1984 kam Renate Lüchinger nach Widnau. Die Kobelwälderin spielte in Bad Ragaz in der Nationalliga A und hatte gehört, dass es im Rheintal jetzt auch ein Frauenteam gibt.
Renate verliebte sich in Peter Sonderegger, der im FC ein Faktotum ist, und den alle nur «Fip» nennen. Zusammen gründeten sie eine Dynastie, ihre Söhne und die Tochter spielten auch beim FC Widnau, der im Volksmund auch mal «FC Sonderegger» hiess. Die Familie wuchs quasi auf dem Fussballplatz auf. Daran hat sich wenig geändert, inzwischen sind es einfach die Enkelkinder, denen die Aufmerksamkeit der Grande Dame des Rheintaler Fussballs gilt.
«In der Familie war und ist Fussball oft ein beherrschendes Thema», sagt Sonderegger. Ihr Engagement galt hauptsächlich dem Frauenfussball. Kaum in Widnau angekommen, gründete die noch nicht 20-Jährige die Juniorinnenabteilung. Das Fanionteam der Widnauerinnen trainierte sie bis vor sechs Jahren.
Wenn sie etwas sagt, dann ist es so, wie sie es gesagt hat
Inzwischen tritt Renate Sonderegger etwas kürzer. Aber ihre Meinung ist im Klub immer noch gefragt. Trainerin ist sie inzwischen bei den FU15-Juniorinnen. Die Spielerinnen mögen sie, die Eltern der Mädchen schätzen ihre verbindliche Art. Wenn sie etwas sagt, dann ist es so, wie sie es gesagt hat. Während 20 Jahren organisierte Renate Sonderegger zudem die Widnauer Hallenturniere. «Das machen jetzt Jüngere», sagt sie. Aber klar: «Wenn eine Helferin gesucht wird, sage ich nicht Nein.»
Als Moderator Alexander Schawalder ihren Sieg in der Ehrenpreis-Wahl verkündete, stand Renate Sonderegger auf der Bühne im Hintergrund. Ihren Mund formte sie zu einem «O» und wischte sich über die Stirn wie eine Slalomfahrerin, die im Ziel trotz eines zeitraubenden Fehlers auf der Anzeigetafel eine grüne Zahl erblickt. «Ich hab’ mich schon riesig über die Nomination gefreut», sagte sie, «ich hatte gar nicht daran gedacht, dass ich gewinnen könnte.» Noch sichtlich gerührt, sagte sie zu Schawalder: «Bei allen Siegen und Erfolgen im Fussball, war das einer der schönsten Momente, den ich je erlebt habe.»
Renate Sonderegger trainierte in ihrer langen Karriere auch schon Juniorenmannschaften. Es wäre ihr auch zuzutrauen gewesen, eine Aktivmannschaft bei den Männern zu trainieren – hätte sie diese Aufgabe nicht gereizt? «Nicht in unteren Ligen, aber in der 2. oder 3. Liga wäre das interessant gewesen.» Angestrebt hatte sie das aber nie: «Eine Frau ist im Männerfussball immer Skepsis ausgesetzt. Wenn nur etwas Kleines schiefläuft, heisst es schnell: ‹Die kann das nicht.›»
Wenn die Zeit dafür im Rheintal reif ist, hat diese Trainerin den Job auch Renate Sonderegger zu verdanken.