Das Problem dürfte zwar vorerst gelöst sein. Die Kelterungsbetriebe der Region lassen die Rebbauern nicht im Stich. Kaspar Wetli sen. von der Bernecker Firma Schmid Wetli und Christoph Schmid von der Bernecker Kellerei Tobias Schmid & Sohn äussern sich beinahe wortgleich: Es dürfe nicht sein, dass Balger Trauben hängen bleiben, weil niemand bereit ist, sie zu verarbeiten.Versprechen nicht gehaltenDass Äusserungen dieser Art je nötig würden, hätte vor zweieinhalb Jahren wohl niemand gedacht. Als im April 2017 drei Unternehmerfamilien und die Casainvest Rheintal AG gemeinsam unter dem Namen Valrheno das riesige Nüesch-Areal kauften, hiess es ausdrücklich, die Kellerei Nüesch bleibe den 27 Balgacher Rebbauern ein sicherer Abnehmer.Das Versprechen wurde nicht gehalten. Schon im letzten Herbst war eine neue Lösung nötig – eine Übergangslösung, wie es damals hiess; die grösseren Rebbauern konnten die Trauben am Ende doch Nüesch bringen.Dieses Jahr zerschlugen sich die Hoffnungen auf eine Abnahme durch die einheimische Traditionskellerei. Sie hatte im Frühling zwar alles im Sinne der Rebbauern geregelt, wurde dann aber das Opfer unglücklicher Umstände, so dass aus der Abnahme diesmal nichts wird. Die Kommentare von Betroffenen lauten zusammengefasst etwa so: Unschön sei es gelaufen, und hoffentlich habe in Zukunft kein Rebbauer Balgachs ein ungelöstes Problem.Nicht nur in Rebbaukreisen und in Balgachs Bevölkerung ist diese Entwicklung ein Thema, auch die Ortsgemeinde verfolgt sie besonders interessiert. Von ihr bekommt die Firma Nüesch für einen Neubau im Gewerbe- und Industriegebiet Wegen bekanntlich die letzte noch freie Parzelle, mit einem Baurechtsvertrag über 50 Jahre. Es ist anzunehmen, dass die Freude innerhalb des Ortsverwaltungsrates am Geschäft getrübt gewesen und das Ortsgemeinde-Ja vielleicht nicht ganz so klar gewesen wäre, hätte man gewusst, dass Nüesch nur noch die eigenen Trauben zu keltern gedenkt.Erleichterung: «Es sieht gut aus»Trotzdem sieht es nun so aus, als liefe die Geschichte auf ein «Ende gut, alles gut» hinaus. Jakob Ritz, einer der grösseren Balgacher Rebbauern, sagt heute erleichtert und zuversichtlich zugleich: «Es sieht gut aus.»Das liegt daran, dass die umliegenden Kelterungsbetriebe in die Bresche springen. Zwar ist dies nicht selbstverständlich, denn der Weinmarkt ist doch eher angespannt und die Verarbeitungs- und Lagerkapazität begrenzt. So ist zum Beispiel der Betrieb Schmid Wetli ausgelegt auf eine ganz bestimmte Menge Trauben.Die Kellerei Tobias Schmid hingegen kann «einen grossen Teil der grössten Balger Traubenlieferanten übernehmen», sagt Christoph Schmid. Es dürfte ungefähr die Hälfte der geschätzten 20000 Kilo sein, die sich in diesem Herbst in Balgach ernten lassen.Als Region zusammenstehenDas bedeutet, dass die Firma Schmid zusätzliche 10000 75cl-Flaschen zu vermarkten hat, was nicht ganz leicht sein dürfte. Christoph Schmid bemerkt, die Zusatzmenge habe man zwar nicht herbeigewünscht, doch in gewisser Weise sei sie auch willkommen.Im Gespräch mit Branchenkennern wird die Wichtigkeit hervorgehoben, Wein aus Berneck, Balgach, Altstätten und anderen Dörfern nicht als lokalen Wein zu verstehen, sondern ihn als ein Rheintaler Produkt anzupreisen. Auf der Webseite des Heerbrugger Weinguts Schmidheiny (das ebenfalls zu den Abnehmern von Balger Trauben gehört) schreibt Thomas Schmidheiny, das Ziel seiner Weine sei es, den ganz speziellen «Geist» verschiedener Gegenden der Welt« in die Flasche zu bringen».Damit sagt auch er, worauf es ankommt: nicht auf Dörfer, sondern auf die Region.