06.01.2021

Rekordhoher R-Wert, Skifahren bleibt aber erlaubt

In Innerrhoden ist der Corona-Reproduktionswert schweizweit am höchsten. Neue Massnahmen gibt es aber keine. In Ausserrhoden sieht es etwas besser aus.

Von Claudio Weder und  Rosa Schmitz
aktualisiert am 03.11.2022
Laut den aktuellsten Berechnungen der Covid-Taskforce ist die Reproduktionszahl des Coronavirus kurz vor Weihnachten in acht Kantonen über 1 gestiegen. Den nationalen Spitzenplatz belegt Appenzell Innerrhoden mit einem R-Wert von 1,40 (Stand 21. Dezember 2020), gefolgt von Wallis (1,20), Uri (1,14), Neuenburg (1,11), Nidwalden (1,10) und Waadt (1,03). Der Schweizer Durchschnitt liegt aktuell bei 0,89. Der R-Wert gibt an, wie viele Personen eine infizierte Person im Durchschnitt ansteckt. Ist diese Zahl kleiner als 1, ist die Gesamtheit aller angesteckten Personen abnehmend. Ist die Zahl grösser als 1, nimmt die Summe aller angesteckten Personen zu. Die Kantone Wallis, Waadt und Neuenburg haben auf die aktuelle Entwicklung reagiert und ihre Corona-Ausnahmeregelungen rückgängig gemacht. Doch was macht Innerrhoden? Müssen die Skilifte nun wieder schliessen, nachdem die Standeskommission am 30. Dezember den Betreibern aufgrund der günstigen epidemiologischen Lage eine Bewilligung erteilt hat? Die Antwort lautet: Nein. «Aktuell sind weder Verschärfungen noch Lockerungen der geltenden Massnahmen geplant», sagt Gesundheitsdirektorin Monika Rüegg Bless auf Anfrage.Von einem Extrem ins andereNicht zum ersten Mal hat es Innerrhoden ans obere respektive untere Ende einer Coronastatistik geschafft. Zu Beginn der Pandemie gab es im Kanton lange keinen einzigen Fall. Zwischen April und Juni blieb die Zahl der Neuansteckungen schliesslich auf konstant tiefem Niveau. Vier Monate später kippte die Situation dann allerdings ins andere Extrem: Mitte Oktober wurde Innerrhoden mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von über 400 Fällen pro 100000 Einwohner zum «Corona-Hotspot» und machte damit nicht nur in nationalen Medien Schlagzeilen. Auch bezüglich der Reproduktionszahl hat Innerrhoden in der Vergangenheit schon einmal einen Höchstwert erreicht: Am 28. August lag dieser bei 6,93 (siehe Grafik). Die in Innerrhoden aktuell im Vergleich zu den anderen Kantonen hohe Reproduktionszahl wird laut Gesundheitsdirektorin Monika Rüegg Bless laufend beobachtet. Doch Panik sei aufgrund dessen nicht angebracht. Zum einen sei die Berechnung des R-Werts abhängig von der Anzahl Tests, die durchgeführt werden. Zwischen dem 15. und 21. Dezember stieg der R-Wert in Innerrhoden von 0,79 auf 1,40. «Dieser Anstieg ist darauf zurückzuführen, dass sich viele Innerrhoderinnen und Innerrhoder vor den Festtagen auf das Coronavirus testen liessen», sagt Rüegg Bless.Kleine Kantone, grosse SchwankungenZudem sei der Reproduktionswert gerade in kleinen Kantonen anfällig für Schwankungen. Dies schreibt auch die wissenschaftliche Taskforce auf ihrer Website: Die Schwankungen bei der Schätzung des R-Wertes würden insbesondere «in kleinen Regionen, bei sich ändernder Dynamik und bei niederen Fallzahlen» auftreten. Ein Blick auf die Statistik anderer Kleinkantone wie Nidwalden oder Obwalden zeigt, dass dort der R-Wert im Pandemieverlauf sogar noch stärker schwankt als in Innerrhoden. In einem grossen Kanton hingegen wie Zürich verhält sich die Reproduktionszahl hingegen relativ konstant. Aus diesem Grund sei der R-Wert für Innerrhoden keine verlässliche Kennziffer, so Rüegg Bless.  «Eine einzige positiv getestete Familie reicht in Innerrhoden aus für einen erheblichen Ausschlag nach oben in der R-Wert-Statistik.» In Zürich hätte dies jedoch kaum Auswirkungen. Der R-Wert werde in Innerrhoden folglich nicht als alleinige Kennzahl herangezogen, um die epidemiologische Lage im Kanton zu beurteilen. «Ausschlaggebend sind andere Kennzahlen wie etwa die Neuansteckungen pro 100000 Einwohner oder die Auslastung der Spitäler», sagt Monika Rüegg Bless. Betrachtet man die 14-Tage-Inzidenz, so liegt Innerrhoden zurzeit mit 452,6 Fällen pro 100000 Einwohner leicht unter dem Schweizer Durchschnitt von 521.Tieferer R-Wert in AusserrhodenUnd wie hat sich die Reproduktionsrate im Nachbarkanton entwickelt? Der Kanton Appenzell Ausserrhoden liegt mit einem R-Wert von 0,86 (Stand 21. Dezember) um einiges hinter dem Kanton Appenzell Innerrhoden. Hier ist die Reproduktionszahl des Coronavirus laut den Berechnungen der Covid-Taskforce bereits seit Mitte Dezember unter 1 – vom 15. bis 17. lag sie zwischen 0,84 und 0,87. Im November lag der R-Wert noch bei 1,09. Seit Ausbruch der Coronapandemie zählt der Kanton Appenzell Ausserrhoden insgesamt 2526 Fälle, 39 sind im Zusammenhang mit dem Coronavirus gestorben (Stand 5. Januar). Die 14-Tage-Inzidenz beträgt nach Angaben des BAG 514. In Innerrhoden liegen die Fallzahlen aktuell kumuliert bei 726. Davon sind 15 Personen bis dato im Zusammenhang mit dem Coronavirus gestorben (Stand 5. Januar).

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