Yves Solenthaler«Ich habe noch nie so viele Telefonanrufe und SMS bekommen», sagt Orlando Dopple, seit einem Jahr interimistischer Präsident des FC Altstätten, über die Stunden, in denen publik wurde, dass sich ein Spieler der zweiten Mannschaft mit dem Coronavirus infiziert hat.Dopple hätte am nächsten Freitag an der Hauptversammlung zum Präsidenten des FCA gewählt werden sollen, die HV ist nun aber abgesagt worden. Ebenso wie der Trainings- und Spielbetrieb aller Aktivmannschaften (einschliesslich Frauenteam) in dieser Woche. Das bedeutet: Die am Mittwoch geplante 2.-Liga-Saisoneröffnung zwischen Rorschach-Goldach und Altstätten fällt aus.Teamkollegen des Infizierten in QuarantäneBeim FC Montlingen fand die Hauptversammlung bereits am letzten Donnerstag statt. Daran hatte ein Spieler der dritten Mannschaft teilgenommen, der am folgenden Samstag positiv auf Covid-19 getestet wurde. Als der Infizierte Präsident Patrick Zäch informierte, wurde dieser von einem Schlag auf den andern zum Krisenmanager. Die zehn Mitglieder, die an der HV an einem Tisch mit dem Infizierten sassen, mussten sich in Quarantäne begeben, die bis nächsten Sonntagabend anhält. Die am letzten Wochenende geplanten Spiele aller Aktivteams wurden abgesagt, darunter auch das Cupspiel des Montlinger 2.-Liga-Teams in Wagen. Beim FC Altstätten sind es die Spieler der zweiten Mannschaft, die sich auf Geheiss des Kantonsarztes abschotten müssen. Wie der FC Altstätten, sagt der FC Montlingen den Trainings- und Spielbetrieb für die Aktivmannschaften (sowie die A-Junioren) in dieser Woche ab. Daher wird der FC Montlingen nicht am nächsten Sonntag gegen Arbon, sondern erst eine Woche später in Rheineck in die Saison starten. Nicht betroffen sind die Nachwuchsmannschaften, die in dieser Woche sowohl in Altstätten als auch in Montlingen nach Plan trainieren.Sowohl Orlando Dopple als auch Patrick Zäch betonen, dass kein amtliches Trainings- und Spielverbot besteht. Beide Vorstände haben es für ihre Vereine dennoch verhängt, um kein gesundheitliches Risiko einzugehen. «Wenn sich das Virus durch Trainings im FC Montlingen ausbreiten würde, erhielten wir zurecht viele Vorwürfe», sagt Zäch. Auch Dopple betont, dass er lieber zu vorsichtig als gleichgültig ist. «Zudem hat es auch Vermischungen gegeben: «Zwei Spieler der zweiten Mannschaft trainierten mit der ersten Mannschaft.» Das ist ein üblicher Vorgang im Fussball, die Corona-Schutzmassnahmen verbieten aber diesen Austausch. Er mache den Trainern wegen die-ser Unachtsamkeit höchstens einen kleinen Vorwurf, sagt Dopple.Infektionsherd ist nicht bekanntVorwürfe äussert auch Zäch nicht, aber er sagt: «Wir können als Fussballverein mit grossem Aufwand die Schutzmassnahmen umsetzen, damit die Spieler trainieren und spielen können. Aber die Verantwortung für sein Verhalten muss jeder selbst tragen. Das Virus bekommen wir nur in den Griff, wenn sich jeder dieser Verantwortung bewusst ist.» Der erste Schritt, um diese Verantwortung wahrzunehmen, wäre es, die Covid-19-App des Bundes herunterzuladen, was nach wie vor viele nicht gemacht haben. Denn dadurch wird das Contact Tracing, also die Rückverfolgung der Infektionskette, vereinfacht. In den hier beschriebenen Fällen ist nicht bekannt, wo sich der Infektionsherd befindet.Altstätten und Montlingen sind nicht die ersten Vereine im Regionalfussball, die Coronafälle zu beklagen haben, so wurde vor einer Woche etwa das Cupspiel von Rebstein abgesagt, weil der FC Bad Ragaz Covid-19-Fälle gemeldet hatte. Und es werden, dazu muss man kein Prophet sein, nicht die letzten sein. Wenn sich die Infektionen häufen, dürfte es schwierig werden, die Saison 2020/21 über die Bühne zu bringen.Die Corona-Disziplin hat im Lauf der Monate bei vielen Menschen abgenommen. Die Angst vor dem Virus bleibt aber gross. FCM-Präsident Zäch sagt, er habe viel Zeit darauf verwenden müssen, Panik zu verhindern. Am Sonntag erhielt er einen Anruf vom Spital Altstätten, seine Mitglieder sollen doch bitte nicht die Notfallaufnahme belegen.