeltere, der in der Prestegg wohnte, erwähnte in seinem Hausbuch schon im 15. Jahrhundert wiederholt die Fasnacht. 1617 sollten die Röllelibutzen aus konfessionellen Gründen verboten werden. Weil sich Joss Ritter, äbtischer Gerichtsammann, ein Vorfahr von mir, für die Röllelibutzen und die Fasnacht einsetzte, brockte er mir den heutigen Auftritt ein.Legendär und aus heutiger Sicht fast amüsant sind die Versuche im 19. Jahrhundert, die Röllelibutzen und mit ihnen die alemannische Fasnacht in Altstätten auszurotten. Gesittete und kulturell hochstehende Karnevalsaufführungen sollten an die Stelle der Röllelibutzen treten. Geblieben sind die Röllelibutzen und mit ihnen die alemannische Fasnacht.Als Museumsgesellschaft fühlen wir uns den Röllelibutzen verbunden. Gerne sind wir ein Teil des Gedächtnisses des Röllelibutzenvereins. Wir sind aber auch sehr stolz, in der Prestegg die in jeder Hinsicht gelungene Ausstellung zum Europäischen Kultur- und Brauchtumstreffen beherbergen zu dürfen. Die Ausstellung zeigt, wie vielfältig und lebendig das Brauchtum in Europa ist. Diese Vielfalt ist eine Qualität unseres Kontinents, die keinesfalls der Einfalt der Gleichmacherei Platz machen darf. Das gilt für das Brauchtum ebenso wie für die Kultur, die Sprachen, die Musik oder das Essen.Namens der Museumsgesellschaft Altstätten danke ich dem Röllelibutzenverein für seinen vorbildlichen Einsatz bei der Vorbereitung und Organisation des Europäischen Kultur- und Brauchtumstreffens in Altstätten und wünsche dem Verein noch viele solche Jahrhundert-Feiern. Sie aber lade ich zum Besuch der Ausstellung und der Veranstaltung im Rahmen des Europäischen Kultur- und Brauchtumstreffens ein.Museumsgesellschaft AltstättenWerner Ritter-Sonderegger, Vizepräsident

Abo Aktion schliessen
News aus der Region?

Alle Geschichten, alle Bilder

... für nur 12 Franken im Monat oder 132 Franken im Jahr.