Chris EggenbergerEin trockener Schuss, mit dem Vollspann über die Mauer in die nahe Ecke. Der Torhüter bewegte sich nicht einmal mehr, das Heimteam bejubelte das frühe 1:0. Dies die Szenerie in der sechsten Spielminute, als Rheinecks Blerim Ibrahimi seine Farben mit einem schönen, aber nicht unhaltbaren direkten Freistoss in Führung brachte.Die Gäste aus Montlingen vermochten vorerst nicht zu reagieren. Die erste halbe Stunde war geprägt von Kampf, gleich mehrere Spieler mussten in der Anfangsphase mit blutigen Lippen und Nasen verarztet werden. Unter den Rheinecker Fans wie auch den trotz Regens zahlreich mitgereisten Montlinger Unterstützern war die Stimmung angespannt, die Partie hatte durchaus Derbycharakter.Petrov hält Rheinecks Führung lange festEs lief die 31. Minute, Montlingen hatte sich zu Beginn auf lange Bälle im Spielaufbau verlassen, war nun aber viel am Ball und kam vor allem über die rechte Seite mit Niklaas Christof und Valdet Istrefi zu ansprechenden Angriffen. So kam Michel Gadient auf Flanke von Istrefi zu einem Kopfball aus kurzer Distanz, Rheinecks Goalie Petar Petrov parierte aber glänzend. Nur drei Minuten später zahlte Rheineck den Preis für seine Härte im Spiel. Dalibor Vasic musste nach erneutem Foulspiel nämlich mit Gelb-Rot vom Platz.Goalie Petrov musste sich so noch vor der Pause mehrmals auszeichnen, herausragend hielt er das Heimteam zum Beispiel nach einem Schlenzer der Marke Arjen Robben von Bünyamin Uyanik in der 36. Minute in Front. So führte der FC Rheineck zur Pause und durfte hoffen, Vergangenes zu wiederholen: Bereits in der letzten Saison hatte Rheineck nämlich seine einzigen beiden Siege in Derby-Heimspielen geholt.Montlingen in doppelter ÜberzahlDirekt nach dem Seitenwechsel wendete sich aber das Blatt. Manuel Bont nahm den Ball nach einem Corner volley und versenkte diesen im weiten Eck. Der Ausgleich war genauso schön, wie wichtig für den FCM. «Wir hatten einen schlechten Anfang, steigerten uns dann aber. Zum Glück gelang uns direkt nach der Pause ein Tor», so FCM-Trainer Regtop nach der Partie.Rheineck liess sich nach dem Ausgleich wohl zu tief hinten reindrängen, die Partie wurde weiter hart geführt. Die Konsequenz davon blühte nach 55 Minuten erneut dem Heimteam, Ernis Spahiu war nach einem Einsteigen mit gestrecktem Beim völlig verdient der zweite Rheinecker, der Frühzeitig vom Platz musste.Trainer Andreas Giger reagierte nicht auf die neue doppelte Unterzahl, wohl aber Montlingen-Trainer Erik Regtop. Dieser brachte mit Nando Lüchinger und Jan Meier zwei frische, junge Spieler für die Offensive – und machte damit alles richtig. Lüchinger war es nämlich, der den Ball nur wenige Sekunden nach seiner Einwechslung auf Vorlage von Mergim Osmani zum 2:1-Führungstreffer einnetzte. Überhaupt hatten die jungen Spieler in den Montlinger Reihen einen guten Tag, Lüchinger und Meier belebten den Angriff sofort. «Jeder muss sich seinen Platz im Training erkämpfen», so Regtop, angesprochen auf potenzielle Startelfchancen für die Talente. «Heute bin ich sehr zufrieden. Die jungen Spieler haben klare Fortschritte gemacht.»Auch nach dem 2:1 versuchten die Gäste indes, das Tempo hochzuhalten. Die neun Rheinecker auf der anderen Seite des Feldes versteckten sich nicht, die Möglichkeiten in doppelter Unterzahl wie auch das Glück der Stapfenwiser waren aber beschränkt. So traf Blerim Ibrahimi, der sich im Verlauf der zweiten Halbzeit oft weit zurückfallen liess, um im Spielaufbau zu helfen, nach 65 Minuten nur den Pfosten. Alessandro Chiarello verschoss in Minute 83 einen umstrittenen Foul-Elfmeter.Zu jenem Zeitpunkt war die Partie aber wohl bereits entschieden, hatte doch Bünyamin Uyanik fünf Minuten davor nach einem Konter auf 3:1 für Montlingen erhöht. Den Schlusspunkt setzte der ebenfalls eingewechselte Batuhan Toplu in der 89. Minute mit dem 4:1. Vorbereiter beider Tore war der Mann des Spiels: Valdet Istrefi.2. Liga, Gruppe 1Rheineck – Montlingen 1:4 (1:0)Stapfenwis – 150 Zuschauer – SR: Aliji.Tore: 6. Blerim Ibrahimi 1:0, 47. Manuel Bont 1:1, 59. Nando Lüchinger 1:2, 78. Bünyamin Uyanik 1:3, 89. Batuhan Toplu 1:4.Rheineck: Petrov; Hajrullahu (83. Lleshi), Chiarello, Maliqi, Blendard Ibrahimi (83. Ukaj); Aliu, Vasic, Spahiu, Lakna (63. Baumann); Blerim Ibrahimi (83. Frano), F. Bojaxhi.Montlingen: F. Lüchinger; Christof, S. Lüchinger, Klingler (71. A. Bojaxhi), Haltiner; Bont, Gadient (80. L. Lüchinger), Tiziani (58. N. Lüchinger); Istrefi, Osmani (62. Meier), Uyanik (77. Toplu).Gelbe Karten: 16. Spahiu, 29. Vasic, 36. Uyanik, 42. Gadient, 54. Tiziani (alle Foul).Gelb-Rot: 34. Vasic, 55. Spahiu (beide Foul). Vielfalt als Rezept zum Erfolg?Acht Tore schoss der FC Montlingen in seinen ersten drei Pflichtspielen dieser Saison, sieben verschiedene Torschützen erzielten diese Treffer. Einzig Aussenläufer Bünyamin Uyanik traf bereits zweimal. Und das, obwohl Trainer Erik Regtop in allen drei Partien die gleichen zehn Feldspieler in der Startelf nominierte. Auch in Rheineck zeichnete eine hohe Variabilität im Spiel die Elf von Erik Regtop aus: Spieler rotierten ihre Positionen, taktische Anpassungen nach schwachen ersten 30 Minuten funktionierten und Tore fielen per Standard, in einer eigenen Druckphase sowie nach Kontern. Wie bereits unter der Woche im Cup in Wagen, gewann der FCM zudem nach einem 0:1-Rückstand.So holte Erik Regtop seit seiner Rückkehr im dritten Pflichtspiel den dritten Sieg – saisonübergreifend war es für die Kolbensteiner gar der sechste Pflichtspielsieg in Serie. Der letzte Rheintaler Zweitligist, dem eine solche Serie gelang, war übrigens der FC Widnau 2017/18, die Widnauer stiegen damals am Ende der Saison auf.Der FC Rheineck auf der anderen Seite konnte seine herausragende Serie in Derby-Heimspielen nicht fortsetzen, erstmals seit November 2017 verlor Rheineck zu Hause gegen ein Rheintaler Team (seither fünf Siege, zwei Remis). (ce)