Bei bestem Wetter und vor rund 8500 Fans ging die Schweizer Bergmeisterschaft los. Sie bot interessante Zweikämpfe, neue Klassenrekorde sowie ein neuer Streckenrekord. Das Bergrennen im Toggenburg feierte so sein Zehn-Jahr-Jubiläum.
Mit dem neuen Streckenrekord von 51,7 Sekunden donnerte der Berner Marcel Steiner im LobArt Helftec Honda-Sportwagen die 1,758 Kilometer kurze Strecke hoch. Damit unterbot «The Magic» Steiner den Streckenrekord, den der amtierende Schweizer Meister Eric Berguerand im Lola Formel 3000 aufgestellt hatte, um 1,2 Sekunden. «Bergkönig» Berguerand selbst riskierte zu viel, um diesen neuen Rekord bereits im ersten Lauf zu schlagen. Auf einer Bodenwelle vor dem Rütelirank – einer Kehre um fast 180 Grad – brach der Lola nach links aus, und beim Einschlag knickte die rechte Vorderradaufhängung ein.
«Eigentlich wollte ich das Onboard-Video von Steiners Fabelzeit studieren, um ihn eventuell im zweiten Lauf schlagen zu können. Doch ich musste das Auto reparieren», sagte Eric Berguerand. Fertig wurde der Walliser Garagist aus Charrat bei Martigny damit erst eine halbe Minute vor dem Vorstart zum zweiten Lauf. «Bergus» sicherte sich mit zwei soliden Läufen über 53,94 und 52,46 Sekunden den zweiten Gesamtrang.
Rheintaler Sieg in der Kategorie der Historischen
Neun Fahrer aus dem Rheintal und der näheren Umgebung waren am Start. Der Altstätter Altmeister Armin Buschor fuhr seinen überbreiten Heidegger BMW 320 in der Gruppe H – das H steht für «historisch» – zum Sieg. Sein Flügelmonster mit dem grossen Heckflügel ist an den Bergrennen eine Rarität. Es war das offizielle Werksauto des Luzerners Walti Brun, der damals in der deutschen DRM in der Gruppe 5 am Start stand.
Die DRM (Deutsche Rennsport-Meisterschaft) war der Vorläufer der heutigen beliebten DTM, der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft, und war neben der Formel 1 eine der bekanntesten Serien. Rennleiter war Jochen Neerpasch, der wenig später die BMW-M1-Procar-Serie als Rahmenprogramm der Formel 1 gründete. Im baugleichen BMW 320 fuhr damals das BMW-Junioren-Werksteam mit dem späteren Formel-1-Fahrer Marc Surer, dem unvergessenen Manfred Winkelhock und dem Amerikaner Eddie Cheever.
Ein Podestplatz und einige, die ihn knapp verpassten
Mit Rang drei erreichte mit Bruno Keller aus Widnau ein weiterer Rheintaler das Podest. Der CNC-Mechaniker fuhr einen BMW Compact des Racing-Teams Eichmann in der Kategorie E1 2500 – 3000 ccm.
Über 3500 ccm fuhr Markus Röckl aus Lutzenberg auf Rang vier. Dem Vorderländer gelangen im Flügel-Audi 80 S2 zwei starke Zeiten, fürs Podest reichte es aber nicht – auch, weil er im dritten Lauf ausfiel. Der Buchser Werner Schlegel gehört zum ACFL Auto-Club Fürstentum Liechtenstein. Er fuhr seinen bärenstarken Mitsubishi Lancer EVO VIII auf Platz fünf.
Haarscharf am Podest vorbei fuhr der zweifache Vize-Schweizer-Meister Thomas Frei aus Diepoldsau. Er ging mit seinem Opel Kadett C GT/E 8V im Interswiss bis 2000 ccm an den Start. Sein Rivale Jürg Ochsner fuhr in der Addition der zwei schnellsten Läufe im überlegenen Opel Kadett C GR/E 16V die exakt gleiche Zeit. Das Reglement legt jedoch fest, dass bei gleichen Zeiten der schnellere zweite Lauf zählt – in diesem patzte Thomas Frei im schneeweissen Kadett. Frei ist aber der Einzige, der mit einem 8-Ventiler die Fahrer in den stärkeren 16V-Wagen ärgern kann. Am 23. und 24. September möchte der Diepoldsauer auch am internationalen Bergrennen in St. Agatha in Oberösterreich starten.
Kellenberger stark, Jenni mit Glück im Unglück
Hinter Thomas Frei erreichte der selbstständige Unternehmer René Leutenegger den fünften Rang. Der Walzenhauser war in einem Opel Kadett C GT/E 16V unterwegs. Und der Fahrer vom Racing Team Eichmann gab sich kämpferisch: «Eigentlich wollte ich zwei hohe 1,03er-Zeiten fahren. Doch an diesem Wochenende wollte es einfach nicht so. Aber meine Zeit kommt noch», sagte er.
Immer besser kommt der Auer Carrosseriespengler Beat Kellenberger in seinem Renault Clio Maxi zurecht. In der wohl bestbesetzten Kategorie Interswiss erreichte er Rang 16. Harry Eberle, Werkstattchef der Carrosserie Good in Buchs, fuhr in der höheren Kategorie Interswiss bis 2500 ccm im roten Opel Kadett C 16V auf Platz fünf. In der Wertung der Bergrennfahrer belegt Eberle einen der vordersten Plätze.
Glück im Unglück hatte Willi Jenni aus Heiden, Inhaber von Autospenglerei und Spritzwerk Jenni in Grub AR. Nach fabelhafter Zeit im ersten Lauf brannte das Heck seines Porsche 997 Cup. «Irgendwo ist vermutlich Benzin auf den heissen Kat gelaufen, der dann inwendig verbrannte. Auch die Stossstange und der Heckdeckel sind verbrannt. Darum konnte ich im zweiten Lauf nicht starten und im dritten habe ich keine gute Zeit erreicht», sagte ein sichtlich enttäuschter Willi Jenni. In der Kategorie Interswiss über 2500 ccm fuhr er mit Rang vier knapp am Podest vorbei.
Das nächste Bergrennen der Schweizer Meisterschaft findet am 8. und 9. Juli statt. Austragungsort ist dann Massongex im Bezirk Saint-Maurice des französischsprachigen Teils des Kantons Wallis.