Rhesi 23.02.2023

Rhesi-Modellversuchsanlage brachte wertvolle Erkenntnisse

Ende 2022 wurden die Modellversuche zum Hochwasserschutzprojekt Rhesi abgeschlossen. Die Projektverantwortlichen gewannen wertvolle Erkenntnisse. Zudem besuchten rund 16’000 Personen die Versuchshalle in Dornbirn und informierten sich über das Projekt.

Von pd
aktualisiert am 23.02.2023

Während vier Jahren führte die internationale Rheinregulierung wasserbauliche Modellversuche in einer 4700 Quadratmeter grossen Industriehalle in Dornbirn durch. An einem 100 Meter langen Modell des Rheins haben die Projektverantwortlichen die Entwicklung der künftigen Flusssohle untersucht. Dafür wurden die fünf Kilometer langen Abschnitte Widnau bis Höchst und Oberriet bis Koblach im Modell im Massstab 1:50 nachgebaut.

Neue Erkenntnisse

Die Modellversuche dienten dazu, die Planung des Hochwasserschutzprojekts Rhesi zu optimieren. Durchgeführt und wissenschaftlich begleitet wurde die Versuchsreihe von der Versuchsanstalt für Wasserbau, Hydrologie und Glaziologe der ETH Zürich im Auftrag der internationalen Rheinregulierung.

Projektleiter Bernhard Valenti zeigt sich zum Abschluss äusserst zufrieden mit den Ergebnissen der Versuche: «Beide Modellabschnitte, Widnau bis Höchst und Oberriet bis Koblach, haben die gute Qualität der bisherigen Planungen bestätigt. Im Modell haben sich Kies- und Sandbänke sowie Eintiefungen dort gebildet, wo dies gemäss unseren Berechnungen erwartet wurde.» Laut Valenti konnten auch wichtige neue Erkenntnisse gewonnen werden: 

Damit der Rhein bei Aufweitungen in die Breite geht, sind Initialmassnahmen erforderlich. Das Modell hat uns hier sehr gut aufgezeigt, welche Massnahmen am effektivsten und schnellsten zum Ziel führen.

Nun wisse man, wie der Abschwemmungsprozess am besten funktioniert.

Brückenpfeiler: Gut gesichert und gespart

Ein weiteres Hauptaugenmerk der Modellversuche lag auf der Sicherung der Ufer und der Brückenpfeiler. Auf der 26 Kilometer langen Projektstrecke gibt es neun Brücken mit insgesamt 47 Brückenpfeilern. Diese stehen nach der Umsetzung des Hochwasserschutzprojekts teilweise nicht mehr im Rheinvorland sondern im Flussbett und müssen anderen Belastungen standhalten als heute.

Ursprünglich war geplant, die Brückenpfeiler mittels Bohrpfählen vor Eintiefungen zu schützen. Die Modellversuche in Dornbirn und an der TU Wien haben jedoch gezeigt, dass die Pfeilersicherung mit einem Blockteppich aus Wasserbausteinen einen ebenso guten Schutz erzielt und darüber hinaus rund 30 Millionen Franken gespart werden können.

Auch bei den Wasserbausteinen für die Ufersicherung konnte der Bedarf optimiert werden. Durch die Versuche in Dornbirn und an der ETH Zürich wurde nachgewiesen, dass die Steingrössen minimiert werden können – eine wertvolle Erkenntnis mit ebenfalls einem positiven Effekt auf die späteren Baukosten. Derzeit werden die Abschlussberichte zu den Modellversuchen verfasst. Die Ergebnisse fliessen aber bereits jetzt in die laufende Planung ein.

Modellversuche als Besuchermagnet

Führungen durch die Modellversuchshalle waren bei der Bevölkerung, bei Vereinen und Firmen äusserst beliebt. Auch wenn die Halle aufgrund der Corona-Pandemie zweimal über längere Zeit für Besucherinnen und Besucher geschlossen werden musste, sahen sich rund 16'000 Personen das Modell an und informierten sich vor Ort über das Hochwasserschutzprojekt Rhesi.

Virtuelle Tour

Anfang Januar wurde die Anlage rückgebaut. Dank Virtual Reality bietet sich Interessierten aber weiterhin Gelegenheit, sich die Versuchsanlage anzuschauen. Egal ob am Desktop, Mobiltelefon oder mit der VR-Brille: die virtuelle Tour durch das Modell bietet viele zusätzliche Informationen zu den Versuchen und zum Projekt Rhesi.

Die VR-Tour kann unter folgendem Link aufgerufen werden: https://my.vreality360.at/de/tour/rhesi-modellversuchshalle


Über das Hochwasserschutzprojekt Rhesi

Das Projekt Rhesi (www.rhesi.org) hat die Verbesserung des Hochwasserschutzes am unteren Alpenrhein zum Ziel. Die Abflusskapazität des Rheins wird über die gesamte Länge der Internationalen Strecke (Rheinkilometer 65 bis 91) von 3100 auf 4300 m³/s erhöht. So schützt das Projekt Rhesi im St. Galler und Vorarlberger Rheintal den Lebensraum und die Arbeitsplätze von rund 300'000 Menschen sowie Infrastruktur im Wert von rund elf Milliarden Franken.

Projektträgerin Internationale Rheinregulierung

Mit einem Staatsvertrag von 1892 zwischen Österreich und der Schweiz wurde die Internationale Rheinregulierung (www.rheinregulierung.org) ins Leben gerufen. Seit über 130 Jahren ist die zweistaatliche Organisation im Auftrag der beiden Länder für den Hochwasserschutz auf der Rheinstrecke zwischen der Illmündung und dem Bodensee verantwortlich. Die Führung der Internationalen Rheinregulierung obliegt der Gemeinsamen Rheinkommission.

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