28.07.2021

Restaurierung bringt mehr Respekt

Wandmalereien des Künstlers Heinrich Herzig (1887 – 1964) im Schulhaus der Oberstufe werden derzeit restauriert.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 03.11.2022
Ausgeführt wird die Arbeit von Othmar Spirig und seiner Praktikantin. Die junge Frau mit einem Bachelor der ETH Zürich hat mit dem Künstler zufällig etwas gemeinsam: Auch sie ist Bürgerin von Walzenhausen.Herzig ist derzeit wieder im GesprächRestaurator Spirig, der gut zehn Jahre in Au zubrachte und schon dort eine Werkstatt betrieb, ist seit 23 Jahren in Rheineck zu Hause und hat seit 2014 «zmittst im Städtli» seine Werkstatt mit angegliedertem Ladenlokal. Unter den hier immer wieder stattfindenden Ausstellungen war auch die eines bekannten Quartetts: Vor gut zwei Jahren zeigte Spirig Werke von August Rausch, Erwin Müller, Frieda Martha – und eben Heinrich Herzig. In jüngster Zeit, sagt Spirig, sei Herzig wieder präsenter, nachdem in den letzten zwei, drei Jahrzehnten leider mehrere seiner Werke unwiederbringlich verschwunden seien. Aktuell ist (mindestens noch bis zum Sommerferienende) eine Herzig-Ausstellung im Herzig-Stübli des Restaurants «Hecht» im Gange. Zudem ist das Restaurant für einige Monate mit Herzig-Bildern dekoriert.[caption_left: Dieses schöne Wandbild be­findet sich im Pflegewohnheim Thal-Rheineck in Thal.]In Rheinecks Fischmeile ist dem Rheinecker Ehrenbürger der erste Fisch gewidmet; er befindet sich beim von Herzig bemalten Rhytor. Ein weiteres, öffentlich zugängliches Wandbild des Rheinecker Malers, Zeichners und Grafikers ist im Pflegewohnheim Thal-Rheineck in Thal zu sehen. Es befindet sich im zweiten Stock des Treppenhauses und weist 1955 als Entstehungsjahr aus.Bild dürfte einst die ganze Wand ausgefüllt habenIm Untergeschoss des Oberstufenschulhauses ist ein grosser Teil der langen Wand mit Werken von Heinrich Herzig versehen. Othmar Spirig geht davon aus, dass die Wand einst durchgehend bemalt war.[caption_left: Die Arbeiten am Wandbild erstrecken sich über die ganze Ferienzeit. Ein grosser Teil ist schon erneuert worden. Die Sujets stammen aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs; links ist Gaissau zu sehen.]Ein Indiz hierfür kommt zum Vorschein, wenn die Tür vor dem Verteilerkasten geöffnet wird. Im Schrank ist ein Herzig-Fragment versteckt. Es lässt den Schluss zu, dass die Wand links daneben früher wohl nicht weiss gewesen, sondern auf ihr ein liegender Soldat abgebildet war.Die Sujets der Wandmalereien deuten darauf hin, dass der Künstler während des Zweiten Weltkriegs den im Schulhaus einquartierten Soldaten eine Freude machen und ihren tristen Alltag künstlerisch etwas aufhellen wollte. Der Restaurator hat die Werke Herzigs lieb gewonnen.Er war auch mit der Aufgabe betraut, die über 150 Herzig-Werke, die der Stadt gehören, instand zu stellen. Zum überwiegenden Teil waren das kleine Arbeiten, aber einzelne Bilder waren auch etwas aufwendiger zu restaurieren. Nun freut sich Othmar Spirig über die Erhaltung der Wandbilder im Schulhaus. Ihr Zustand habe die Restaurierung als wirklich dringend erscheinen lassen.Künstlers Technik wird möglichst übernommenDass die Malereien schon bald wieder frisch und sauber wirkten, habe einen bedeutsamen Nebeneffekt: Einem neu wirkenden Bild werde tendenziell mehr Respekt entgegengebracht als einem zerfallenden Werk, von dem die Farbe abblättert.Bei der Restaurierung werde natürlich die vom Künstler angewandte Technik möglichst übernommen und versucht, dem Pinselstrich Heinrich Herzigs gerecht zu werden. Othmar Spirig freut sich über die Berichterstattung in der Zeitung und bemerkt: «Der Steuerzahler soll sehen können, wofür das Geld verwendet wird.»

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