Als er vom Projekt «Next Level» erfahren hatte, freute sich Vereinsmitglied Urs Wüstiner über die ehrgeizige Zielsetzung des RCOG. Wüstiner war früher selber Ringer, er war internationaler Kampfrichter des RCOG und ist heute Ehrenmitglied. Und er ist bekannt dafür, sehr gross zu denken, wenn es um seine Leidenschaft – den Schweizer Ringsport – geht.
So merkte er schnell an, es sei zwar «super», wolle sich der RC Oberriet-Grabs sportlich, als Verein und organisatorisch auf ein nächstes Level hieven. Es sei aus seiner Sicht aber nötig, dass der ganze Schweizer Ringsport einen Schub bekommt. Aushängeschild des Ringsports hierzulande ist die Swiss Wrestling League, in der die Clubs in drei Ligen um den Schweizer Meistertitel, den Aufstieg und gegen den Abstieg kämpfen.
«Die Heimkämpfe werden in diesem Jahr anders sein»
«Ich finde, die Swiss Wrestling League ist noch nicht auf dem Next Level», sagt Wüstiner. Der Verband überlasse den Vereinen die Organisation der Kämpfe und schreibe im Reglement nur teilweise vor, wie diese durchzuführen seien. «Wenn wir möchten, dass Ringen in der Bevölkerung wieder verstärkt wahrgenommen wird, müssen unsere Heimkämpfe zu Events werden. Und wie es sich für die heutige Zeit gehört, muss auch das Thema Nachhaltigkeit im Zentrum sein», sagt Wüstiner.
Mit einem Team, bestehend aus Vorstands-, Fanclub- sowie weiteren Vereinsmitgliedern, nahm er sich der Sache an. Und Wüstiner verkündet für die am Samstag mit dem Rheintaler Derby zwischen Kriessern und Oberriet-Grabs beginnende Saison Grosses. Er sagt: «Ich hatte viele Ideen im Kopf, einen Teil davon konnten wir im Verlauf des letzten Jahres bereits konkretisieren und umsetzen. Die Heimkämpfe dieses Jahr werden anders sein, als es die Fans gewohnt sind.»
Anreisevorteile, Lichtshow und Profispeaker
Ein erster Schritt gibt der Verein per Medienmitteilung und Social Media bekannt: «Der RCOG freut sich darüber, dass er den Fans dieses Jahr die nachhaltige Anreise an die Heimkämpfe vereinfachen kann.» So dürfen alle Zuschauerinnen und Zuschauer für die An- und Heimreise die öffentlichen Verkehrsmittel zwischen Au und Sargans gratis nutzen. Damit soll die Nachhaltigkeit gefördert werden. Wer in Bus oder Zug einen Eintritt, ein Saisonabo oder eine Gönnerkarte vorweist, reist kostenlos. Eintritte können frühzeitig auf der Clubwebseite gelöst werden. Wer nach der Anreise in der Sporthalle ankommt, wird merken: Etwas hat sich verändert.
«Wie in der Antike die Gladiatoren, kommen die Fans durch einen fünf Meter langen Gladiatorentunnel in die Wettkampfarena. Darin abgespielte Wettkampfgeräusche werden bereits zum ersten Hühnerhautgefühl führen», steht in der Mitteilung des Vereins. Auch in der Halle wird einiges anders. In Zusammenarbeit mit der Firma Kühnis Eventtechnik führt eine Licht- und Musikshow durch den Einmarsch der Ringer sowie den Wettkampfabend.
Der Sport soll weiterhin im Zentrum stehen. Die Unterhaltung, die Show sollen aber neu ein grösseres Gewicht erhalten. Zu diesem Zweck wird auch eine neue Stimme zu hören sein: Mit dem Oberrieter Erik Schegg führt diese Saison ein professioneller Speaker durch die Abende. Der 22-Jährige absolviert im Moment die Ausbildung zum Radioredaktor und -moderator und führte bereits durch diverse Anlässe in der Schweiz.
Der RCOG will – und wird – durch dieses neue Projekt einen Wow-Effekt verursachen, der vielleicht auch auf andere Vereine in der Swiss Wrestling League überschwappt. Erstmals zu sehen sein wird die neue Show dann beim Heimkampf von Samstag, 9. September, gegen die RR Einsiedeln. Er findet in der Grabser Sporthalle Unterdorf statt, weil die Sportanlage Bildstöckli in Oberriet dann durch die Schweizer Meisterschaften im Vereinsturnen belegt ist.
RCOG will sich in zweiter Saison oben halten
Mit lediglich einem Punkt hat der RCOG die letzte Saison auf dem sechsten und letzten Tabellenrang der Premium League abgeschlossen. Um den Ligaerhalt zu erreichen, mussten die RheintalWerdenberger den Umweg über die Auf-/Abstiegskämpfe auf sich nehmen. In der neuen Saison, die an diesem Samstag startet, müssen mehr Punkte her. Das Saisonziel ist auch dieses Jahr wieder der Ligaerhalt, aber möglichst ohne Abstiegskampf – dafür würde ein fünfter Tabellenrang bereits reichen.
In der zweiten Saison seit der Rückkehr ins Oberhaus verfolgt der RCOG erneut das Ziel Ligaerhalt, «da wir realistisch planen und Schritt für Schritt hin zu unserem Projektziel von «Next Level» machen möchten. In diesem Projekt haben wir 2020 definiert, dass wir uns bis ins Jahr 2025 mindestens einmal für die Playoffs qualifizieren möchten», begründet der sportliche Leiter Silvan Steiger die Zielsetzung. Er führt weiter aus: «Dieses Jahr gehen wir es aber ein wenig anders an. Wir möchten den Ligaerhalt nur mit eigenen Kräften schaffen und haben deshalb mit keinem Verein eine Doppellizenz oder einen Transfer ausgemacht.»
Ein neuer Cheftrainer ist beim Verein
Weiter stellt sich der RCOG auch in seinem Trainerteam neu auf. Ein Ziel des Projekts «Next Level» war die Anstellung eines Cheftrainers, der unter anderem verantwortlich für die Organisation und die Koordination unter den Trainern sowie für die Saisonplanung ist. Mit dem Vorarlberger Christian Graupeter hat der Club einen erfahrenen Cheftrainer engagieren können.
Aus Sicht des RCOG dürften auch in der Saison 2023 die «Big Three» aus Kriessern, Willisau und Freiamt die Medaillen unter sich ausmachen. Die Teams von Oberriet-Grabs, Schattdorf und Einsiedeln kämpfen dahinter um den letzten Playoffplatz und gegen den Abstieg.
Am Samstag trifft der RCOG zum Saisonauftakt um 19 Uhr auswärts auf den Nachbarverein Kriessern. Auch wenn die Favoritenrolle auf dem Papier beim Gastgeber liegt – das Derby wird auch in diesem Jahr wieder gute Stimmung in die Halle bringen. Und der RCOG wird alles daran setzen, dem grossen Favoriten ein Bein zu stellen.