An den drei Aufführungen nahm der Turnverein die Zuschauenden ins Jahr 1244 mit. Gleich zu Beginn stand eine Königswahl an. Stehe doch der «von Eggenberger» bald nicht mehr dem Dorfe vor. Zur Wahl standen der «Herr von Eichenbergen» und «Das offene Ohr». Ersterer überzeugte mit seinem Wahlslogan «Ist das Volke dem König treu, trinkt es täglich Sonnenbräu».
Bei eben einem solchen durften die Gäste im gut gefüllten Progyzentrum die erste Aufführung der Riege Mädchen und Knaben klein unter dem Motto «Die Königinnen» mitverfolgen. Während der Umbaupausen für den Auftritt der jeweils nächsten Riege gab die fünfköpfige Sketchgruppe einen Einblick ins Dorfleben des dreizehnten Jahrhunderts.
Georgie in den Mühlen der Bürokratie
Da kam auch das neue Oberhaupt ins Staunen, wie die Bürokratie das Leben seines Bediensteten Georgie schwer machte. Wollte der doch nur die Bewilligung für die moderne Toilettenanlage abholen, die in die Burganlage eingebaut werden sollte. Er hatte allerdings sein Ross vor der Gemeinde angebunden, ohne einen Parkschein zu lösen. Auslösen musste er es dann auf dem Baschelerhof; als Strafe hatte er dazu erst alle Kühe zu melken. «Billige Arbeitskräfte sind gefragt», stellte Georgie fest.
Mit der Toilettenanlage ging es trotzdem nicht vorwärts. Zog doch der Chicorée-Bauer seine Einsprachen bis an höchste Stelle – zum Papst – weiter. Dagegen war auch der heimische Kirchenfürst Rodolfo machtlos.
Nicht an derartiges Ungemach erinnerte der Auftritt der Kitu-Riege, die als Handwerker und Bäuerinnen ihre Choreografien unter dem Beifall des Publikums zum Besten gaben. Überhaupt überzeugten die elf Riegen bei ihren Vorführungen mit aufwendig gemachten Kostümen, Bühnenbildern und Choreografien, stets mit grossem technischen Aufwand ins beste Licht gerückt.
Insgesamt beteiligten sich über 200 Turnerinnen und Turner an den Auftritten, unterstützt durch zahlreiche Helfende. Präsident Alex Baumgartner kommentierte das so:
Ohne Extraeinsätze hätten wir es nicht so schön miteinander.
Solche waren bei diesem aufwendig inszenierten zweieinhalbstündigen Schauturnen wohl häufiger nötig. Sie förderten aber den Austausch auch ausserhalb der Riegen und wöchentlichen sportlichen Aktivitäten. Der Präsident lebte den Einsatz für den Verein vor: So nahm er nicht nur in diversen Auftritten der Riegen aktiv teil, sondern spielte auch diverse Rollen in den Sketches, kommentierte unter anderem als Hofnarr das Leben in Rebstein.
Der Flüsterbelag und die Waschweiber
Das Publikum quittierte die nicht ganz zufälligen Bezüge zum aktuellen Dorfgeschehen und seinen Akteuren mit lautem Lachen. Man kennt sich in Rebstein und ist informiert. Da würde es den Flüsterbelag gar nicht brauchen, der laut Hofnarr eingebaut worden sei, um das Getratsche der Waschweiber zu dämpfen.
Zum Mitklatschen animierten die Riegen mit ihren rasanten Vorführungen, die sie zu eingängiger Musik präsentierten. So hielt die gute Stimmung auch nach den Auftritten an, und man pflegte das gesellige Beieinander im Burghof Progyzentrum noch bis weit in die Nacht hinein, bestens umsorgt von den aufmerksamen Helfenden der Festwirtschaft.