Vieles bei der Vorversammlung der evangelischen Kirchgemeinde drehte sich um Zahlen. Trotzdem waren sie nicht entscheidend. Und das nicht nur, weil es um die Jahresrechnung und das Budget keine Diskussionen gab.Sondern auch weil die Gemeinde stolz darauf ist, wie viele Leute ihre Angebote wahrnehmen – und sie trotzdem neue Wege beschreiten wird. «Fresh Expressions of Church», neue Ausdrucksformen von Kirche, heisst das Projekt, das sie im letzten Jahresdrittel startet.«Soll noch jemand sagen, die Kirche sei tot!»Bevor Pfarrer Thomas Beerle darüber sprach, begrüsste Kirchenpräsident Roger Benz die zur Vorversammlung gekommenen Kirchbürger. Er zeigte, wie gefragt die Angebote der Gemeinde sind. 100 Glaubenskurs-Teilnehmer, ein ausgebuchter Ehekurs, 55 Jugendliche an einem Abend und mehr: Das ist der Rückblick über eine Woche im Februar. «Da soll noch jemand sagen, die Kirche sei tot! Es ist gewaltig, was hier läuft», sagte Roger Benz. Besonders schön sei, dass bei diesen Angeboten der Glaube ein zentraler Inhalt sei.Später übergab Benz das Wort Thomas Beerle. Er wird für «Fresh Expressions» zuständig sein. Auf seinem zweiten Slide waren Kirchenbänke abgebildet, mit den Worten «leer, leerer, am leersten». Damit widersprach er Benz’ anfänglichen Darstellungen nicht, er unterstrich vielmehr, wie ambitioniert die Kirche ist. Wie sehr sie ein wichtiger Teil im Leben der Menschen sein will. Die Anzahl Personen, die selten bis nie in die Kirche kommen, steige. Die Kirche wolle nicht warten, bis sie zurückkommen, sondern zu ihnen gehen.«Fresh Expressions» hat in England viel Erfolg. Der anglikanischen Kirche ist es so gelungen, dem Mitgliederrückgang entgegenzuwirken. Auch in der Schweiz gibt es erste Vertreter dieser Bewegung, beispielsweise die Metal Church im Kanton Bern, bei der harte Metal-Musik und christlicher Glaube Hand in Hand gehen.Kunst, Industrie und LandwirtschaftBeerle zeigte, auf welche sechs ineinandergreifende Entwicklungsschritte «Fresh X» fusst: Hören auf Gott und die Menschen, lieben und dienen, Gemeinschaft bauen, den Glauben entdecken, die Kirche nimmt Gestalt an und dann wieder von vorn beginnen. So entstehen nicht eine, sondern mehrere ‹Pflanzen›: «Es entsteht eine kirchliche Biodiversität, die die Arbeit der örtlichen Kirchgemeinden ergänzt.»Für das Rheintal schweben Beerle drei Wirkungsfelder vor: Kunst, Industrie und Landwirtschaft. Kunst und Kirche passen gut zusammen, sagte er, der ein ähnliches Projekt im Werdenberg ins Leben gerufen hat. Auch in der Industrie und bei den Bauern will er Menschen ansprechen. Das Projekt dauert drei Jahre, wobei das erste vor allem der Aufbauarbeit gewidmet ist. «Ich verlasse die Komfortzone, weil ich nicht auf die Pensionierung warten, sondern in Bewegung bleiben und an Gottes Sendung teilnehmen will», sagte Beerle, als er seine Motivation erläuterte.Drei Rücktritte, zwei Neue und solide FinanzenDie Kirchgemeinde verzeichnet drei Rücktritte. Gabriel Küng (seit 2002 in der Kirchenvorsteherschaft) und Marion Heynemann (seit 2007) geben die Ämter ebenso weiter wie Alfred Ritz, der seit 2012 in der Geschäftsprüfungskommission war. Für die Wahl zur Verfügung stellen sich Urs Alder-Duff für die Kivo und Simon Jann-Kägi für die GPK. Eine Position in der Kivo bleibt voraussichtlich vakant.Finanziell geht es der Gemeinde gut. Die Verwaltungsrechnung 2018 schliesst um rund 25000 Fr. tiefer als budgetiert, die Steuereinnahmen waren etwa 71000 Fr. höher als erwartet. Deshalb brauchte die Gemeinde etwa 100000 Franken weniger aus dem Finanzausgleich. Das Budget für 2019 ist 351000 Fr. tiefer als im Vorjahr, der beantragte Ausgleichsbetrag um 380000 Fr. tiefer. Der Steuerfuss bleibt gleich.Die Gemeinde plant für 2019 einige Investitionen: Sie betref-fen beispielsweise eine erneuerte Homepage oder technische Arbeiten. Sichtbar wird die Beleuchtung der hinteren Empore mit Rosette zur Stadt hin: Sie ergänzt den erneuerten, einladenden Eingangsbereich der Kirche.Die Kirchgemeindeversammlung ist am Sonntag, 24. März, um 10.45 Uhr in der Kirche.