04.01.2020

Ritter erklärt 2020 zum «Schicksalsjahr»

Der Bauernverband warnt: Zwei Volksinitiativen und der vorgespurte Freihandel mit südamerikanischen Staaten bedrohten die Bauernfamilien.

Von Samuel Thomi
aktualisiert am 03.11.2022
Sie sind eine Macht in diesem Land. Und sie starten traditionell als eine der ersten Interessenverbände ins neue Politjahr. Gestern baten die Bauern die Medienschaffenden nach Worb. Und dort, am Rande der Bundesstadt, erklären sie das Jahr 2020 auf einem Schweinemastbetrieb zu nichts Geringerem als dem «Schicksalsjahr für die Bauernfamilien».«Wir haben auf der einen Seite die radikalen Forderungen der Initiativen ‹Für sauberes Trinkwasser› und ‹Für eine Schweiz ohne synthetische Pestizide›», liess sich Bauernpräsident Markus Ritter zitieren. «Mit denen würde die Schweizer Landwirtschaft auf den Kopf gestellt.» Die Vorlagen seien schlicht überflüssig und überholt, so der St. Galler Biobauer und CVP-Nationalrat. Schliesslich könnten die Konsumenten den Anbau doch schon heute eins zu eins steuern.«Nur gerade mal zwölf Prozent» der gekauften Produkte seien jedoch bislang Bio. Würden die Initiativen an der Urne angenommen, werde dies nicht einfach zu mehr Bio-Absatz führen, sondern die Produktion ins Ausland verlagern, warnte Markus Ritter.Dabei sei die Schweizer Landwirtschaft bereits heute «eine Pionierin in Sachen umwelt- und tierfreundliche Produktion», wie der Schweizer Bauernverband in einer Mitteilung festhält. Das wolle sie auch in Zukunft bleiben und daran arbeite sie kontinuierlich.Gerade die Initianten der zwei kritisierten Initiativen aus Natur- und Umweltschutzkreisen – aber auch die Kleinbauern – halten dem Bauern-Präsidenten entgegen, dass die Landwirte in diesem Land durchaus mehr machen können für die Umwelt.Nebst der Innenpolitik – allen voran die Agrarpolitik 22+, deren Botschaft im neuen Jahr vom Bundesparlament verabschiedet werden wird – respektive deren Folgen aus dem Ausland fürchten die Bauern aber auch konkret den ausländischen Druck. Hauptstichwort dazu ist laut Bauernverband das letzten Sommer vom Bundesrat fertig ausgehandelte Freihandelsabkommen mit den südamerikanischen Mercosur-Staaten.Hier halte die offizielle Schweiz offenbar «wenig von Nachhaltigkeit und Tierschutz», kritisierte der Bauernpräsident einmal mehr. Es sei absehbar, dass das «Kunststück» von Nachhaltigkeit und gleichzeitig steigender Wirtschaftlichkeit nicht aufgehen könne. Markus Ritters Forderung: «Die Schweiz – und damit der Bundesrat als oberste Instanz – muss sich für eine klare Strategie entscheiden.» Nur dann, verspricht Ritter, könnten auch die Bauernfamilien für die Marktöffnung mitgezogen werden.

Abo Aktion schliessen
News aus der Region?

Alle Geschichten, alle Bilder

... für nur 12 Franken im Monat oder 132 Franken im Jahr.