19.06.2018

Rehe lieben den frühen Jahrgang

Am Buechberg in Thal entwickeln sich die Trauben prächtig. Das freut nicht nur die Winzer, sondern auch Rehe, die sich die jungen Triebe schmecken lassen. Auch der Fuchs mag Trauben, aber erst, wenn sie süss sind.

Von Rudolf Hirtl
aktualisiert am 03.11.2022
Rudolf Hirtl«Rehe haben einen neu angelegten Weinberg komplett leer gefressen», «Wildsäue und Hirsche fressen ganze Weinberge leer» – derartige Schlagzeilen waren in den vergangenen Jahren im In- und Ausland keine Seltenheit. Ganz so arg ist es am Buechberg zwar nicht, doch Wildfrass ist auch dort zumindest ein so grosses Problem, dass es die Winzer durchaus gerne sehen, wenn Jäger beim Rotwild schiessen, was gesetzlich erlaubt ist.Laut Mirko Calderara, dem für die Region zuständigen Wildhüter, ist die Zusammenarbeit diesbezüglich mit den betroffenen Winzern am Buechberg gut. Als die ersten Meldungen über Wildschäden eingegangen seien, habe sich das Amt für Natur, Jagd & Fischerei des Kantons St. Gallen rasch um das Anliegen gekümmert. So seien vergangenes Jahr einzelne Tiere geschossen worden und im Spätherbst sei zudem eine Bewegungsjagd im Rebberg durchgeführt worden. Gleiches sei auch für das laufende Jahr vorgesehen.Dachse richten die grösseren Schäden anLaut Mirko Calderara ist die Lage am Buechberg momentan ruhig. Zumindest seien keine Meldungen über Wildschäden zu ihm vorgedrungen. Sollte es aber tatsächlich problematisch sein, so könnten Jäger aktuell Rehe am Buechberg schiessen. Das gelte für ein- bis zweijährige weibliche Tiere, Böcke und nicht führende Geissen.Ganz so entspannt wie der Wildhüter sieht Altwinzer Christoph Rutishauser die Situation am Rebberg nicht. «Besonders bei Jungreben sind Rehe ein Problem. Wir schützen diese zwar mit Plastikröhren, doch wenn sie ober rauswachsen, werden die Triebe gefressen.» Um dies zu verhindern, würde er sogenannte Vergrämungsmittel im Rebhang verteilen. «Diese stinken allerdings fürchterlich und sind auch für unsere nicht ganz so empfindlichen Nasen kaum auszuhalten.»Gemäss Jagdgesetz (Art. 52) entschädigt der Kanton Wildschaden nach der eidgenössischen Jagdgesetzgebung. Winzer können darauf aber nicht zählen, denn laut Wildhüter sind «die Kulturen zu schützen». Der 77-jährige Ueli Kobel ist damit beschäftigt, Reben hochzubinden, als er nach seinen Erfahrungen in Sachen Wildschaden am Buechberg befragt wird. Und er hat einiges zu erzählen. «Vor einigen Jahren, als ein Jäger ein hier geschossenes Reh ausgenommen hat, war der Magen gefüllt mit jungen Rebtrieben.» Weitaus grössere Schäden würden aber Dachse anrichten. Im Herbst, wenn die Trauben reif seien, würden diese ganze Zeilen abfressen. Und auch Füchse hätten die süssen Beeren auf ihrer Speisekarte.

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