Sie gelten als Helden der Nacht – Pistenbullyfahrer stellen in der Wintersaison in den Skigebieten sicher, dass Skifans am Tag bestpräparierte Pisten runterflitzen können. Einer dieser Helden in Savognin, die täglich 80 Pistenkilometer präparieren, ist Remo Müggler aus Thal.
Der 26-Jährige arbeitet seit Mitte Dezember in seiner sechsten Saison im Skigebiet. Am Ostermontag ist Schluss, und er kehrt zurück ins Rheintal und zu seinem Sommerjob als Hochbauzeichner. Im Interview erzählt er von seinem Hobby, das zu seinem Saisonberuf wurde.
Du beginnst dann zu arbeiten, wenn Skigäste ins Bett gehen. Wie kann man sich deinen Arbeitstag vorstellen?
Remo Müggler: Um 16 Uhr fahren wir mit der Gondelbahn hoch und besprechen, was Spezielles gemacht werden muss und wer welche Piste präpariert. Ich fahre mit einem Pistenbully, der mit einer Seilwinde ausgestattet ist, und präpariere deshalb die eher steileren Pistenabschnitte. Um 20 Uhr essen wir zusammen Znacht in einem Bergrestaurant. Anschliessend präparieren wir die restlichen Pisten. Zwischen 1 Uhr und 3 Uhr geht es mit der Gondel zurück ins Tal.
Gibt es Ausnahmen?
Bei Schneefall und Wind beginnen wir erst am Morgen früh mit der Arbeit. So können wir den Neuschnee andrücken und Schneeverwehungen verteilen.
Ist es nicht jeden Tag dasselbe, Pisten zu präparieren?
Im Gegenteil. An Tagen mit vielen Gästen oder wenn es wärmer ist, werden die Pisten bucklig – und der Schnee muss zuerst mit dem Pflug verteilt werden. Bei tieferen Temperaturen ist der Aufwand viel kleiner, dann kann die Piste direkt mit der Fräse hergerichtet werden. Auch die Schneebedingungen sind immer wieder verschieden – mal liegt frischer Pulverschnee, mal Sulz, mal gefrorener Sulz oder es ist einfach eine griffige Piste.
Musstest du eine spezielle Ausbildung absolvieren?
Zum Fahren benötigt man lediglich die Autoprüfung und einen zweitägigen Kurs. Der Umgang mit dem Schild an der Front, welcher auf zwölf Wege bewegt werden kann und fortlaufend dem Untergrund angepasst werden sollte, benötigt doch einiges an Übung. Auch die unterschiedlichen Einstellungen der Fräse am Heck für eine perfekte Pistenoberfläche und allgemein der Ablauf der Präparation ist nicht nach einer Woche gelernt.
Woher rührt die Faszination?
Mir gefällt die Arbeit draussen bei Wind und Wetter. Auch die starken Maschinen mit der ganzen Technik und die Infrastruktur am Berg mit der Schneeanlage und den Bergbahnen interessieren mich. Und natürlich die schönen Sonnenuntergänge.
Und was ist das Beste an deinem Job?
Da wir in der Nacht arbeiten, kann man bei Tageslicht dem Hobby nachgehen. Zudem ist es jede Nacht eine neue Herausforderung, eine möglichst perfekte Piste für den Wintersport zu präparieren.
Wie hast du den Winter mit so wenig Schnee erlebt?
Der Aufwand war um einiges grösser, da wir an zahlreichen Orten Schnee auf die Pisten schieben mussten, um dort einen Skibetrieb zu ermöglichen. Zudem mussten wir auf den Pisten den Schnee öfter verteilen, um apere Stellen zu vermeiden. Für mich als Pistenbullyfahrer war es bestimmt der schneeärmste Winter, aber auch von Einheimischen hörte man, dass noch nie so wenig Schnee lag im Februar. Von den Gästen hörte man nur Gutes. Vielleicht waren sie auch froh darüber, ohne schlechtes Gewissen den Nachmittag auf der Sonnenterrasse verbringen zu können.
Konntest du trotzdem deine geleistete Arbeit bei einem Skitag geniessen?
Am liebsten fahre ich morgens auf den frisch präparierten Pisten. Da dies jedoch wenig Schlaf bedeutet, bin ich nicht so oft auf den Skiern unterwegs. Die Sonne geniesse ich gerne auf der Loipe oder bei anderen Aktivitäten in der Natur.