16.04.2019

Rheinaufweitung: Verein wehrt sich

Engagierte Koblacher haben den Verein Rhein Sicherheit Natur (RhesiNat) gegründet, der mittlerweile etwa 150 Mitglieder zählt. Ihrer Meinung nach schiesst das geplante Rhesi-Projekt übers Ziel hinaus.

Von Kurt Latzer
aktualisiert am 03.11.2022
An der Ehbachbrücke in Koblach sind die RhesiNat-Vorstandsmitglieder Norbert Bolter, Othmar Amann, Bernhard Heinzle und Benedikt Bolter wie vereinbart eingetroffen. Einen Vereinspräsidenten oder Obmann brauchen sie nicht, die Stimme jedes Vorstandes zählt gleich viel.Beim Augenschein zwischen dem Ehbach und der Frutzmündung machen sie deutlich, wo sie der Schuh drückt. Das haben die Männer auch am Informationsabend getan, zu dem RhesiNat am 19. März in Koblach eingeladen hatte. «Wir sind alles ältere Semester», sagt Vereinssprecher Norbert Bolter, «wir setzten uns nicht für unsere, sondern für die kommenden Generationen ein.» Der Verein hat weder etwas gegen mehr Hochwassersicherheit noch gegen ökologische Aufwertungen. Wichtig sei es ihnen, aufzuzeigen, dass Alternativen zum vorliegenden Rhesi-Projekt möglich und nötig sind.Der Verein setzt sich für eine ökologische Aufwertung des Rheins zwischen Meiningen und Koblach innerhalb der bestehenden Hochwasserdämme ein. Damit kann man nach Ansicht des Vorstandes nicht nur sehr viel Landwirtschaftsfläche erhalten, sondern mindestens 100 Mio. Euro sparen.Bevölkerung falsch informiertVon den Planern und der politischen Seite wird immer wieder ins Feld geführt, ohne Aufweitung mit Dammabrückung zwischen Koblach und Meiningen sei das Gesamtprojekt nicht genehmigungsfähig. Rhesi-Projektleiter Markus Mähr betonte nach dem Infoabend von RhesiNat am 19. März, ohne die Dammabrückung habe das Projekt keine Chance auf Genehmigung. Man habe viele Alternativen geprüft, die jetzige Variante habe sich als die beste gezeigt.«Das stimmt nicht, die Bevölkerung wurde falsch informiert», sagt Norbert Bolter. Keine der gesetzlichen Vorgaben verlange zur Verbesserung der ökologischen Situation am Rhein zwingend die Umsetzung des sogenannten Trittsteinkonzeptes: «Nicht die Bestimmungen im österreichischen Wasserbaugesetz, noch im Schweizer Wasserbau- und Gewässerschutzgesetz oder in der Wasserrahmenrichtlinie der EU», sagt der Vereinssprecher. Wie sich Hochwasserschutz und ökologische Aufwertung vereinen lassen, zeigt sich RhesiNat zufolge am Beispiel der Rhein-Aufweitung Chur Felsberg oder in Mannheim. «Das Entscheidende bei den Aufweitungen ist, die Struktur des Gerinnes und damit eine geschlossene Flussströmung zu erhalten», sagt Norbert Bolter.An beiden Orten seien die ökologischen Massnahmen längs zum Fluss und nicht in die Breite gebaut worden. Bernhard Heinzle: «Die Art Aufweitung, die wir vorschlagen und die den gesetzlichen Bestimmungen entspricht, wird in Chur als Bereicherung der Flusslandschaft und der gesamten Umgebung bezeichnet.»Auf dem Weg von der Ehbachbrücke zur Frutzmündung zeigt sich: Für die Aufweitung der bestehenden Hochwasserdämme wären grosse Eingriffe in die Natur nötig.Ökoflächen für ökologische Aufwertung vernichtenSo würde beispielsweise der Ehbach zugeschüttet und der Mündungsbereich der Frutz auf Rhein-Solen-Niveau abgegraben. «Die Gegend Rhein – Frutz – Ehbach ist ein über Koblach hinaus sehr beliebtes Naherholungsgebiet», sagt Othmar Ammann.Um Platz für den neuen Ehbach und die Hochwasserdämme zu schaffen, müsste ein mehrere Hektaren grosser Wald gerodet werden. «Auch der Lebensraum entlang des heutigen Ehbachs mitsamt dem Windschutzgürtel ginge verloren, zudem Biotope mit seltenen Pflanzen und einer artenreichen Vogelwelt», sagt Norbert Bolter. Um das Aufstauen des Ehbachs im Falle eines Rheinhochwassers zu verhindern, könnte man auf der Höhe der Ehbachbrücke den erforderlichen Verschluss bauen und das Bachwasser in den Rhein pumpen. Die Wahl dieses Standortes führe zu einer starken Reduktion der Bauzeit, der Baukosten und der Umweltbelastung.Zulauf über die Gemeinde Koblach hinausGerade weil sich der Verein RhesiNat nicht generell gegen das Projekt Rhesi stellt, ist der Zulauf gross. Benedikt Bolter: «Wir haben vorwiegend Mitglieder aus Koblach, allerdings auch viele aus anderen Rheingemeinden bis ins Mündungsgebiet.» Ein weiteres Potenzial, mehr Abflussvolumen zu schaffen, sieht Benedikt Bolter mit einem konsequenten Abtrag von angelandetem Material. Das haben die Vertreter der Internationalen Rheinregulierung (IRR) seiner Meinung nach versäumt. «Im Staatsvertrag, der 1955 in Kraft trat, werden die Staaten verpflichtet, Veränderungen in den Vorländern und des Durchflussquerschnitts zu verhüten oder zu beheben», sagt Benedikt Bolter.Von der Grenzbrücke Koblach – Montlingen aus ist der Höhenunterschied zwischen Auflandung und bereits abgetragenem Material deutlich zu sehen.In den nächsten Tagen wird der Verein RhesiNat beim Land Vorarlberg vorstellig, am Freitag, 26. April, um 19 Uhr stellt der Verein seine Power-Point-Präsentation im Pfarrsaal in Meiningen vor.

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