08.01.2021

Region am See: Thal wächst, Rorschach überholt Goldach

2019 war nur ein kleiner Durchhänger: Rorschach (9559) hat aktuell wieder mehr Einwohner als Goldach (9390).

Von Rudolf Hirtl
aktualisiert am 03.11.2022
Am Zähltag, 31. Dezember 2020, lebten 55216 Menschen in der Region Rorschach. Das entspricht einem Zuwachs von 482 Personen über die vergangenen zwölf Monate; im Jahr zuvor betrug dieser 540. Erstmals über 50000 Einwohner hatte die Region am See im Jahr 2002. Seither beträgt der jährliche Zuwachs im Durchschnitt etwas über 300 Personen.Die Gemeinde Goldach steuert der regionalen Statistik aktuell 9390 Einwohner bei. Dies sind 45 Personen weniger als im Jahr davor, als Goldach (9435) mehr Einwohner hatte als Rorschach (9361) und die Stadt überholte. Bezüglich des regionalen Wettrennens ist dies ein kleiner Rückschlag, denn Goldachs Gemeindepräsident Dominik Gemperli wagte im vergangenen Jahr eine mutige Prognose: «Wir werden vor Rorschach über 10000 Einwohner haben.» Wirklich erklärbar ist das aktuelle Minus von Goldach laut Gemperli nicht. Er spricht von einem Zufallsergebnis. Und mit einem Schmunzeln räumt er ein, dass er an seiner Prognose dennoch festhält.Zahlreiche Bauprojekte werden das Blatt wendenSein Optimismus ist nachvollziehbar, denn alleine an der verlängerten Mühlegutstrasse, die zur neuen SBB-Unterführung führt, werden in den kommenden Jahren 250 Wohnungen gebaut. Grössere Wohnbauprojekte sind auch an der Baumgartenstrasse, beim Grünhof und beim Kirchenfeld entweder schon bezugsbereit oder in Planung. «Wachstum ist wichtig. Ebenso wichtig ist aber auch, dass qualitativ gute Wohnbauten erstellt werden. Die Menge alleine macht es nicht aus», so Dominik Gemperli.Rorschach hat alles, was eine Stadt auszeichnet oder belastet; urbane Strukturen, drei Bahnhöfe, ein dichtes Busnetz, eine breite Bildungsstruktur vom Kindergarten bis hin zur Hochschule, eine lebendige Kulturszene, viel Verkehr, hohe Sozialkosten und positive wie negative Auswirkungen seiner Zentrumsfunktionen. Dennoch, rein statistisch ist Rorschach keine Stadt mehr. Die Schweiz kennt zwar kein eigentliches Stadtrecht, doch nur wenn eine politische Gemeinde mehr als 10000 Einwohner aufweist, wird sie laut Bundesamt für Statistik in Neuchâtel auch tatsächlich als Stadt erfasst. Rorschach ist daher seit 1978 keine Stadt mehr. Damals fiel die Einwohnerzahl (9947) unter die 10 000er-Marke. Tiefpunkt war 2006, als nur mehr 8383 Menschen in der Stadt lebten. Im Jahr 1963 wies Rorschach übrigens noch 13 420 Bewohner aus.Wer gewinnt, richtet ein Volksfest aus«Zu viel Gewicht sollte man dieser ominösen 10'000er-Marke nicht schenken. Es ist nun aber einmal so, dass Städte dadurch definiert werden. Von diesem Gesichtspunkt aus betrachtet sieht es gut aus. Wir werden diese Marke in den kommenden Jahren zweifellos knacken», sagt Rorschachs Stadtpräsident Röbi Raths. Er freue sich über die positive Entwicklung der Stadt. Ein kontinuierliches Wachstum sei gut, entscheidend sei aber auch die Finanzkraft. Aus diesem Grund sei es ebenso wichtig, attraktiven Wohnraum zu schaffen und zu erhalten. Nur so könnten auch potente Steuerzahler angelockt und am See gehalten werden.Hält die Entwicklung an, so dürfte Rorschach spätestens im Jahr 2025 wieder über 10'000 Einwohnerinnen und Einwohner haben. Das Wettrennen mit Goldach bleibt auf jeden Fall spannend. Mittlerweile ist auch der Wetteinsatz bekannt. Wer zuerst 10'000 Einwohner hat, richtet ein Volksfest aus. Zusammen bringen es Rorschach, Goldach und Rorschacherberg als «Stadt am See» aktuell auf 26'373 Einwohnerinnen und Einwohner. Zum Vergleich: Frauenfeld hat knapp 26'000 und Kreuzlingen gegen 25'000 Einwohner.Untereggen (1029) hat zum zweiten Mal hintereinander Einwohner verloren (-11). Seit 2003 (1010 Einwohner) findet dort kein wirklicher Zuwachs statt. Der Wegzug von jungen Dorfbewohnern könne aktuell nicht kompensiert werden, da es an Mietwohnungen fehle, sagt Gemeindepräsident Norbert Rüttimann. Daran werde sich bis zur Revision der Ortsplanung auch wenig ändern. 

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