03.05.2019

Reliquien einst und heute

Von Philipp Hautle
aktualisiert am 03.11.2022
Beim Brand der Notre-Dame in Paris – so in den News – sei die Reliquie, die Dornenkrone Jesu, gerettet worden. Im Internet erfahre ich mehr über sie: Laut Überlieferung soll im Jahr 1036 eine Dornenkronen-Reliquie in Jerusalem verehrt worden sein. Nach dem Vierten Kreuzzug gelangten die Passionsreliquien «Christi Dornenkrone» und Teile des «Wahren Kreuzes» sowie die «Spitze der Heiligen Lanze» nach Venedig. Im Jahr 1238 kaufte der französische König Ludwig IX. die Reliquien für eine astronomische Summe dem lateinischen Kaiser Balduin II. ab. Für die Reliquien liess Ludwig IX. 1248 die Sainte-Chapelle als neuen, zentralen Mysterien-Schrein der Christenheit im gotischen Stil erbauen. Nach der Französischen Revolution kam die Reliquie schliesslich in die Notre-Dame. Ob diese Dornenkronen-Reliquie wirklich Jesu Dornenkrone war, kümmert mich nicht. Ein solcher Reliquienhandel erscheint heute wohl vielen fremd. Doch wenn ich den heutigen, weltlichen Reliquienhandel betrachte, all die Fan- und Souvenirshops, werde ich mit den antiken Reliquienhändlern etwas nachsichtiger. Die Dornenkrone – Erinnerung an Jesu Leiden und Tod. Ja, Jesu Leiden und Sterben und das viele Leid und die brutalen Tode bis heute beschäftigen mich sehr. Und ich verstehe die Frage vieler: Was soll da das christliche Osterfest und die vierzigtägige Osterzeit? Ich lese die Ostergeschichten gern. Paulus schreibt in seinen Briefen, ihm sei Jesus nach seinem Tod erschienen; ein Augenzeuge also für die Ostererscheinung. Ich versuche, mir die Osterbegegnungen von Maria von Magdala, Petrus und die vielen andern vorzustellen. Wie haben sie Jesus nach seinem schrecklichen Tod erlebt? Und was bedeuten die Osterbegegnungen uns heute?Diese Osterbilder mischen sich mir mit all den unguten Macht- und Missbrauchsgeschichten unserer Kirche, mit dem Elend unserer Zeit, den Todesanzeigen auf dem Tisch, mit meinem eigenen kommenden Sterben. Und – dieses Nachsinnen und Staunen über die Osterbegegnungen schenken mir viel Vertrauen. Ich darf – trotz allem – mich und alles in unserer Welt, selbst unser Sterben, dem tiefsten und lebendigen Geheimnis Gottes anvertrauen. Das Gottvertrauen wünsche ich auch Ihnen mit dem Ostergruss Alleluja.Philipp HautleRebstein

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