Kurt Latzer«Wertschätzung, Achtung, Anerkennung und Toleranz sind die unverzichtbare Basis für ein friedvolles Zusammenleben», sagte Reto Friedauer, Gemeindepräsident von St. Margrethen, gestern an der Eröffnung des «Respect Camp». Respekt habe mit Achtung und Höflichkeit gegenüber den Mitmenschen zu tun, achte die Privatsphäre anderer Menschen. Weiter gehöre dazu, Konflikte gewaltfrei auszutragen, keine Ausgrenzung oder Mobbing zu betreiben.Das «Respect Camp» ist eine Zeltstadt mit unterschiedlichsten Stationen zu den Themen Gewaltlosigkeit und Toleranz. Für das spezielle Zeltlager haben sich über 40 Schulklassen angemeldet. Leiterin des Lagers ist Eveline Degani von der Animationsstelle kirchliche Jugendarbeit (akj) Rorschach. Wie die zertifizierte Trainerin für gewaltfreie Kommunikation kurz vor Mittag sagte, habe es bereits einige sehr aufschlussreiche Gesprächsrunden gegeben. Am meisten hätten sie Jugendliche beeindruckt, die ihre Probleme mit dem «Ausländersein» schilderten.«Die ausländischen Jugendlichen leiden sehr darunter, nicht akzeptiert zu werden. Die Schulsozialarbeit leistet da Hervorragendes», sagte Evelin Degani. Ein Beispiel für gelebten Respekt lieferte am Rande des Camps ein Oberstufenlehrer. «Heute Nachmittag ist hier auf den Rheinauen CS Cup. In der Vorbereitungszeit wollte man diesem Sportanlass eine Absage erteilen, weil es zeitlich mit dem Respect Camp zusammenfiel.» Nach seiner Intervention habe man entschieden, zeitgleich beide Veranstaltungen durchzuführen.Für den Besucher interessant zu erleben war: Alle angesprochenen Jugendlichen wissen sehr wohl, was unter Respekt zu verstehen ist, besser gesagt wäre. Nur alle damit zusammenhängenden Erfordernisse zu erfüllen, gelingt den wenigsten. An den einzelnen Posten hatten die Jugendlichen die Gelegenheit, Alltagserfahrungen einzubringen und sich darüber mit Coaches und Teilnehmenden zu unterhalten. Sehr aufschlussreich war der Auftritt einer Schülergruppe im Zelt, wo das Gewalt-Thermometer stand. Der Gründer des «Respect Camp», Urs Urech, forderte die Jugendlichen auf, kürzlich erlebte Auseinandersetzungen in Rollenspielen nachzustellen. Das sich in die Rolle des Kontrahenten zu versetzen ist das eine. Von einer fremden Person das eigene Verhalten vorgehalten zu bekommen, ist ganz etwas anderes.Diese Erfahrung hat bei den Jugendlichen besonders Eindruck hinterlassen. Ein böses Emoji, auf eine Metallplatte gemalt, darüber die Aufschrift «Frustabbau»: An diesem Posten hatten die Jugendlichen Gelegenheit, die Ursache ihres Ärgers auf einen Teller zu schreiben und danach an die Wand zu werfen. Erstmals vor Ort war der Bus des «Powerup Radio» der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi. Auf 94,2 MHz kann man Livebeiträge aus dem St. Margrether Camp hören, im Internet unter www.powerup.ch. Die Veranstaltung ist ein Gemeinschaftsprojekt der Fachstelle für Integration Rheintal, der St. Margrether Kirchen, von Jugendarbeitenden, Gemeinden, akj, Integrationskommission und «Powerup Radio».