28.08.2022

Rheineck setzt in der 4. Liga ein Ausrufezeichen

Dass der FC Rheineck Ambitionen hegt, hat der Verein bereits zu Beginn der Saison medial verkündet. Der FC Heiden bekam dies am zweiten Spieltag auf  dem Platz zu spüren: Die Rheinecker gewannen das Derby mit 5:0.

Von Lukas Alder
aktualisiert am 02.11.2022
Just im Moment, als Heiden das Spiel besser in den Griff bekam und offensiv aktiver wurde, luden die Vorderländer die Hausherren zum Toreschiessen ein. Dies, indem sie ihren Torhüter Angelo Sturzenegger mittels eines Rückpasses etwas gar arg in Bedrängnis brachten. Joshua Braun konnte dessen missglückten Abschlag unter Kontrolle bringen und aus grosser Distanz im verwaisten Heiden-Tor zum 3:0 unterbringen.Da davor schon Nderim Bektashi (9.) und Taras Zinko (19.) für den FCR erfolgreich waren, konnte dieser Treffer als Vorentscheidung verbucht werden. Die Gäste blieben vor allem in der Startphase vieles schuldig und kamen kurz vor dem dritten Gegentor zur besten Chance. Michael Müller scheiterte jedoch nach 29 Zeigerumdrehungen vor und an FCR-Schlussmann Yves Hüttenmoser.Rheinecker Tugenden entscheiden das DuellDie Hausherren hatten das Spiel im Griff, liessen sich aber immer wieder auf Diskussionen mit dem Unparteiischen ein – und liessen die Emotionen auch untereinander hochkochen. Es spricht aber für die Mannschaft von Marcel Küng, dass sie solche Situationen auf dem Platz aktiv angeht und abstellt – wie im Fall einer Meinungsverschiedenheit von Joshua Braun und Senad Krasniqi, die Andy Rodrigues aktiv schlichtete.Fussball spielten die Rhein­ecker danach auch wieder, und dies sehr ordentlich. Auch wenn sie im zweiten Durchgang phasenweise etwas gar viel Tempo rausnahmen, reichte es am Ende doch noch für zwei Tore. Zunächst traf  Bektashi in der 56. Minute zum 4:0, ehe der unterdessen 39-jährige Lapp in der Nachspielzeit den Schlusspunkt setzte. Auch der Treffer des Rheinecker Urgesteins kann als FCR-Tugend verbucht werden, trifft er doch seit Jahren fleissig und zuverlässig in der 4. und 5. Liga für seine Farben. Dass Heidens Viktor Kovacevic in Minute 69 mit einem Lattenschuss dem Ehrentreffer am nächsten kam, verkam schon fast zur Randnotiz.Tabellarische Gegensätze schon nach zwei RundenMit dieser deutlichen Pleite rutscht Heiden an das Tabellenende, während die Städtli-Elf an der Tabellenspitze thront. Dass die Rangliste nach zwei Spiel­tagen noch keine Aussagekraft hat, wissen sie sowohl in Heiden wie auch in Rheineck.Und doch ist es verständlich, dass die Rheinecker ihre Platzierung halten möchten. Die Chance dazu haben sie am Freitag in Eschen, ehe Heiden einen Tag später im Heimspiel gegen die Reserven von Au-Berneck unbedingt erstmals in dieser Saison punkten möchte.Küng und der Reiz der HerausforderungWer mit Marcel Küng spricht, dem fliegt das Wort «Heraus­forderung» früher oder später um die Ohren. Der 50-jährige Rhein­ecker Übungsleiter, der Anfang 2000er-Jahre nachhaltig Spuren als Sportchef und Trainer in Herisau hinterliess und beruflich als Marketingmanager tätig ist, kehrte im Frühjahr 2022 zurück auf die Stapfenwis. Dies, nachdem er die Unterrheintaler zuvor bereits in der 2. Liga regional betreut hatte.Die Breite kann ein Fluch und ein Segen seinDass nach einer Saison wie der letzten – Rheineck wurde in die 4. Liga durchgereicht – die Spieler nicht vor Selbstvertrauen strotzen, ist nachvollziehbar. An dieser Schraube musste Küng als Erstes drehen. «Wir haben in der letzten Saison 20-mal verloren», sagt er, «da ist es selbsterklärend, dass wir an der Basis ansetzen mussten.»[caption_left: Rheineck-Trainer Marcel Küng.]Wir, das sind er und sein Co-Trainer Jean-Luc Lapp sowie das Team, das im Sommer aus einem Zusammenschluss der ersten und der zweiten Mannschaft neu formiert wurde. «Die Spieler vom ‹Zwei› brachten einen neuen Geist ins Team, der uns sichtlich gut tut», so Rhein­ecks Trainer, dessen Kader 33 Spieler zählt. Ein Luxus? Küng sieht es nüchterner. «Natürlich habe ich mehr Möglichkeiten, es ist aber auch eine Herausforderung, alle Spieler bei Laune zu halten.» Grund sind nebst der fehlenden Reserve auch die A-Junioren, die im Verbund mit Staad im Sommer aufgelöst werden mussten. Ob ihm dies gelingen wird, wird die Saison zeigen.Langfristig zurück in die 3. Liga mit Rheineck?Dass die Mannschaft den Aufstieg will, ist an diesem Nachmittag spürbar. Sie setzt Heiden von der ersten Minute an unter Druck und führt nach 34 Minuten mit drei Toren Differenz. Dennoch geraten sich Joshua Braun und Senad Krasniqi kurz vor der Pause verbal in die Haare, sodass Captain Andy Rod­rigues schlichtend eingreifen muss. «Senad, konzentrier dich auf den Fussball», sagt Rhein­ecks Spielführer deutlich.Es war eine Szene, die der an der Seitenlinie sitzende Küng registriert hat. «Wir müssen schauen, dass wir uns nicht selber Steine in den Weg legen.» Es ist eine der Herausforderungen, die Küng kurzfristig zu lösen hat. Mittel- bis langfristig soll die Rückkehr und Etablierung in der 3. Liga folgen. Dass Marcel Küng die Arbeit nicht scheut, muss man ihn nicht fragen. Das merkt man.Trainerlegende auf  HeimatbesuchDie Begründung für sein Erscheinen, er suche Talente für PAOK Saloniki, nahm ihm an diesem Nachmittag auf der Stapfenwis niemand ab. Dass Elef Mistridis neben Heidens Trainergespann Platz nahm, hatte einfachere Gründe.[caption_left: Elef Mistridis nahm neben der Heiden-Bank Platz.]Der kürzlich nach Griechenland ausgewanderte Ex-Trainer von Heiden und Rheineck II (und weiteren Rheintaler Teams) ist auf Besuch in der Heimat. Und wo wäre dies passender als auf den Fussballplätzen der Region, wenn notabene zwei seiner ehemaligen sportlichen Heimaten aufeinandertreffen? Wie heisst es so schön: Zu Hause ist es immer noch am schönsten!

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